0219 - Lupinas Sohn
und versprachen ihm als Belohnung für seine Mühen eine Flasche Whisky.
»Ich hätte es auch ohne getan, Sir.«
»Sicher, aber so geht es schneller.«
Da grinste der Mann und begann mit der Arbeit.
Wir aber warteten auf Bill Conolly - und Nadine, die Wölfin.
Hoffentlich hatten wir nichts falsch gemacht. Ein bedrückendes Gefühl blieb bei mir trotzdem zurück…
***
Der Rover fuhr durch die Nacht.
Wer ihn sah und die beiden Insassen unter der Blechkarosse, der konnte die zwei für ein normales Liebespärchen halten, das durch die Nacht rollte, um sich ein lauschiges Plätzchen zu suchen.
Ein Liebespaar waren die beiden sicherlich nicht. Im Gegenteil, sie gierten nach Blut. Und darin zeichnete sich besonders der ehemalige Mafiakiller Tonio Trent aus. Er war sehr unruhig. Und ebenso fuhr er auch, seine Bewegungen wirkten hastig, übernervös, hin und wieder stieß er ein wütendes Knurren aus oder bewegte den Mund, wobei jedesmal seine langen Zähne aus dem Oberkiefer lugten und gegen die Haut an der Unterlippe stießen. Er schüttelte sich oft, als hätte jemand kaltes Wasser über ihn gegossen, obwohl er dies kaum gespürt hätte, denn Vampire kennen keine Gefühle. Ob es kalt oder warm war, sie reagierten immer gleich, den sie waren seelenlose Monster, die nur töteten, um sich von dem Blut der Menschen zu ernähren. Diejenigen, die sie bissen, wurden ebenfalls zu Vampiren, und ihnen würde es niemals gelingen, den tödlichen Kreislauf zu durchbrechen.
Die beiden Fenster waren offen. Kühle Luft strömte in das Fahrzeug. Sie merkten es nicht einmal. Für sie hatte die Öffnung der Fenster einen anderen Grund. Sie mußten die Spuren der Gegner finden, und sie wußten auch, daß die Werwölfe Spuren hinterließen. Der Instinkt dieser Bestien war sehr entwickelt und reagierte wie eine hochempfindliche Elektronik. Jedes Monster fand die Spur eines anderen. Begegnet war ihnen bisher niemand. Sie hatten sich auch nicht immer auf den Wegen gehalten, sondern waren manches Mal querfeldein gefahren, wobei die Reifen den seifigen, nassen Boden aufwühlten, Grassoden hervorrissen und diese hochschleuderten.
Die Wolken hatten sich zum größten Teil verzogen. Wenn sie durch die Scheiben blickten, konnten sie hin und wieder die fast vollständige runde Kugel des Mondes sehen. Wie ein Ballon hing er unbeweglich am Himmel und glänzte fahl. Sie hatten die Spur aufgenommen. Es war vor allen Dingen Lady X, die spürte, wo sich ihre Feinde verkrochen hatten. Lange genug war sie mit Lupina zusammengewesen. Sie nahm sie wahr und ortete sie. Die Werwölfin konnte sich überhaupt nicht so gut verstecken, als daß Lady X sie nicht gefunden hätte.
Abermals verließen sie eine schmale Teerstraße. Pamela Scott hatte angeordnet, daß sie nach links fahren sollten, hinein in das Gelände und einen Hang hoch, mit dem der Wagen seine Schwierigkeiten hatte, weil die Räder durchdrehten. Zudem würgte Tonio Trent noch den Motor ab.
»Du bist ein Trottel!« zischte die Blutsaugerin. Sie hatte sich von der Nervosität ihres Partners anstecken lassen.
Trent zuckte zusammen. »Willst du fahren?« zischte er.
»Los, weiter!«
Der Vampir drehte den Zündschlüssel, der Motor sprang wieder an. Trent trat das Gaspedal wütend durch. Er hatte Glück, daß sich der Rover in Bewegung setzte. Mit dem Heck schwänzelte er, die Hinterräder schleuderten Dreck hoch, der sich mit dem Gras vermischte.
Später mußten sie einen Umweg fahren, weil sie nicht durch den Wald konnten.
»Halte dich mehr rechts!« befahl Lady X.
»Spürst du was?«
»Ja. Sie sind nicht mehr weit.«
Sie fuhren inzwischen über einen schmalen Feldweg, der aus nicht mehr als zwei Treckerspuren bestand. Der Weg wurde nach einer gewissen Zeit breiter. Einige Zeichen deuteten darauf hin, daß er einmal eine Straße gewesen war, über die Wagen gefahren waren. Es war tatsächlich der offizielle Weg zum Steinbruch, demnach waren die beiden Vampire nicht mehr weit von ihrem eigentlichen Ziel entfernt.
Und sie rollten weiter.
Die Stoßdämpfer des Rover hatten einiges auszuhalten, denn nicht nur tiefe Reifenspuren markierten den Weg, sondern auch Schlaglöcher.
Die beiden Blutsauger wurden durchgeschüttelt. Gemeinsam vernahmen sie das Heulen. Sofort trat Tonio Trent auf die Bremse und stoppte den Wagen ab. Beide lauschten, horchten in die Nacht hinein, und um die Lippen des weiblichen Vampirs legte sich ein kaltes, grausam wirkendes Lächeln.
Bald war es soweit. Lady X
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