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022 - Ich der Vampir

022 - Ich der Vampir

Titel: 022 - Ich der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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eingetragen war. Aber die Sache mit der Nummer erklärte es nicht. Denn irgendeine Vorwahl musste es ja sein, entweder vom nächsten größeren Ort oder vom Landkreis.
    Hatte sie ihm eine falsche Nummer gegeben? Auch möglich, aber das ließ sich klären. Er griff zum Telefon und wählte. Nach zwei Signaltönen hob jemand ab und wartete. Er konnte deutlich den Atem, hören.
    „Katalin?“ fragte er unsicher.
    „Ich verbinde“, erklärte eine weibliche Stimme.
    Gleich darauf kam Katalins Stimme, ganz nah und eindringlich. Vick sah sie beinahe greifbar vor sich, so stark vermittelte ihre Stimme ihre Persönlichkeit und rief Erinnerungen wach. „Vick, mein Liebster. Wie ist es in München ohne mich?“
    Es war wie eine Erlösung, sie zu hören. Diese quälende Sehnsucht nach ihr lockerte nun ihren Zauber.
    „Oh, Katalin“, sagte er, ohne dass er sich besonders bemühte, seine Erleichterung zu verbergen, „mit welchem Zauber hast du mich nur gebannt?“
    Sie lachte. Es war eine melodische Folge von Tönen, die ihn mit neuem Verlangen erfüllte. „Ja, es ist ein Zauber, mein Liebster. Komm zurück! Du wirst nie wieder frei sein. Komm, komm zurück!“
    So groß war die suggestiver Kraft ihrer Stimme, dass er die Augen schloss und wie im Traum zwei Schritte auf die Tür zutat. Etwas zog ihn, zerrte ihn. Hastig legte er den Hörer auf. Schweiß stand auf seiner Stirn. Nur mühsam schüttelte er die Benommenheit ab.
    Es war Wahnsinn, welche Macht sie über ihn besaß! Er setzte sich, von der Schwäche überwältigt, und begann gegen diese furchtbare Sehnsucht anzukämpfen. Es sah auch so aus, als gelänge es, wenigstens für eine Weile. Er fühlte nur noch den nagenden Hunger und griff, erneut zum Telefon. Auf welche Schwierigkeiten er auch immer stoßen mochte um diese nachtschlafende Zeit … Er musste etwas zu essen haben.
    Tatsächlich gelang es ihm, die Hotelküche zu mobilisieren und eine riesige kalte Platte zu organisieren. Aber schon nach den ersten Bissen erkannte er, dass der Hunger nicht kulinarischer Art sein konnte.
    Etwas anderes wühlte seine Eingeweide auf.
    Aber was?
    Er war satt. Er konnte nichts mehr essen. Angewidert schob er das Essen beiseite. Bei seinem Anblick ekelte ihn.
    Und dennoch hungerte er.
    Wonach?
    Er begann rastlos auf und ab zu schreiten. Seine Unruhe wuchs ständig. Er wurde nicht müde – ganz im Gegenteil. Er wurde immer wacher. Auch stellte sich dieses hartnäckige Verlangen wieder ein, Katalin in den Armen zu halten und ihre Berührung zu fühlen.
    Das hatte nichts mehr mit Liebe zu tun, kam ihm in den Sinn. Sie musste ihn hypnotisiert haben. Er sah sich im Spiegel über dem Waschbecken und erschrak. Seine Züge waren verzerrt vom Kampf gegen diese ungewohnten Empfindungen. Sein Gesicht war bleich, totenbleich, und seine Hände weiß und kalt. Er spürte es, als er damit sein Gesicht berührte.
    Katalin hatte recht, dachte er. Er war noch krank. Er konnte jeden Augenblick wieder in den Zustand der Bewusstlosigkeit sinken. Aber vielleicht war das gar nicht so schlecht. Es würde das Ende dieser nagenden Empfindungen bedeuten.
    Rasch setzte er sich an den Tisch, riss einen Zettel vom Notizblock und schrieb mit zitternden Fingern Bitte Basti Vandermann verständigen, und darunter Adresse und Telefonnummer. Dann lehnte er sich eine Spur erleichtert zurück. Nun konnte es geschehen. Es war vorgesorgt. Man mochte über Vandermann sagen, was man wollte, aber eines war er bestimmt: ein Stück Realität, das sich um Vick Danner, aus welch selbstsüchtigen Motiven auch immer, kümmern würde.
    Aber es geschah nichts, außer dass der Hunger in ihm immer stärker wurde. Er begann wiederum zu essen. Bereits nach dem dritten Bissen überkam ihn der Ekel.
    Er musste ’raus hier aus diesen stickigen vier Wänden, aus diesem Käfig! Überall Käfige, wohin man sah. Die Welt war ein Zoo ohne Zuschauer …
    Entschlossen nahm er seine Jacke und verließ das Zimmer. Der Nachtportier sah ihn schläfrig an, als Vick in den Lift stieg. Dann schlug die Nachtluft wie eine kühlende Woge über ihm zusammen.
    Es brannten keine Straßenlaternen mehr und kaum Reklamelichter. Dennoch war die Stadt nicht finster. Vick sah keine Menschenseele. Als er über die Straße schritt, auf den Hauptbahnhof zu, in dessen Umgebung sich erfahrungsgemäß fast immer Menschen auf hielten, fuhr eine Trambahn an ihm vorüber und hielt hundert Meter weiter an der Station. Ein einziger Fahrgast saß darin, und zu Vicks

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