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0210 - »Gorillas« zähmt man mit »Kanonen«

0210 - »Gorillas« zähmt man mit »Kanonen«

Titel: 0210 - »Gorillas« zähmt man mit »Kanonen« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: »Gorillas« zähmt man mit »Kanonen«
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nichts davon gemerkt«, antwortete ich kurz.
    Ich erwischte ein Taxi und ließ mich in die Stadtmitte fahren. Unter Beachtung aller Vorsichtsmaßnahmen suchte ich mir eine geeignete Telefonzelle. Ich wählte: 2-5-3-1-2.
    »Geben Sie folgende Nachrichten an Washington«, sagte ich, als unser Verbindungsmann sich meldete: »Zentrale verkehrt mit ihren Leuten in den Staaten über Kurzwellenfunk unter dem Rufzeichen QXB. Sendefrequenz noch unbekannt. Möglicherweise werden auch andere Rufzeichen benutzt. - Brandley will Falschgeld nicht in Boston abholen. Er fürchtet Polizeifalle.«
    Mein unbekannter Freund am anderen Ende der Leitung murmelte: »Gute Nase, der Junge!«
    »Boston soll hinhaltend mit Brandleys Mann verhandeln. Ich hoffe, dass ich bald neue Tipps geben kann. - Der geraubte Schatz aus dem Metropolitan-Museum soll nach Chestport gebracht werden. Anscheinend hat Brandley Schwierigkeiten, seine Beute aus den Staaten herauszubringen.«
    »Gute Nachrichten«, sagte 2-5-3-1-2 mit seinem leichten Texasakzent.
    »Außerdem bitte ich, Washington soll mir den G-man Phil Decker zur Unterstützung nach Cascarez schicken. Hier laufen so viele Amerikaner herum, dass einer mehr auch nicht auffällt.«
    »Sagen Sie das nicht«, antwortete mein Kollege. »Ich bin nicht sicher, ob nicht sogar ich schon aufgefallen bin. Ich werde das verdammte Gefühl nicht los, dass zwei oder drei Kerle ständig vor meinem Haus herumlungern und mir auf Schritt und Tritt nachfolgen, wohin ich auch immer gehe.«
    »Ausländer?«
    »Nein, Einheimische, diese üblichen Eckensteher, die nie eine ehrliche Arbeit annehmen, aber für ein paar Dollar ihre Seele dem Teufel verkaufen.« Er lachte, aber es klang ein wenig gekünstelt. »Wahrscheinlich habe ich einen kleinen Einsamkeitskoller. Außer zum Einkäufen komme ich aus meiner Bude ja nicht heraus.«
    »Sie sprechen Spanisch?«
    »Klar, sonst wäre ich für den Job nicht zu brauchen. Ich muss doch wenigstens auf Spanisch ›Fälsch verbunden‹ sagen können, wenn jemand aus Versehen meine Nummer wählt.«
    »Vielleicht ist es besser, wenn Sie mir sagen, wo Sie wohnen, damit ich Ihnen helfen kann, falls es sich als nötig erweisen sollte.«
    Er zögerte. »Schätze, dass es gegen die Vorschrift ist, aber wenn Sie die Auskunft anrufen, gibt man Ihnen die Adresse zu meiner Telefonnummer ohnehin. Also kann ich es auch selbst sagen. - Calle Boreira 54. Es ist ein schmales, weißes Haus in der nördlichen Altstadt, aber kommen Sie nicht, wenn ich Sie nicht ausdrücklich auffordere.«
    »Natürlich nicht! Haben Sie Washington von Ihrem Verdacht unterrichtet?«
    »Bis jetzt nicht.« Wieder lachte er. »Wissen Sie, es kann wirklich Einbildung sein. Die Kerle hier lungern schließlich immer irgendwo herum. Außerdem spielt die ganze Sache bisher unter Amerikanern. Einheimische sind hier noch nicht aufgetreten.«
    »Irrtum! Brandleys Yachtbesatzung besteht aus Indios, und ich wette, dass es eine Kleinigkeit für ihn ist, sich so viel Mestizen und sonstiges Gelichter zu kaufen, wie er braucht. Ich hoffe, Sie haben eine Waffe?«
    »Eine richtige, gute Smith & Wesson, aber ich bin nicht mit dem Auftrag hergeschickt worden, sie zu benutzen.«
    »Ich melde mich möglichst bald wieder.«
    Ich verließ die Zelle, schlenderte noch ein wenig durch die Straßen und ließ mich dann von einem Taxi zur Villa zurückfahren. Es war jetzt drei Uhr nachmittags. Die Sonne knallte vom wolkenlosen Himmel. Die Straßen waren so gut wie ausgestorben, und mein Taxifahrer verlangte den doppelten Fahrpreis. Ich zahlte widerstandslos, und der Taxifahrer beeilte sich, zu verschwinden, bevor ich es mir etwa noch überlegt hätte. Ich ging schon durch den Vorgarten, als ein unerklärliches Gefühl mich veranlasste, stehen zu bleiben und mich umzudrehen.
    Auf der anderen Straßenseite fuhr im Schritttempo ein nicht mehr ganz neuer Ford. Der Fhhrer beugte sich aus dem Seitenfenster und blickte zur Villa herüber. Auf seiner Stirn und an seinem Kinn klebten breite Streifen Heftpflaster, und eines seiner Augen war verfärbt und verschwollen, dennoch blieb Mister James Wyerings Gesicht unverkennbar.
    Eine Sekunde lang starrten wir uns an. Meine Hand zuckte zur Pistole. Es geschah nichts. Wyering gab Gas. Der Wagen gewann an Geschwindigkeit und verschwand aus meinem Blickfeld. Nachdenklich ging ich ins Haus. James Wyering hatte also den Sturz nicht nur überlebt, sondern er ging auch seinem alten Vergnügen nach, mich im Auge zu behalten.

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