0215 - Das Ölmonster
der sich verzweifelt gegen den unheimlichen Angreifer wehrte und mit beiden Fäusten auf ihn einschlug, ohne ihn allerdings verletzen zu können, denn seine zusammengeballten Hände sanken in die Masse ein, ähnlich wie es bei einem Ghoul der Fall ist, wenn er seine widerliche Schleimschicht abgesondert hat.
Suko war schneller als ich. Er schoß nicht, sondern nahm die Dämonenpeitsche. Einmal schlug er damit einen Kreis über den Boden, die drei Riemen rutschten hervor, jetzt war die Waffe einsatzbereit.
Noch drei Schritte mußte Suko laufen. Während er rannte, holte er schon aus. Wuchtig schlug er zu.
Dieser Treffer hätte das Wesen normalerweise zerrissen, doch der Dämon oder wer immer er war, zeigte uns seine Raffinesse. Bevor die Peitschenriemen ihn erreichen konnten, wurde er zu einer dünnen Flüssigkeit, die sich blitzschnell am Boden verteilte, so daß Sukos Schlag ins Leere pfiff und die drei Riemen links davon gegen die Wand klatschten.
Überrascht blieb der Chinese stehen und starrte auf die im Teppich versinkende Lache.
Das war uns noch nie passiert.
Aber ich wollte es wissen. Zum Glück trug ich nicht nur das Kreuz, sondern auch die Gemme bei mir. Oft zum Einsatz gekommen, war sie nicht, doch ihr Ursprung lag im Orient. Die Gemme, von den Gnostikern, einer religiösen Sekte, erschaffen, hatte ich einmal in Ägypten bekommen. Es war ein ovaler, grünlich schimmernder Stein, auf dessen Oberseite eine Schlange zu sehen war, die sich selbst in den Schwanz biß. Dieses Motiv sollte den Kreislauf der Welt demonstrieren. Den Anfang und das Ende. Alpha und Omega. Und es sollte ferner aussagen, daß alles miteinander irgendwie in Verbindung stand, schien es auch noch so fremd und unwahrscheinlich zu sein.
Ich hatte erlebt, daß mein Kreuz gegen fremde Magien kaum oder keine Wirkung zeigte. Und hier schien ich es mit einer fremden Magie zu tun haben, deshalb nahm ich die Gemme.
Ich schleuderte den graugrünen Stein in die Lache. Wenn tatsächlich eine Schwarze Magie zugeschlagen hatte, dann mußte sie einfach auf die Gemme reagieren.
Sie tat es.
Kaum hatte sie den Teppich mit der aufgesaugten Flüssigkeit berührt, zischte und dampfte es vor uns auf. So schnell, daß wir hastig zurücksprangen, als wäre der berühmte Flaschengeist aus seinem Gefängnis entwichen.
Es war allerdings kein grüner oder weißer Dampf, sondern schwarzer. Er erinnerte mich an rußigen Rauch, der aus den Öffnungen der Schornsteine dringt und die Luft verpestet.
Hier verpestete der Qualm nicht nur die Luft, wir sahen auch etwas anderes in ihm.
Ein Gesicht schimmerte dort. Eine gräßliche Fratze mit Augen, einer Nase und einem Mund, den man schon als Maul bezeichnen konnte und das weit aufgerissen war.
Dieser Vorgang währte kaum zwei Sekunden, dann sank der Rauchschleier in sich zusammen. Wir schauten auf einen leeren Teppich, blieben jedoch nicht lange stehen, sondern gingen dorthin, wo der Mann gekrümmt am Boden lag. Er war von dem schwarzen Monstrum attackiert worden und sah aus, als wäre er in das Reich des Todes eingegangen.
Neben ihm knieten wir uns nieder. Suko nahm den Kopf des Mannes in beide Hände und hob ihn an.
Ich fühlte nach dem Herzschlag.
Im gleichen Augenblick öffnete der Mann den Mund. Tot war er demnach nicht, doch mit ihm war etwas geschehen, das man als ebenso schlimm bezeichnen konnte.
Aus seinem Mund sickerte eine schwarze Flüssigkeit. Zuerst nur ein schmales Rinnsal, dann jedoch drang es in einem gewaltigen Schwall hervor. Schwarz und stinkend ergoß es sich auf den Teppich, so daß Suko und ich hastig zurückzuckten, weil wir von dem Zeug nicht getroffen werden wollten.
Es war ein furchtbares Bild.
Nicht nur aus dem Mund drang die dicke, ölige Flüssigkeit, auch aus Nasenlöchern, den Augen, den Ohren und den Hautporen des Mannes.
Es wurde immer mehr. Literweise mußten wir bereits rechnen, und es dauerte lange, bis die schwarze widerliche Flut endlich aufhörte und gestoppt war.
»Scheußlich!« sagte Suko leise.
Ich gab meinem Partner recht und schaute auf die Leiche. Daß es eine Leiche war, daran gab es für mich keinen Zweifel, und mir war plötzlich ein schrecklicher Verdacht gekommen, für den ich unbedingt Gewißheit haben wollte.
Ich holte mein kleines Taschenmesser hervor und ritzte die Haut des Mannes ein.
Er zuckte nicht mehr, somit hatte sich der erste Teil meines Verdachts bestätigt.
Der zweite bestätigte sich ebenfalls, denn aus der kleinen Wunde am Arm quoll
Weitere Kostenlose Bücher