0214 - Die Leichenkutsche von London
sinken, und beide sahen zu, wie sich der unheimliche Eindringling bückte und mit seinen Klauen nach dem plötzlich schreienden Jason Frogg griff.
Durch das Fenster stieg der zweite. Er sah ja noch menschlich aus, auch wenn der Schleim aus seinem Gesicht quoll, und Jay Qualston war es, der sich nicht halten konnte und feuerte. Er hielt auf den Ghoul, gab ihm die Kugel, die mit einem klatschenden Laut in dessen Körper hieb, ihn allerdings nicht vernichten konnte.
Der Ghoul blieb auf den Beinen! Dabei hatte er die Kugel verschluckt wie eine Pille.
»Jay«, flüsterte Ray Qualston, »das darf doch nicht wahr sein. Das…das kann ich nicht glauben…«
»Mußt du aber!« knirschte Jay.
Beide schauten sie zu, wie Xorron ihren Boß hoch wuchtete, der sich nicht mehr halten konnte und anfing zu greinen wie ein altes Waschweib.
Trotz seiner Angst dachte er noch an den Revolver in der rechten Hand.
Es gelang ihm auch, den Lauf so herumzubringen, daß er die Mündung gegen den Kopf des weißlich schimmernden Wesens pressen konnte.
Sein Gesicht befand sich in Höhe der Waffe und der Hand. Es verzerrte sich wie unter einer ungeheuren Anstrengung, als er den Finger krümmte und schoß.
Jeder Kopf wäre von der großkalibrigen Kugel zerstört worden. Nicht so Xorrons. Die Kugel drückte ihn nicht einmal ein, bevor sie als Querschläger durch das Büro pfiff.
Der Ghoul fing an zu lachen. Er freute sich auf die drei Opfer und bewegte sich an Xorron vorbei, auf die beiden Qualston-Brüder zu.
Xorron jedoch hatte mit einer Klaue nach einem Brieföffner gegriffen, während die andere den Hafenboß festhielt, so daß er sich nicht befreien konnte.
Xorron hob die Rechte. Fast erreichte seine Faust die an der Decke hängende Neonleuchte.
Dann fiel sie nach unten.
Es war ein brutaler, grauenhafter Mord, der selbst die Qualston-Brüder schockte, und die hatten in ihrem Verbrecherleben wahrlich viel gesehen und erlebt.
Die beiden standen da und zitterten. Ihre Gesichter glänzten wie mit Speck eingerieben, und der sich nähernde Ghoul kicherte hämisch, während Jason Frogg tot auf seinem Schreibtisch zusammensank.
In wilder Panik feuerten die beiden Männer.
Vor den Mündungen ihrer Waffen leuchtete es fahl. Sie jagten Kugel auf Kugel aus dem Lauf und schauten dabei zu, wie die Geschosse in den Körper des Ghouls hieben.
Manchmal trafen sie auch nicht, weil sie zu überhastet feuerten. Ein Querschläger wurde Ray Qualston zum Verhängnis. Unter dem ausgestreckten Arm spürte er den harten Schlag an der rechten Seite, stöhnte auf und brach in die Knie.
»Ray!« In der Stimme seines Killerbruders zitterte die Panik. Jay Qualston schüttelte den Kopf, als er Ray mit schmerzverzerrtem Gesicht an der Wand zu Boden rutschen sah und er mit seinem Körper auf die Waffe fiel.
Der Ghoul war schon da.
Er streckte seine gierigen Arme nach Ray aus und hinterließ eine dicke, geleeartige, grünliche Spur auf dessen Gesicht. Jetzt hatte er ebenfalls ein Opfer.
Jay Qualston wußte, daß er seinem Bruder nicht mehr helfen konnte. Die anderen waren zu stark, und wenn er dieses Büro noch lebend verlassen wollte, mußte er fliehen.
Auf dem Absatz machte er kehrt. Den Weg nach draußen kannte er im Schlaf. Oft genug war er ihn gegangen. Als er die Tür aufriß, tat sein Bruder Ray soeben seinen letzten qualvollen Atemzug. Das bekam Jay Qualston nicht mehr mit. Er wollte und mußte seine eigene Haut retten.
Für einen Moment durchzuckte ihn der Gedanke an Logan Costello.
Wen hatte dieser Mann nur geschickt? Das waren keine Menschen mehr, sondern Killermaschinen. An den Dämonen glaubte Jay nicht. Er hatte von ihnen höchstens mal etwas gehört oder im Kino gesehen und darüber gelacht. Daß dies einmal tödlicher Ernst werden könnte, war für ihn unbegreiflich.
Halbblind vor Angst und Entsetzen taumelte Jay Qualston in den schmalen Gang. Er schüttelte sich, die Furcht verlieh ihm plötzlich Flügel, und mit leergeschossener Waffe rannte er auf die Ausgangstür zu, die zur Verladerampe führte.
Jay mußte erst den Riegel lösen. Es war ein starkes Stück Eisen, das sich gar nicht so leicht nach hinten schieben ließ. Qualston ackerte wie ein Berserker, fluchte und stöhnte schließlich befreit auf, als der Riegel mit einem schnappenden Laut nach hinten fuhr.
Das war geschafft!
Jay Qualston riß die Tür auf.
Kalte Luft traf ihn. Ihre Kühle riß ihn für wenige Sekunden aus seinem angststarren Dämmerzustand. Er taumelte auf die
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