0219 - Acht Kugeln für das dritte Opfer
sagen.«
»Sie werden unverschämt, Crack!«
»Halt‘s Maul!« knurrte Crack. »Rück endlich mit der Sprache raus! Wann wollt ihr das Geld haben und wo?«
»Das werden wir Ihnen noch bekannt geben. Sorgen Sie dafür, daß das Geld ab morgen mittag bereit liegt. Kleine Scheine.«
Crack sagte nichts. Er hatte sich in dieser Hinsicht längst seinen eigenen Plan zurecht gelegt. Es war das erste Mal, daß er mit Erpressern zu tun hatte, aber er ließ sich nicht ins Bockshorn jagen. Von denen nicht.
»Noch was?« fragte er.
»Nein. Das wäre alles für heute. Wir rufen Sie morgen wieder an.«
»Okay. Aber rufen Sie mich zu Hause an. In der Firma braucht niemand zu wissen, daß ich imstande bin, fünfzigtausend Dollar bar auf den Tisch des Hauses zu legen.«
Diesmal hängte Crack ein, bevor der andere zu einer Erwiderung gekommen war. Von Anfang an wollte Crack den Burschen zeigen, daß sie hier auf Granit bissen, daß sie zwar Bedingungen stellen konnten, weil sie immerhin Alfredo in ihrer Hand hatten, daß aber auch er einige kleine Bedingungen einschieben konnte, weil sie schließlich sein Geld haben wollten. Es kam nur darauf an, daß er es geschickt machte. Und das, bei Gott, das hatte sich lange und gründlich genug überlegt.
Wie gründlich er es sich in der Tat überlegt hatte, zeigte sich denn auch am nächsten Abend. Sie bestellten ihn diesmal in ein anderes Lokal, aber mit demselben Trick wie vorher. Keiner von den Gangstern erschien, sondern sie riefen ihn wieder in der Kneipe an.
»Okay«, meldete sich Crack, »ich bin da. Und das Geld steht täglich zwischen neun Uhr früh und vier Uhr nachmittags zur Verfügung. Außer Sonnabend und Sonntag.«
»Wieso?« fragte die Stimme am anderen Ende scharf. »Was soll das heißen?«
»Das soll heißen«, sagte Crack ruhig, »daß ich mich von euch nicht aufs Kreuz legen lasse. Wer gibt mir denn die Garantie, daß ihr wirklich Alfredo habt? Und daß er noch lebt?«
»Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß —«
Crack lachte und ließ den Erpresset gar nicht zu Ende sprechen.
»Sagten Sie Ehrenwort? Wissen Sie, was das Wort eines Erpressers wert ist? Ich will's Ihnen sagen:--«
Er sprach ein gemeines Wort aus, das allenfalls bei Frontsoldaten Verwendung findet. Der Erpresser holte hörbar Luft.
»Bevor Sie anfangen, wütend zu werden«, sagte Crack schnell, »denken Sie erst mal ‘ne Sekunde nach. Ich habe bare fünfzigtausend Dollar zu vergeben. Aber dafür habe ich elf Jahre lang geschuftet und gespart! Würden Sie das aus der Hand geben, ohne sich Sicherheiten zu verschaffen?«
»Wir sind hier nicht in einem Verkaufsbüro oder in einer Kreditfirma!« erwiderte der Gangster. »Entweder Sie richten sich nach unseren Bedingungen —«
»Oder ich lasse es bleiben«, unterbrach Crack. »Wenn ich‘s bleiben lasse, verdiene ich fünfzigtausend. Haben Sie schon mal daran gedacht?«
Die Pause, die entstand, zeigte Crack deutlich, daß dieser Hieb von ihm angekommen war. Die Erpresser hatten' einen wunden Punkt, und er war schlau genug gewesen, ihn herauszufinden. Sie konnten nämlich nicht genau wissen, wieviel ihm Alfredo, wieviel ihm ein Menschenleben überhaupt wert war. Diese Unsicherheit mußte er ausnutzen.
»Hören Sie zu«, sagte er. »Sie können mich zu jeder beliebigen Tageszeit an jeden beliebigen Ort bestellen. Ich werde kommen und mein Scheckheft mitbringen. Das Geld liegt bar auf der Bank bereit, und ich habe der Bank sogar gesagt, daß ich das Geld in den nächsten Tagen brauchen werde. Natürlich haben sie sich gewundert, aber es geht sie ja nichts an. Es ist mein Geld, und ich kann es verlangen, wann auch immer mir der Sinn danach steht.«
»Sie glauben doch nicht im Ernst, daß Sie uns mit einem Scheck abspeisen können? Sie brauchen nur eine Minute nach unserem Weggang die Bank anzurufen, und schon ist der Scheck gesperrt.«
»Lassen Sie mich ausreden! Sie bestimmen Ort und Zeit. Kalkulieren Sie ein, daß ein Mann von Ihnen von unserem Treffpunkt sofort zur Bank muß, um das Geld abzuholen. Sobald er es hat, kommt er zurück. Er kann sich davon überzeugen, daß er weder fortlaufend numerierte Scheine kriegt noch daß er verfolgt wird. Unterdessen aber warte ich mit Alfredo und einem anderen Mann von Ihnen auf seine Rückkehr. Kommt er und sagt, daß alles okay ist, verschwindet ihr mit dem Geld und ich mit Alfredo. Das ist die einzige Tour, in der ich bereit bin mitzuspielen. Auf etwas anderes lasse ich mich nicht ein. Und ich
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