0215 - Das Ölmonster
ich auch, daß sich seine Farbe verändert hatte. Sie war dunkler geworden, tendierte zum Schwarz hin, gleichzeitig auch rot, und zwar dort, wo sich die eingravierte Schlange befand, die sich selbst in den Schwanz biß.
Ich schüttelte mich. Und mir wurde bewußt, daß dies etwas zu bedeuten hatte, ja, zu bedeuten haben mußte, denn der Stein, die Gemme, bildete einen Gegenpol zu ElChadd.
Konnte sie ihn schaffen?
Diese im Gegensatz zu ihm winzige Waffe! Ich konnte es einfach nicht glauben, es war zu schön gewesen, aber Suko hatte ebenfalls bemerkt, daß mit der Gemme eine Veränderung vorgegangen war.
»John, damit packen wir’s.«
»Du bist wahnsinnig.«
»Nein, John, unsere einzige Chance.« Verflixt, Freunde, so wie Suko die Worte sagte, überzeugten sie mich sogar.
»Nun gut«, sagte ich und ging schneller, obwohl meine Knie weich waren und zitterten.
Wir hatten bereits eine ziemlich große Distanz zwischen dem Einkaufszentrum und dem Dämon hinter uns gebracht. Vor uns erschien jetzt ein parkender Einsatzwagen mit eingeschalteten Scheinwerfern. Ich wußte, daß Agiir, der Polizeichef, in seinem Innern saß.
Noch weiträumiger wurden meine Schritte. Ich passierte das Fahrzeug.
Suko blieb ein wenig zurück und ich hörte, wie die Tür geöffnet wurde, wobei Agiir mit dem Chinesen sprach. Auf die Worte achtete ich nicht, ich hatte nur Augen für den Dämon.
Sah er mich überhaupt? Mich, den Winzling, das Menschlein, denn mehr war ich für ihn nicht.
Aber ich hatte eine Waffe.
Die Gemme!
Zwangsläufig hatte ich sie oft vernachlässigt. Ein harmlos aussehender Stein, um den sich bestimmt manche Geheimnisse rankten, die ich noch nicht entdeckt hatte. Jetzt entfaltete sie zum erstenmal ihre magische Kraft, wobei ich inständig hoffte, daß sie ElChadd paroli bieten würde.
Innerlich zitterte ich, als ich mutterseelenallein auf die vor mir hochwachsende Wand mit dem schimmernden Gesicht zuschritt. Die Ölwand stand nicht ruhig. Sie bewegte sich. Auf mich hatte es den Anschein, als würde sie jeden Moment kippen.
Wenn das geschah, war es aus!
Die Gemme wurde noch heißer. Rot leuchtete die eingravierte Schlange, die übrige Farbe hatte sich stärker verdunkelt. Fast konnte ich sie nicht mehr halten, ich mußte sie loslassen, aber was nutzte es, wenn ich sie auf den Boden warf?
Nein, da gab es nur eine Möglichkeit. Ein Verzweiflungsakt, aber vielleicht die Chance!
Nahe genug an ElChadd war ich herangekommen. Weit holte ich aus und schleuderte die Gnostische Gemme mit all der mir zu Verfügung stehenden Kraft auf die Ölmonster zu…
***
Ich kam mir vor wie jemand, der einen Tiger mit einer Murmel bewirft. So gering standen die Chancen.
Aber die Gemme war keine Murmel. Und sie reagierte.
Noch war sie in der Luft, und doch nahm ich schon die Veränderung wahr. Der kleine Stein, mit den Augen kaum zu verfolgen und nicht größer als ein Glühwürmchen, behielt seine ursprüngliche Form nicht bei. Je näher er dem gewaltigen Dämon kam, um so mehr spielte er seine in ihm wohnenden magischen Kräfte aus. Er vergrößerte sich.
Ich stand nur da und staunte.
Plötzlich war die Gemme so groß wie ein Fußball. Die Schlange leuchtete in einem satten Rot, für mich das Fanal eines Sieges, denn ich wußte plötzlich, daß wir es schaffen konnten.
Und sie traf.
Als wäre der Dämon ein Magnet, so wurde sie vom Zentrum der Ölwolke angezogen. Wo die häßliche Fratze durchschimmerte und sich der trichterförmig gewachsene Mund befand, da suchte sich die Gnostische Gemme ihr Ziel.
Sie jagte wie ein Torpedo hinein!
Die nächste Sekunde entschied alles.
Ein roter Blitz entstand. Doch nicht nur einer, sondern ein gesamtes Astwerk aus Blitzen, das sich wie ein Netz um die Ölwand ausbreitete und den Dämon mit seinen magischen Armen umfing.
Aus der Tiefe der Ölwand vernahmen wir ein grauenvolles Geräusch. Ein unheimliches Knacken! und Knirschen, als würde man Knochen auseinanderreißen. Dazwischen jaulte und pfiff es, hohle Geräusche, die uns eine Gänsehaut über den Rücken trieben und zum Grabgesang des gewaltigen ElChadd wurden.
Danach drang ein lang anhaltendes Stöhnen an unsere. Ohren.
Grauenvoll ächzend, schaurig und an das Sterben eines Monstrums erinnernd.
ElChadd verging.
Ich wußte nicht, wie alt er war, doch diesmal hatte er keine Chance. Die Gemme zerriß ihn!
Die große Gefahr, daß die tonnenschweren Ölmassen auf uns niederstürzen würden, bestand nicht. Die Wand wurde durch die
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