0213 - Amazonen-Rache
sie gehalten! Du wirst alles hergeben, was du mir vorenthalten hast. Alles, hörst du?«
»Ja«, wimmerte das Mädchen.
»Und ich werde meinen Anteil an deinem Verdienst erhöhen. Ich war bisher zu gut zu dir, das wird sich von heute an ändern, und wage nicht, mich noch einmal zu betrügen, Jenny. Das würdest du nicht überleben!«
Sie haßte ihn. Sie wünschte ihm den Tod. Aber sie hatte nicht den Mut, ihm das zu sagen. Durch ihren Körper tobten Schmerzwellen. Er hatte sie kaum ins Gesicht geschlagen, damit sie hinterher Weiterarbeiten konnte. »Beschützer« nannte sich dieser Blutsauger. Er war ein Parasit. Ein Teufel. Wenn er in diesem Moment umgefallen wäre, hätte Jenny vor Begeisterung gelacht, trotz der Schmerzen, die sie peinigten.
»Ich kriege das Geld noch heute von dir!« sagte Roscoe Jordan grimmig.
»Ja.«
»Steh auf!«
Jenny erhob sich. Es fiel ihr nicht leicht. Sie biß die Zähne zusammen. Gott, wie hatte sie nur an dieses Schwein geraten können? Er machte sie fertig, und sie konnte nichts dagegen tun. Weglaufen? Seine Männer hätten sie zurückgeholt, und was er dann mit ihr gemacht hätte, war nicht auszudenken.
»Verschwinde!« befahl Jordan rauh. »Laß dir nicht einfallen, dich für heute schon auf die faule Haut zu legen. Du wirst von nun an mehr Fleiß als bisher an den Tag legen. Wenn du nicht spurst…« Er machte die Geste des Halsabschneidens.
Sie wandte sich um und humpelte aus dem Büro.
Zwei Leibwächter sicherten die Tür draußen ab. Als Jenny aus dem Raum trat, grinsten die Kerle sie schadenfroh an.
»Ja, ja«, sagte Patrick Stack. »So geht’s, wenn man nicht ehrlich ist.«
Pete Anderson tippte sich an die Stirn. »Eine krumme Tour bei unserem Boß! Mädchen, du mußt ’ne Meise haben!«
»Ihr könnt mich mal!« gab Jenny Marshall heiser zurück und suchte die Toilette auf, um sich frischzumachen. Anschließend begab sie sich an die Bar und trank einen doppelten Scotch, ehe sie den Nightclub verließ.
An der Eingangstür stieß sie mit Lee Gutter zusammen. Sie lächelte ihn müde an. »Na, Süßer, wie wär’s mit uns beiden?«
»Verdufte!« zischte Re Arm-nyo.
»Es soll Kerle geben, die können’s bei den Rippen herausschwitzen«, giftete das Mädchen und ging.
Gutter betrat den Nightclub. Ein magerer, offensichtlich süchtiger Bursche bat ihn um einen Dollar. Lee Gutter sagte kein Wort. Er starrte den Junkie nur an. So durchdringend, daß der Kerl sich augenblicklich ängstlich verkrümelte.
Schwüle Musik tropfte in den Raum. Rauchblaue Schwaden hingen unter der Decke. Auf einer Bühne, die von roten Samtvorhängen eingerahmt war, entkleidete sich langsam ein blondes Mädchen. Sie hatte unverschämt lange Beine und eine mächtige Portion Sex-Appeal. Den meisten Männern lief das Wasser im Mund zusammen. Lee Gutter interessierte sich kaum für sie. Sein Besuch galt dem Besitzer des Nightclubs.
Obwohl der Unscheinbare noch nie hier gewesen war, wußte er, welchen Weg er einschlagen mußte. Während sich die Blonde auf dem Boden wie eine Schlange ringelte, schlug Gutter einen schweren Vorhang zur Seite und trat gleich darauf durch eine Mahagonitür.
Patrick Stack und Pete Anderson, zwei Hünen, musterten den Unscheinbaren.
»Haben Sie sich verlaufen, Mister?« fragte Stack. Spott klang in seiner Stimme mit.
»Nein«, gab Gutter kalt zurück. »Ich bin hier richtig.«
»Glaube ich kaum«, entgegnete Anderson. »Hier ist Unbefugten der Zutritt nämlich verboten.«
»Ich bin kein Unbefugter.«
»Das bestimmen wir, Meister!«
»Ich will zu Jordan!«
Anderson grinste. »Wollen kann man viel, aber nicht jeder Wunsch geht in Erfüllung. Sie sind alt genug, um diese Erfahrung schon gemacht zu haben. Was möchten Sie von Mister Jordan?«
»Das sage ich ihm persönlich«, erwiderte Re Arm-nyo schroff.
»Mein Lieber, Ihr Ton gefällt uns nicht!« knurrte Patrick Stack.
»Das ist mir egal.«
»Sie riskieren, daß wir Ihnen die Schneidezähne lockern.«
»Das versucht mal, ihr Hampelmänner!«
Das ließen sich Stack und Anderson nicht zweimal sagen. Es war verdammt langweilig, vor der Tür zu stehen und nichts zu tun zu haben. Endlich gab es mal eine willkommene Abwechslung. Die Bodyguards waren ausgesuchte Fighter. Sie trainierten viel, um in Form zu bleiben. Natürlich steckten Pistolen in ihrer Schulterhalfter. Die wollten sie gegen den Unscheinbaren aber nicht einsetzen. Für den genügten die Fäuste. Glaubten sie.
Gleichzeitig stürzten sie sich
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