0216 - Aufbruch der Oldtimer
gewesen, sich hier zu verkriechen.
„Ich glaube nicht, daß wir entdeckt werden", sagte Henderson.
Es klang beschwörend.
Sie konnten nur dasitzen und darauf warten, was ihr Gegner unternehmen würde. Als das Monstrum hereingekommen war, hatte es zunächst alles gründlich untersucht. Dann erst hatte es sich seinem Opfer zugewandt.
Redhorse sah, wie Kasom den Mund öffnete, um irgend etwas zu sagen. Die Worte des USO-Agenten gingen jedoch in einem Höllenlärm unter, der Redhorse erschauern ließ. Es klang, als ständen sie unter einem Wasserfall.
„Was, zum Teufel, ist das?" schrie Losar, Redhorse hatte Mühe, den Waffenmeister zu verstehen.
Da wurde die hohle Spange, in der sie sich aufhielten, so erschüttert, daß die fünf Männer übereinander fielen. Eine grünliche, ätzende Flüssigkeit drang durch die Öffnung zu ihnen herein. Gleichzeitig begann die Spange zu schaukeln.
Wir werden davongespült, dachte Redhorse bestürzt. Er versuchte aus den Lachen zu kriechen, die sich überall bildeten.
Die winzige Spange tanzte wie ein Brummkreisel auf der Oberfläche des unerwarteten Wolkenbruches herum, den nur das Ungeheuer erzeugt haben konnte.
Es war sinnlos, sich auf den Beinen halten zu wollen. Die Bewegungen des unfreiwilligen Bootes warfen die Männer immer wieder auf den Boden zurück. Redhorse hielt die Arme über dem Kopf verschränkt, um sich vor den harten Stößen zu schützen.
Er taumelte gegen Kasom. Der Ertruser mit seinen Bärenkräften packte den Captain und hielt ihn hoch. Fast im gleichen Augenblick gab es einen heftigen Schlag, und die Spange kam zur Ruhe. Von draußen drang das Plätschern der unerwarteten Flut herein.
„Puuh!" machte Kasom und wischte über sein feuchtes Gesicht.
„Diese Bootsfahrt werde ich mein Leben lang nicht vergessen."
Redhorse sah, wie Sengu systematisch auf die Öffnung zukroch und hinausblickte. Gleich darauf wandte sich das schwarze Gesicht des Mutanten in ihre Richtung.
„Wir sind in die Schleuse geschwemmt worden", sagte er fassungslos. „Ringsum sind wir von dieser grünlichen Brühe umgeben. Die Spange liegt auf einem Trümmerstück der Schleuse."
„Schöne Aussichten!" meinte Redhorse mit Galgenhumor.
Sie versammelten sich am Ausgang ihres Unterschlupfes.
Redhorse schaute in die Fluten, die in Wirklichkeit nur ein harmloses Rinnsal waren.
„Wir müssen hier heraus, bevor wir irgendwo unter die Trümmer getrieben werden." Er kniff die Augen zusammen und sprang hinaus. Er hatte erwartet, daß die Flüssigkeit über ihm zusammenschlagen würde, doch sie reichte ihm nur bis zur Hüfte.
Er watete auf das Ufer zu, das sich in Form eines aufragenden Metallstückes vor seinen Augen ausbreitete. Hinter ihm folgten Kasom und Henderson.
Redhorse zog sich aus der grünen Brühe und blieb schweratmend sitzen.
Er sah, wie die Spange wieder zu schaukeln begann, als Sengu und Losar aus ihr heraussprangen. Gleich darauf wurde sie von der wieder anschwellenden Flut erfaßt und abgetrieben.
Schwimmend erreichten Losar und er Mutant den rettenden Platz.
Henderson hob schnüffelnd den Kopf.
„Sie riechen nicht gerade angenehm, Don", sagte er grinsend.
Redhorse hob den Arm und vergrub seine Indianernase im nassen Ärmel der Uniform.
„Es wird nachlassen", stellte er lakonisch fest.
Kühler Wind drang durch die gewaltsam geöffnete Schleuse und ließ die Männer erschauern. Sofort stand Redhorse auf.
„Ich glaube, wir können uns jetzt auf den Weg machen", schlug er vor. „Es wird einige Zeit dauern, bis wir einen sicheren Platz gefunden haben, von dem aus wir den OLDTIMER sehen können, der uns abholen wird." Er sagte noch etwas, aber seine Worte gingen im Donner einer Explosion unter, der rasch hintereinander fünf weitere folgten.
Die Männer schauten sich an.
„Irgend etwas ist im Gang", sagte Henderson bedrückt.
„Ich wünschte, wir hätten das alles schon hinter uns", sagte Losar.
Sie begannen sich durch die Trümmer vorzuarbeiten, obwohl sie jetzt nicht mehr mit Sicherheit sagen konnten, was sie an ihrem Ziel erwartete.
Von Major Jury Sedenko wurde behauptet, er sei so ruhig, daß er am Rande eines aktiven Vulkans stehen und sich Feuer für seine Zigarette nehmen konnte, bevor er die Flucht vor den Lavamassen ergriff. Das war natürlich eine Übertreibung, aber Sedenko war tatsächlich ein wortkarger Mann, der alles was er tat, mit Gelassenheit erledigte.
Vielleicht war es diese sprichwörtliche Ruhe, die Sedenko vor dem Tode
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