0213 - Giganten am Südpol
Geräusch der Kuppelmaschinen von oben.
„Aha!" bemerkte Atlan bissig. „Der Mann mit der organischen Rechenmaschine hat eine fertige Lösung bei der Hand!"
Tolot ging nicht darauf ein.
„Beim Anmarsch auf die Kuppel habe ich einige Löcher gesehen, die eigentlich nur der Belüftung dienen können. Sie verlaufen in relativ kleinen Abständen rings um die Kuppel herum. Diese 'Ringe' setzen sich nach oben hin fort. Meiner Meinung nach sollten wir in irgendeine dieser Luftöffnungen einsteigen und versuchen, drinnen eine wichtige Maschine zu finden, unter die wir dann unsere Ladungen legen."
„Also uns auf einen glücklichen Zufall verlassen", bemerkte Atlan.
„Ich denke", sagte Rhodan bedächtig, „der Plan Tolots ist unter den gegebenen Umständen der einzig realisierbare. Wenn schon Tolots Planhirn keine bessere Möglichkeit errechnen kann, dann, meine Herren, können wir es auch nicht. - Tolot in welcher Höhe verläuft der erste Ring der Luftöffnungen?"
„Ich schätze", erwiderte der Haluter ungewöhnlich gedämpft, „.
Für die Begriffe normal großer Wesen in drei Meter Höhe..."
Taka Hokkado stieß einen langgezogenen Seufzer aus.
„Sie haben auch allen Grund dazu" bemerkte Rhodan sarkastisch und nicht ohne Bitterkeit. „Drei Kilometer Steilwand - und wir haben bisher höchstens vierhundert Meter geschafft...!"
In zwei Kilometern Höhe wurde die fünfte Rast eingelegt.
Die Männer wollten einfach in den tiefsten Winkel der Rostpore kriechen, in der sie gerade standen, und schlafen. Rhodan ordnete jedoch an, daß die Rast höchstens zu einem Imbiß genutzt werden durfte. Er fürchtete, daß ein längeres Verweilen und vor allem eine völlige Entspannung - den weiteren Aufstieg in Frage gestellt hätte.
Ray Burdick nickte ihm auf seinen fragenden Blick hin stumm zu.
Er, als erfahrener Bergsteiger, teilte Rhodans Bedenken.
So brach die Gruppe nach zehn Minuten wieder auf. Kaum einer wagte es in die gähnende Tiefe zu schauen. Es war doch ein gewaltiger Unterschied, ob man bei einem Test oder einer Übung schwerelos allein im Weltraum schwebte oder unter der Einwirkung der Schwerkraft an einer Steilwand hing, zweitausend Meter über dem Boden.
Längst waren die Gespräche verstummt. Mit verbissener Wut zogen die Männer sich Meter um Meter empor, der Erschöpfung nahe und noch dazu wissend, daß jeder Meter in Wirklichkeit nur ein Millimeter war. Selbst Kasom und Rudo atmeten hastiger und lauter als sonst.
Allein Icho Tolot schien der Aufstieg nichts auszumachen. Der Haluter zog inzwischen vier Wagen und hatte Hokkado einen Teil seines Rückengepäcks abgenommen. Rhodan wünschte sich, er könnte ebenfalls einen seiner Leute entlasten. Doch auch er mußte sich immer wieder zusammenreißen, um nicht einem Schwächeanfall zu erliegen und einfach loszulassen. Das Blut hämmerte heiß und schmerzhaft in seinen Schläfen.
Und das Dröhnen und Vibrieren wurde stärker und stärker.
„Noch fünfzig Meter!" meldete Tolot nach einer Ewigkeit.
„Letzte Rast!" befahl Rhodan. Er wußte, daß es unklug war, so kurz vor dem Ziel noch einmal auszuruhen, aber er konnte einfach nicht weiter. Rote Nebel wallten vor seinen Augen.
Zehn Minuten später, gerade wollten sie wieder aufbrechen, erkannte Rhodan, daß ihre physische Schwäche ihnen das Leben gerettet hatte.
Jählings schwoll das Dröhnen an, wurde zu ohrenbetäubendem Orgeln und Brausen - und dann brach ein Höllenlärm los, als würde in unmittelbarer Nähe ein Raumschiff seine Triebwerke auf Vollast schalten.
Die Luft erhitzte sich. Rhodan klammerte sich mit den Fingern in einem Korrosionsriß fest. Mühsam rang er um Atem. Ein Regen heißer Splitter stürzte wirbelnd an ihm vorbei in die Tiefe - winzige Rostpartikelchen, die durch den Orkan abgelöst worden waren.
Die Kante des Risses, die ihm Halt gab, brach ab, als ein schwerer Körper von oben auf seine Arme prallte. Das Seil der Selbstsicherung gab nach. Rhodan spürte, wie er unaufhaltsam in die Tiefe glitt. Er spuckte, hustete und keuchte, als eine warme Flüssigkeit ihm in den Mund lief. Es roch nach Schweiß, nach Staub, Rost und Blut. Und dann gab es einen heftigen Ruck.
Wie aus weiter Ferne vernahm Rhodan Stimmen. Das orkanartige Tosen war verstummt. Aber es schien dunkel geworden zu sein. „Hier! Greifen Sie zu!" vernahm er Eysemans Stimme.
Es wurde wieder hell. Ruckweises Zerren und Ziehen beförderte Rhodan Zentimeter um Zentimeter höher, bis er wieder in seiner Rostpore
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