0215 - Das Ölmonster
rannten, was ihre Beine hergaben.
Plötzlich hatten sie alle Befehle vergessen, sie dachten nur noch an ElChadd und seine fürchterliche Rache.
Verzweifelt liefen sie um ihr Leben. Sie schleuderten die Waffen fort, deren Gewicht sie bei der Flucht zu sehr behinderte, und sie rechneten damit, daß die Wand kippte und sie hinwegspülte oder unter sich begraben würde.
Nicht nur der Boden brach auf. ElChadd bewies seine gesamte Kraft und Macht. All das, was er so haßte, wurde von ihm radikal zerstört.
Dazu gehörten in erster Linie die Anlagen, die noch nicht von der Ölwand verdeckt waren, so daß Agiir und seine Männer mitbekamen, was geschah.
Der innere Druck sprengte die Pipelines aus bestem Stahl. Er fetzte sie förmlich auseinander, das Metall kreischte und stöhnte protestierend, doch es kam gegen die Kräfte des Dämons nicht an. Sie waren zu stark, und sie zerstörten gnadenlos.
Was Ingenieure und Techniker sich ausgedacht hatten, von fleißigen Händen in unzähligen Arbeitsstunden errichtet worden war, das wurde zum Opfer des wütenden Dämons.
Die Magie vernichtete die Technik erbarmungslos!
Aus den zerrissenen Pipelines drangen letzte Ölreste. Sie schossen in die Wand hinein und vereinigten sich mit ihr. Gas strömte aus, elektrische Leitungen wurden zerrissen, Funken flogen, und plötzlich stand das Gas in hellen Flammen.
Mit einem gewaltigen Knall war es explodiert. Fast wären von der Wucht der Detonation die Häuser umgestürzt, die Druckwelle hob Autos an und ließ sie wieder zurück krachen, bevor sie sämtliche Fensterscheiben aus den Vierecken fegte.
Das Gas!
Der Himmel war ein einziges Flammenmeer. Er hatte sich hinter der Wand aus Öl ausgebreitet und übergoß das Geschehen mit seinem blutroten makabren Schein.
Tanzende, zuckende und fauchende Flammen bewegten die Wand, die nie ruhig stand, und der Widerschein des Feuers spiegelte sich auf den entsetzten Gesichtern der fliehenden Menschen, wobei er sie zu seltsam bizarren Masken erstarren ließ.
Agiir, der Polizeichef, hockte in seinem Wagen und hatte die Hände zu Fäusten geballt. Sein Mund stand halb offen. Krächzende Laute drangen aus ihm, die niemand verstand, auch er selbst nicht. Dabei schüttelte er den Kopf, so daß die Speckfalten an seinem Hals in dauernder Bewegung waren.
»Unmöglich!« flüsterte er. »Verflucht, das ist unmöglich.« Er schaute seine Assistenten an. »Sagt ihr doch auch etwas!«
Die beiden waren stumm vor Grauen. Sie konnten nur in die Wand hineinschauen, betrachteten diese lodernde, gewaltige Fackel, die den Himmel ausleuchtete.
»Wir können nichts tun, Chef, verdammt, wir können nichts tun!« flüsterte einer. »Es gibt keine Chance…«
Agiir wußte leider zu genau, daß der Mann neben ihm recht hatte.
Deshalb gab er auch keine Antwort und schwieg sich aus, wobei er den Kopf senkte und zu Boden starrte.
Es war aus.
Alles war aus!
»Sollen wir raus?« fragte einer der Männer, bekam jedoch keine Antwort, denn Agiirs Aufmerksamkeit wurde von der Ölwand eingenommen, da sich dort einiges verändert hatte.
Ein Gesicht war erschienen. ElChadd!
Genau in der Mitte war es zu sehen, und es zeigte all den Triumph und die grausame Freude, die dieses Wesen empfand, da es seine Rache endlich erfüllt hatte.
Der Dämon hatte lange gewartet. Warnungen waren von ihm übermittelt, doch von den arroganten Menschen nicht beachtet worden. Sie hatten über ihn gelacht, obwohl ein leichtes Gefühl der Unbehagenheit immer geblieben war.
Nun war es zu spät. Die Zeit hier gehörte ElChadd. Die Uhr des Menschen war abgelaufen.
Noch stand die Ölwand. Sie zitterte leicht, aber wenn sie fallen würden, dann waren das Millionen von Tonnen, und sie würden alles unter sich begraben.
Kein Opfer hatte es bisher gegeben. Wenigstens nicht durch das Öl.
Was am Explosionsherd geschehen war, konnte niemand sagen, nur hoffen, und die Flammenwand brannte weiter, wobei sie als gewaltiges Fanal bis zu den Bergen im Osten zu sehen war.
Eine Warnung an all die, die ElChadd noch immer unterschätzten.
Agiir, der Polizeichef, merkte nicht, daß einer seiner Assistenten nach seiner Hand gegriffen hatte und sich dessen Finger in das Fleisch bohrten. Er blickte weiterhin gebannt auf das unheimlich groteske Schauspiel und auf das Gesicht.
Zum erstenmal sah er ElChadd.
Es war schwer zu beschreiben, weil es durch das nie ruhig stehende Öl immer wieder verzogen wurde. Einmal in die Breite, dann wieder in die Länge. Ein
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