0212 - Die Mikro-Festung
dunklen Raum. Die Tür wurde zu- geschlagen. Sanchon trocknete sich das schweißnasse Gesicht ab. Die Luft, die er atmete, roch nach Moder und Verwesung. Er wünschte, er hätte etwas sehen können. Er hörte, wie sich Losar und Aybron in der Dunkelheit bewegten.
Sanchon tastete sich dorthin, wo er den Eingang vermutete. Sei- ne ausgestreckten Hände berührten die feuchte Wand. Von ver- schiedenen Stellen hörte er das Tropfen von Wasser. Der Techni- ker war entschlossen, einen Ausweg aus diesem Gefängnis zu fin- den. Er fragte sich jedoch, ob Entschlossenheit allein dazu genü- gen würde.
„Ich habe die andere Wand erreicht", sagte Zantos Aybron in die- sem Augenblick. „Der Raum ist genau sieben Meter breit."
Sieben Millimeter! schoß es Sanchon durch den Kopf. Er unter- drückte diesen Gedanken sofort wieder. Für sie waren es sieben Meter.
Kurz darauf stellte Lope Losar fest, daß ihr Gefängnis neun Me- ter lang war. Die Höhe konnten sie nicht messen. Auch als Sanchon auf Losars Rücken kletterte, vermochte er die Decke nicht zu berühren. Der Raum war vollkommen leer. In der Nähe des Eingangs war der Boden nicht so feucht wie im übrigen Raum.
Dort ließen sich die drei Männer nieder. Sanchon aß etwas von den Nahrungskonzentraten, die er bei sich hatte. Er bot Losar und Aybron davon an, doch die beiden Männer lehnten ab.
Sanchon hatte das Gefühl, daß ihn Belchmans gebrochene Au- gen aus der Finsternis heraus anstarrten. Der Boden, auf dem sie 33 saßen, schien leicht zu vibrieren. Das konnte bedeuten, daß unter ihnen ein Raum mit großen Kraftanlagen war.
Je länger sie warteten, desto schneller schwand Oleg Sanchons Zuversicht dahin. Er war sich darüber im klaren, daß sie ohne technische Hilfsmittel keine Chance zur Flucht hatten.
Sanchon wußte nicht, wie viel Zeit verstrichen war, als Zantos Aybron sagte: „Losar, schrauben Sie meine Rückenplatte ab."
Redhorses Gehirn wurde zu einer präzis funktionierenden Ma- schine, die jede gefühlsmäßige Beeinflussung unterdrückte. Der Grund, weshalb man ihn in dieses Gewölbe gebracht hatte, war so ungeheuerlich, daß der Captain sich zum sofortigen Handeln ent- schloß.
Redhorse wußte, daß ihn jedes weitere Zögern dem Verderben aussetzen mußte. Ohne die drei Bunkerköpfe aus den Augen zu lassen, zog er sich einige Schritte zurück. Die drei Fremden lagen nur einen Meter vom Rande des Schachts entfernt. Wieder er- scholl das Brüllen und ließ die Wände erbeben. Redhorse konnte sich im Augenblick keine Gedanken darüber machen, was dieses Tier dort unten vor einer Verkleinerung bewahrt hatte. Er rief sich ins Gedächtnis, daß dieses Ungeheuer in Wirklichkeit nur einen Zentimeter groß und mit Sicherheit harmlos war.
Don Redhorse sprang mitten unter die drei Bunkerköpfe, die noch immer in wilder Verzückung mit den Armen um sich schlu- gen. Der Captain machte der Zeremonie ein Ende, indem er einen der drei an den Beinen packte und mit einem Ruck in den Schacht stieß. Mit einem dumpfen Klatschen landete der Körper in der Tie- fe. Das Monstrum begann zu brüllen. Wasserfontänen spritzten über den Rand des Schachtes. Unerträglicher Gestank breitete sich aus. Redhorse hatte den zweiten Bunkerkopf an den Beinen umklammert. Dieser war jedoch gewarnt und stemmte sich mit den Armen verzweifelt gegen den Boden. Redhorse wußte, daß er ver- loren war, wenn der dritte Gegner in den Kampf eingriff. Er drückte mit aller Kraft, um den schweren Metallkörper in den Schacht zu stoßen. Der Bunkerkopf wollte sich herumwerfen. Redhorse verlor sein Gleichgewicht und stürzte. Dabei mußte er seinen Widersa- cher loslassen. Unmittelbar neben dem Schacht gelang es Red- horse, einen Arm des Roboters zu fassen. Da war der dritte Geg- ner heran und wollte sich auf Redhorse werfen. Redhorses einzi- ger Vorteil war seine Schnelligkeit - und diese nutzte er aus. Blitz- schnell wich er zur Seite, am Rande des tödlichen Abgrundes. Die beiden Metallkörper krachten aufeinander. Redhorse warf sich auf den Rücken und stemmte beide Füße gegen die ineinander ver- schlungenen Bunkerköpfe.
So stieß er sie in die Tiefe.
Er hörte sie aufprallen und lag eine Weile zitternd da, gegen Übelkeit und Atemnot ankämpfend. Wäre er in diesem Augenblick angegriffen worden, hätte er sich nicht wehren können. Er war sich bewußt, daß er gegen Wesen kämpfte, die verzweifelt um jede Existenzmöglichkeit rangen. Das um so mehr, weil sie ein unnatür- liches
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