0211 - Das Geistergrab
wimmelnden Spinnenmasse befand. »Keinen Schritt mehr und vor allen Dingen keine falsche Bewegung.«
Ich blieb stehen.
Die Spinnen hatten sich auf seinem Körper verteilt. Sie saßen überall. Auf dem Kopf, dem Gesicht, der Brust, den Armen, der Hüfte und den Beinen, und sie zitterten um die Wette, denn sie konnten nicht ruhig sein.
Ich mußte daran denken, daß sich auch hinter meinem Rücken die Spinnen befanden, und wohler wurde mir dabei nicht. Sie konnten sich lautlos an mich heranschleichen, plötzlich an mir hochklettern, so daß ich dastand und nichts machte, weil die Waffenmündung noch immer auf meinen Körper wies.
Von draußen hörte ich Stimmen, Dort suchten meine Freunde, die nicht einmal ahnten, in welch einer Lage ich mich befand.
Auch Boysen hatte die Stimmen vernommen. »Wag es nur nicht!«, warnte er mich. »Ein falscher Laut von dir, und ich drücke sofort ab. Darauf kannst du Gift nehmen.«
»Okay, ich habe verstanden.« An den schaurigen Anblick hatte ich mich inzwischen gewöhnt und auch daran, daß sich unter der krabbelnden Spinnenmasse ein Mensch befand, wenigstens Überreste davon. Ich wollte aber wissen, wie er zu dem geworden war. Wie hatte so etwas überhaupt kommen können?
»Wer hat dich zu dem Monstrum gemacht?« fragte ich ihn. »Wie kommt es, daß du kein Mensch mehr bist.«
»Ich war drüben.«
»Wo?«
»In der Leichenstadt.«
Da horchte ich auf. Ich dachte an Spanien, an ein altes Gemäuer, wo die Horror-Band aufgetreten war. Und ich dachte an einen Brunnen, der kein Wasser mehr abgab, aber der Einstieg in eine andere Dimension war. Durch ihn waren vier Musiker in ihr Reich verschwunden. In die Leichenstadt. [4] Irgendwie mußte diese Stadt mit Atlantis und den Großen Alten zusammenhängen. Allerdings hatte ich noch nicht herausgefunden, wie das kam, dazu war der erste Eindruck damals zu kurz gewesen, und hier, im Grenzgebiet beider deutscher Staaten, tauchte der Begriff wieder auf.
»Ich habe von ihr gehört«, sagte ich.
»Ja, das haben viele. Aber es wird ihnen nichts nützen. Wer einmal in ihr war, den läßt sie nie wieder los. Sie liegt in einer anderen Zeit, in einer anderen Dimension, und in ihr leben nur Tote. Ich sage bewußt leben. So wie ich, denn eine ungeheuer starke Magie hält sie wie ein Schutzschild umfangen.«
»Die Magie der Großen Alten?«
»Ja, genau sie. Sie erwacht allmählich aus einem tiefen Schlaf und hat ihre ersten Boten bereits in die Welt geschickt. Izzi ist gekommen. Izzi, der Riesenwurm. Er lauert auf seine Chance, und er wird sie bekommen, darauf kannst du dich verlassen, denn er hat einen starken Verbündeten bekommen.«
»Ist es Asmodis?« fragte ich.
Da lachte der Spinnenmensch. »Wer ist schon Asmodis? Ein Niemand, ein Nichts. Er soll sich auf sein Gebiet beschränken, sonst geht er unter. Und das weiß er auch. Nein, die Leichenstadt hat andere Herren. Dämonen, von denen du nie etwas gehört hast. Ausgestattet mit immenser Macht, der niemand etwas entgegenstellen kann. Die Leichenstadt wird irgendwann ihren tödlichen Zauber so weit ausbreiten, daß auch die Menschen davon erfaßt werden, darauf kannst du dich verlassen. Und niemand kann sie und ihre Bewohner stoppen. Selbst im alten Atlantis hat man es nicht geschafft. Atlantis ist untergegangen, die Leichenstadt jedoch hat überlebt.«
»Und du warst da?«
»Ja. Ich habe sie besucht und mit großen Dämonen gesprochen Mit Izzi und auch mit Belphégor...«
Wieder traf es mich wie ein unsichtbarer Peitschenhieb. Der Name Belphégor war gefallen. Fast schon hatte ich ihn vergessen, aber sofort stand wieder ein grauenvolles Abenteuer vor meinen Augen. Es lag lange zurück, als ich den Dämon in Paris traf, und er es schaffte, mich zu einem Zwerg zu machen. [5] Wir hatten Belphégor besiegen können, er war eingegangen in den Mikrokosmos, aber an seinen endgültigen Tod hatte ich nie geglaubt Hier bekam ich die Bestätigung, daß er noch lebte. Und zwar in der Leichenstadt. Und er wollte sich mit Izzi verbünden. Das würde ein höllisches Tandem ergeben.
Wieder einmal wurde mir bewußt, wie schwer, wenn nicht aussichtslos, unser Kampf überhaupt war Auf der einen Seite stand Asmodis mit seinen Helfern, wie Solo Morasso, der Mordliga und natürlich den unzahligen mächtigen Dämonen der Hölle - auf der anderen der gewaltige Komplex Atlantis, über den ich kaum einen Einblick, geschweige denn einen Überblick hatte.
Und beide machten sich daran, gegen die Menschen
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