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0213 - Wir stiegen ein ins Sarggeschäft

0213 - Wir stiegen ein ins Sarggeschäft

Titel: 0213 - Wir stiegen ein ins Sarggeschäft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir stiegen ein ins Sarggeschäft
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ausgehoben und die Särge herausgeholt?«
    Brettman schüttelte entschieden den Kopf.
    »Das glaube ich nicht. Ich weiß, was für eine Arbeit das ist, ein Grab auszuheben. Aber denken sie doch mal an die Fabrikhalle, die ein Tor zum Friedhof hin hat. Eine Fabrikhalle, in der hunderte von leeren Särgen bereitstehen.«
    Myers klatschte sich begeistert mit der rechten Hand auf den Oberschenkel.
    »Sie haben Ihren Beruf verfehlt«, sagte er. »Sie hätten Detektiv werden sollen, Mr. Brettman. Sie verstehen es mustergültig, aus den Gegebenheiten eines Falles die richtigen Folgerungen zu ziehen.«
    »Na ja«, wehrte Daddy bescheiden ab. »Bei meinem Beruf denkt man viel nach, das ist alles. Jedenfalls nahm ich meine Flasche Gin und schlich mich abends durch eine Lücke in der Hecke auf den Friedhof. Die Lücke hatte ich mir am Nachmittag erst selber unauffällig zurechtgemacht. Und was glauben Sie, Sir, was ich fand?«
    Myers beugte sich gespannt vor.
    »Keine Ahnung« , gab er zu. »Was denn?«
    »Der Riegel«, erklärte Daddy Brettman mit lebhaften Gesten. »Der Riegel, mit dem das Fabriktor abgeschlossen wird, der lässt sich ganz leicht ausheben. Man braucht nur ein Taschenmesser oder einen Schraubenzieher oder was Ähnliches. Wie ich das erst mal entdeckt hatte, da wusste ich, dass meine Vermutung richtig sein musste. Ich nahm also meine Flasche Gin und legte mich in einen leeren Sarg in der Fabrikhalle.«
    »Und?«, fieberte Myers vor Spannung. »Was ist passiert?«
    Daddy Brettman verzog verlegen das Gesicht.
    »Ich habe nach und nach den Gin ausgetrunken und bin eingeschlafen«, seufzte erbetrübt. »Das ist passiert. Ich hab gar nicht gemerkt, wie die Arbeiter am nächsten Morgen meinen Sarg vom Stapel runterholten, mit dem Lattengestell umnagelten und zur Bahn schickten.«
    Myers lachte.
    »Großartig«, sagte er. »Man könnte das für eine urkomische Geschichte halten, wenn sie nicht so einen ernsten Hintergrund hätte. Ach bitte, Sergeant, reichen Sie mir doch einmal das Telefon herüber. Da die Geschichte inzwischen über die ganze USA hinwegreicht, wollen wir das FBI einschalten. Wer weiß, wo überallhin noch Särge verschickt worden sind, in denen Leichen lagen. Ja, hallo? Polizeigespräch mit dem FBI in New York City. Ja, ich warte…«
    »Hören Sie, Myers«, sagte Phil nach fast einem viertelstündigen Gespräch, »lassen Sie Daddy Brettman zum Flugplatz bringen und auf FBI-Kosten sofort in die nächste Maschine nach New York setzen. Rufen Sie uns an, sobald Sie wissen, mit welcher Maschine er abgeflogen ist, damit wir ihn vom Flughafen abholen lassen können.«
    »Geht in Ordnung, Mr. Decker«, hörte ich in der Mithörmuschel, die ich mir ans rechte Ohr hielt, um das Gespräch mitzuhören. »Was soll mit den beiden Leichen geschehen?«
    »Darüber erhalten Sie noch Bescheid. Hat man keine Personalpapiere bei Ihnen gefunden?«
    »Doch, Sir. Aber leider habe ich sie im Augenblick nicht hier. Sie liegen mit den anderen Sachen im Präsidium.«
    »Geben Sie uns alle Daten aus den Papieren durch, wenn Sie uns wegen Brettmans Flugzeug anrufen. Sobald sonst noch etwas Neues in der Geschichte auftaucht, rufen Sie uns sofort an. Wir bleiben miteinander in Kontakt, einverstanden?«
    »Sehr gern, Mr. Decker. Es ist eine große Freude für mich, dass ich mit dem FBI Zusammenarbeiten darf.«
    Phil grinste, was Myers natürlich nicht sehen konnte.
    »Und wir freuen uns, so einen tüchtigen Burschen wie Sie in der Sache tätig zu wissen. So long, Myers.«
    Phil legte den Hörer hin. Mr. Verdo war inzwischen aus der erkennungsdienstlichen Abteilung zurückgekommen und hatte still und unauffällig auf seinem Stuhl gesessen. Ehrlich gesagt, wäre es mir lieber gewesen, Verdos Sache wäre anderen G-men übergeben worden, die mehr als mysteriöse Geschichte mit den Särgen reizte mich viel mehr als eine simple, gewöhnliche Erpressung. Aber dann fiel mir plötzlich ein, dass auch Verdos Wohnung nur wenige Blocks vom St.-Clemens-Friedhof entfernt lag. Und das kam mir doch reichlich seltsam vor. Es gibt manchmal Zufälle, die so unwahrscheinlich anmuten, dass sie einem schon nicht mehr als Zufall erscheinen. Immerhin gab es damals nicht den leisesten Fingerzeig dafür, dass zwischen den Erpressungen und den Särgen ein direkter Zusammenhang bestehen könnte. Wir mussten also zunächst der Überzeugung sein, wir bearbeiteten zwei völlig verschiedene Fälle nebeneinander her, wie es bei der Menge der anfallenden Arbeit

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