0213 - Amazonen-Rache
Schlupfwinkel zu betreten.
Wieder ein Versteck weniger für den Dämon.
Und Thia Medixa begab sich auf die Suche nach weiteren Höhlen, denn wenn der Dämon sich nicht mehr verkriechen konnte, würden sie ihn leichter finden, stellen und töten können.
***
Rauschender Beifall. Das Konzert war zu Ende.
»Ein Hochgenuß«, behauptete Nicole Duval.
Sie applaudierte sich die Hände heiß. Zamorras Begeisterung hielt sich in Grenzen. Verständlich. Er war mit seinen Gedanken woanders. Immerhin hatte er eine ernstzunehmende Morddrohung erhalten. Ein Dämon trachtete ihm nach dem Leben. Wann würden sie einander begegnen? Heute schon? Hier in diesem festlichen Gebäude? Draußen auf der Straße? Das Böse kann überall zuschlagen. Zamorra hatte schon oft erlebt, daß die Angriffe wie ein Blitz aus heiterem Himmel erfolgten.
Auch Odinsson applaudierte begeistert.
Der magere Dirigent verneigte sich, und Professor Zamorra erinnerte sich unwillkürlich an Marcello d’Oro, der das Höllenorchester dirigiert hatte. [1] Mit Hilfe des Musikstücks Diabolique war es d’Oro gelungen, Gewalt über die Zuschauer zu bekommen, und nicht nur das. Das Amulett des Parapsychologen hatte sich gegen seinen Träger gewandt. Dies wäre Professor Zamorra beinahe zum Verhängnis geworden. Er dachte schaudernd an dieses Abenteuer, während sich der Dirigent weiter verneigte.
Als sie die Loge verließen, sagte Nicole: »Ein herrlicher Abschluß für unseren Aufenthalt in dieser Stadt.«
»Wollt ihr wirklich morgen schon nach Frankreich zurückkehren?« fragte Balder Odinsson. »Könnt ihr nicht noch zwei, drei Tage anhängen? Nur so, zum Faulenzen.«
»Seit wann hast du denn Zeit zum Faulenzen?« fragte Nicole Duval schmunzelnd. »Die im Pentagon wissen doch längst, daß du schon wieder für eine neue Aufgabe frei bist.«
Odinsson grinste. »Ich könnte mich krank melden.«
»Das tust du niemals. Dazu liebst du deinen Job viel zu sehr.«
Der Colonel lachte. »Donnerwetter, du kennst mich beinahe besser als ich mich selbst.«
»Ich bin eben eine hervorragende Menschenkennerin.«
»Scheint so.«
Sie blieben im Foyer kurz stehen. Jetzt erst fiel Nicole Duval auf, daß Professor Zamorra sich an der Unterhaltung nicht beteiligte. Er schien mit seinen Gedanken weit fort zu sein. Vielleicht schon zu Hause? Auf Château Montagne?
»Du, großer Magier, was ist denn mit dir?« erkundigte sich Nicole. »Ist irgend etwas nicht in Ordnung?«
Zamorra wollte weder sie noch Odinsson beunruhigen, deshalb beabsichtigte er, nicht über den telepathischen Kontakt zu sprechen. Er zuckte mit den Schultern.
»Es ist alles bestens. Warum fragst du?«
»Weil du nicht so aussiehst. Ist er nicht ein wenig blaß um die Nase?« Die Frage war an Balder Odinsson gerichtet.
Der Sonderbevollmächtigte des Pentagon nickte. »Ist dir nicht gut, Zamorra?«
»Eine kleine Magenverstimmung«, antwortete der Parapsychologe.
»Das ist nicht wahr!« widersprach Nicole Duval. »Die Dackelfalten auf deiner Stirn verraten mir, daß du Sorgen hast. Du mußt mit uns darüber reden. Hast du auf einmal kein Vertrauen mehr zu uns?«
»Doch, natürlich…«
»Wo drückt der Schuh, Zamorra?« wollte Odinsson wissen.
Sie hätten ja doch nicht eher Ruhe gegeben, bis er es ihnen sagte. Um die Sache abzukürzen, erzählte er ihnen, was ihm Re Arm-nyo angekündigt hatte. Nicole Duval und Odinsson schauten die Menschen, von denen sie umgeben waren, von diesem Moment an mit anderen Augen an. Hinter der vertrauenerweckendsten, friedfertigsten Fassade konnte ein Dämon stecken.
»Wir sollten trachten, so rasch wie möglich nach Hause zu kommen«, brummte der Colonel beunruhigt.
Sie gingen weiter und wurden mit dem Publikumsstrom auf die Straße hinausgeschwemmt. Taxis machten das große Geschäft. Odinsson sagte: »Wartet hier, ich hole meinen Wagen.«
Da spürte Zamorra einen feindlichen Impuls. Ein Prickeln lief über seine Brust. Der Dämon mußte ganz nahe sein!
***
Re Arm-nyo, in der Gestalt von Lee Gutter, hatte sich eine halbe Stunde vor Konzertende auf die Lauer gelegt. Er grinste. Dadurch, daß er Zamorra wissen lassen hatte, was ihm bevorstand, machte er den Parapsychologen unruhig. Die Nervosität würde den Meister des Übersinnlichen wie eine heimtückische Krankheit von innen her auffressen, würde ihn aushöhlen und unsicher machen. Mißtrauen ist ein schleichendes Gift. Zamorra würde es jedem Menschen entgegenbringen müssen, denn er konnte nicht wissen, in
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