0214a - Alibis und weiße Westen
rechten Dingen zu.«
***
Eine Anfrage bei der Hafendirektion hatte erbracht, dass die Lagerhallen der Firma Crockby Im- und Export in Hoboken zu finden waren, und zwar bei Castle Point, dem Zentrum des Warenumschlags.
Ein Kollege vom Zoll, Harry Cracker, erwartete uns am Elysian Park. Dort konnten wir den Wagen parken, ein großes Problem bei dem quirlenden Verkehr der Lastwagen und Lieferautos.
Über Eisenbahngeleise und an ratternden Kränen vorbei suchten wir uns den Weg, immer in Gefahr, eine Verladekiste auf den Kopf zu bekommen.
Eine mehrstöckige Lagerhalle endlich trug die weithin leuchtende Aufschrift des gesuchten Unternehmens. Ein Frachter mit englischer Flagge wurde entladen. Auf den Kisten war deutlich der rote Stempel »Vorsicht, Glas, nicht stürzen!« zu lesen.
Einige Stufen führten auf die Laderampe, von der Schiebetüren in die große Halle abgingen. Neonröhren beleuchteten das Innere, wo, zu mächtigen Stapeln getürmt, Kisten lagerten. Ein Mann in weißem Kittel kam auf uns zu.
»Hallo, die Herren wünschen? Ach, Mister Cracker, der Zoll persönlich?«
»Nicht in dienstlicher Eigenschaft, Mister Brown. Ich darf Ihnen zwei Beamte des FBI vorstellen, Agent Cotton und Agent Decker. Sie werden Ihnen einige Fragen zu stellen haben und wollen sich das Lager ansehen.«
»Sicher im Zusammenhang mit dem Tod unseres verehrten Chefs, nicht wahr? Haben Sie denn schon was herausgefnnden?«
»Ja, Mister Brown, das können wir mit ruhigem Gewissen behaupten. Sie verstehen natürlich, dass wir nicht darüber sprechen, bevor die Untersuchung zum Abschluss gekommen ist. Sie sind hier der leitende Mann?«
»Man kann es so nennen. Ich bin für den gesamten Import verantwortlich.«
»So weit es sich um Whisky dreht.«
»Wie meinen Sie das, Agent Cotton?«
»Nun, die Firma Crockby tätigte doch auch noch andere Überseegeschäfte, so viel wir wissen.«
»Jetzt weiß ich, worauf Sie hinauswollen: die Shakespeare-Büsten!«
»Genau. Gehen die auch durch Ihre Hände?«
»Nein. Soviel ich erfahren habe, lief das Geschäft direkt über die Villa des Chefs. Sie müssen wissen, dass die weit verzweigten Unternehmen zwar alle den Namen ›Crockby‹ tragen, jedoch völlig voneinander getrennt arbeiten. Selbst die leitenden Mitarbeiter kennen sich nur von gelegentlichen Treffen her. Eigentlich nur zu Weihnachten haben wir eine gemeinsame Feier gehabt, die im Herrenhaus stattfand.«
»Sie sind also genau orientiert über die eingehenden Mengen und die Weitergabe?«
»Selbstverständlich, das ist doch meine Aufgabe.«
»Sind Ihnen irgendwelche Unregelmäßigkeiten aufgefallen?«
»Agent Cotton, ich bin fast Tag und Nacht im Betrieb, überprüfe alles mit eigenen Augen, bin mit dem Whisky fast verheiratet, obgleich ich Antialkoholiker bin.«
»Ihnen geht es wie der Schokoladenverkäuferin, die nichts Süßes mehr sehen kann.«
»Stimmt genau! Sicher werden Sie beim Zoll schon Auskünfte über unsere Firma eingeholt haben. Ich möchte ausdrücklich betonen, dass ich in den vergangenen Jahren auch nicht die kleinste Verletzung der bestehenden Vorschriften feststellen konnte. Für unsere Arbeiter steht ein zollfreies Kontingent zur Verfügung. Darüber hinaus ist auch nicht ein Schnapsglas voll verschwunden. Ich kann Ihnen das anhand der Bücher belegen.«
»Sie wissen natürlich, Mister Brown, dass es sich nicht um Ihre Person dreht, sondern dass wir Gründe haben, solche Fragen zu stellen.«
»Das ist mir klar. Und ich werde Ihnen helfen, so gut ich kann.«
»In welcher Form wird der Schnaps importiert?«
»Aus Gründen der Zollvergünstigung in Demijohns. Jede der Kisten enthält eine der großen Glasflaschen, die durch ein Metallgitter und Strohlagen geschützt sind. Abgesehen von 32 der Versteuerung wären beim Flaschentransport die Verluste sehr viel höher.«
»Das Abfüllen geschieht denn hier im Haus?«
»In den oberen Stockwerken befinden sich die Abfüllstation. Dort werden vollautomatisch die Flaschen gefüllt, verschlossen, Etiketten gedruckt und aufgeklebt. Quer durch den Betrieb geht die Zollschranke. Hier sind wir im Zollausland, oben im Zollinland. Deshalb können wir auch nicht direkt in die oberen Räume gehen, sondern müssen außen herum.«
Phil war mit dem Zöllner in der Lagerhalle unterwegs und sah sich den Betrieb an.
»Ich danke Ihnen, Mister Brown«, sagte ich. »Ihre Ausführungen sind vollständig, sie genügen uns. Ich möchte Sie aber darauf hinweisen, dass Sie unter
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