0212 - Die Mikro-Festung
niedersank.
Ein Schuß streifte Redhorses Arm. Er taumelte. Die Umwelt schi- en im Rattern und Dröhnen der Waffen zu versinken, im Knistern der Flammen und im Schreien Belchmans, der wie ein Verrückter die Arme in die Luft warf, um Redhorse zu größter Schnelligkeit anzutreiben.
Pfuiiiit! Pfuiiiit! Pfuiiii! Eine Serie von Querschlägern heulte am Haus entlang.
Lope Losar kam neben Belchman an. Redhorse sah, daß der Waffenmeister humpelte und mehr in die Deckung hineinfiel, als er ging.
Dann war auch Redhorse am Ende des Gebäudes angelangt.
Wie aus weiter Ferne hörte er das regelmäßige Tack-Tack von Minirakgeschossen.
Das war Sanchon.
Und Sanchon war noch irgendwo auf dem freien Platz. Die Tat- sache, daß er schoß, bewies, daß er noch am Leben war.
Redhorse schaute sich aufmerksam um. Sie befanden sich jetzt zwischen zwei langen Gebäuden. Auf der linken Seite sah der Cheyenne ein großes Tor, das etwas offenstand. Von dort schien keine Gefahr zu drohen. Es widerstrebte Redhorse jedoch, jetzt dorthin zu fliehen - solange Sanchon noch nicht in Sicherheit war.
Lope Losar riß seine Hose auf. Seine linke Wade war blutver- krustet.
„Diese üblen Bunkerköpfe!" sagte er.
Damit hatte er den Namen für die Bewohner Llalags geprägt.
Redhorse zog einen kleinen Notverband aus seiner Universalta- sche. Dann desinfizierte er die Wunde. Das Geschoß hatte Losars Bein glatt durchschlagen.
„Sie werden nicht gehen können", sagte Redhorse und versuchte seine Stimme sorglos klingen zu lassen.
„Ich kann gehen", erklärte der Waffenmeister. „Ich kann sogar rennen."
„Wir müssen uns beeilen", sagte Belchman von der Ecke her.
„Sie kommen rasch näher."
„Wo ist Sanchon?" fragte Redhorse.
„Auf dem Dach des flachen Gebäudes dort drüben", sagte Belch- man.
Redhorse blickte in die angegebene Richtung. Oleg Sanchon lag auf dem Dach einer kleinen Halle. Er hatte sich an den Lianen ei- ner Schlingpflanze hochgearbeitet.
Sanchon schoß nicht mehr. Unter ihm standen drei Roboter und warteten offenbar darauf, daß sie ihren Gegner zu sehen beka- men.
Redhorse fragte bedrückt: „Ob er tot ist?"
„Dieser Elefant?" Belchman grinste.
18 „Machen wir uns keine Sorgen um ihn. Im Augenblick scheinen sich die Bunkerköpfe mehr für uns zu interessieren."
Plötzlich hob Sanchon den Kopf und blickte zu ihnen herüber.
Redhorse winkte ihm zu. Der Techniker gab ein kurzes Zeichen mit der Hand. Redhorse versuchte, dem abgeschnittenen Mann begreiflich zu machen, wohin sie sich wenden würden. Schließlich nickte Sanchon verstehend.
Da schlugen die ersten Geschosse vor ihnen ein.
„Es geht los!" rief Belchman.
Wie wenig hat er von einem Mediziner an sich, dachte Redhorse verwundert, und wie viel von einem Kämpfer.
Dann rannten sie gemeinsam auf das Tor am Ende des Gebäu- des zu. Auch Losar rannte, obwohl sein Gesicht vor Schmerzen verzogen war. Kaum waren sie hinter dem Tor verschwunden, als die ersten Verfolger um die Ecke kamen.
Redhorse und seine Begleiter gelangten in eine halbdunkle Hal- le, die als Lagerraum zu dienen schien. Im Ungewissen Licht sah Redhorse einige quadratische Gegenstände.
Lope Losar stöhnte leise. Unverhofft brach eine Flut unklarer Empfindungen über Redhorse herein. Ausgelöst durch Losars schmerzvolles Stöhnen hämmerte unaufhörlich der Gedanke in sein Bewußtsein: Du bist zwei Millimeter groß! Du bist zwei Milli- meter groß!
Jener Teil von Redhorses Verstand, der mit der üblichen Schärfe arbeitete, begriff bestürzt, daß er diese Erkenntnis bisher gewalt- sam in seinem Unterbewußtsein niedergedrückt hatte, daß sie dort nur auf einen günstigen Moment geistiger Unachtsamkeit gelauert hatte, um mit dämonischer Heftigkeit hervorzubrechen.
Einen Augenblick lang - während ein fürchterlicher Kampf in ihm tobte - glich der Cheyenne einer Statue, die seit Äonen Wache hielt.
„He, Captain!" Das war Belchmans Stimme, die aus der Dunkel- heit kam.
Redhorse schwankte etwas - und dann ließ er das Wissen um seine schreckliche Kleinheit in sein Bewußtsein einfließen - sorg- sam dosiert von einer mächtigen Willensanstrengung. Wild vor Stolz, daß er jetzt gegen alle Angriffe des Wahnsinns gewappnet war, löste er sich aus seiner Starre. Er vermochte von nun an furchtlos mit der Tatsache seiner Winzigkeit zu leben.
Yatahay! dachte er. Alles ist gut.
Er ging zur Tür zurück und spähte ins Freie.
Mindestens dreißig Roboter waren im Anmarsch. Eine Gruppe von
Weitere Kostenlose Bücher