022 - Jagt die Satansbrut
Männer, die Fackeln in den Händen hielten.
»Gegenüber ist der Ausgang«, sagte der Wärter.
Eine der Gestalten hatte uns bemerkt und zeigte auf uns. Zwei Männer kamen uns entgegen. Ich schlug dem Wärter die rechte Faust ins Genick, und er brach zusammen. In die Männer kam Bewegung. Einige waren mit Streitkolben bewaffnet, doch die meisten trugen Schwerter oder Degen.
Ich mußte den Hof überqueren. Die Kapuze war mir jetzt nur hinderlich. Ich riß sie vom Kopf und schleuderte sie zu Boden. Dann sprintete ich los. Ich schlug einen Haken, und einige Männer folgten mir. Aus den Augenwinkeln sah ich, daß etliche vor dem Tor Aufstellung genommen hatten.
Ich erreichte die etwa fünf Meter hohe Mauer. Hinter mir hörte ich das schwere Atmen der Verfolger. Ich warf das Schwert zur Seite und sprang auf eine Leiter, die zu den Wehrgängen führte. Ich hatte die Hälfte der Sprossen erklommen, als ich einen stechenden Schmerz im Rücken verspürte. Zwei Bogenschützen standen im Hof und schossen mit Pfeilen auf mich.
Ich griff nach hinten und zog den Pfeil heraus. Neben mir klatschte ein weiterer Pfeil gegen die Wand. Zwei Männer wollten die Leiter umlegen. Ich hastete höher. Die Leiter bewegte sich und drohte umzustürzen, doch da erreichte ich schon den Wehrgang. Ich klammerte mich an einer Zinne fest und hechtete in den Gang. Ein Pfeil bohrte sich schmerzhaft in meinen rechten Oberschenkel. Für einen Augenblick blieb ich ruhig liegen, dann riß ich den Pfeil aus dem Schenkel. Die Wunde schloß sich augenblicklich, und der Schmerz ließ nach.
Ich richtete mich auf und rannte nach links. Schwere Schritte kamen mir entgegen. Zwei Männer stellten sich mir in den Weg. Ich ging augenblicklich auf sie los. Den ersten schleuderte ich in den Hof, während ich den zweiten an mich riß und seine Kehle zerfetzte. Das Blut spendete mir neue Kräfte. Ich saugte einige Sekunden, dann ließ ich den Toten fallen, blickte mich um und lugte zwischen zwei Zinnen hindurch auf die Straße.
Mir blieb keine andere Wahl. Ich mußte hinunterspringen. Instinktiv wußte ich, daß ich mich nicht verletzen konnte. Nach kurzem Zögern breitete ich die Arme aus und stürzte in die Tiefe. Wie ein Blatt im Wind segelte ich zu Boden. Durch das geöffnete Tor liefen einige Wächter auf die Straße, sie waren aber mindestens hundert Meter entfernt.
Ich duckte mich und rannte los. Nach wenigen Augenblicken verschwand ich in den kleinen Gäßchen Toledos. Eine Zeitlang hörte ich noch die Schritte und Stimmen meiner Verfolger, dann war alles still; die Stadt schlief.
Ich lenkte meine Schritte in die Richtung der Kirche Santa Maria la Bianca. Je näher ich der Kirche kam, um so langsamer wurde ich. Meine Brust krampfte sich zusammen. Das Atmen fiel mir schwer, als ich die Plaza del Barrio Nuevo überquerte. Dann sah ich die Kirche und blieb stehen.
Kein Mensch war auf dem Platz. Die Fenster der umliegenden Häuser waren dunkel. Nicht einmal eine Katze war zu sehen. Die Wolkenfetzen hatten sich verzogen. Der Mond stand tief am Himmel.
Zögernd trat ich aus den Schatten der Häuser. Beim Anblick der Kirche brach mir der Schweiß aus. Meine Hände zitterten. Ich schloß die Augen und ging mutig weiter. Mein Körper schien in Flammen zu stehen. Alles in mir lehnte sich auf, dem Wunsch meines Meisters zu folgen. Voll Grauen dachte ich an den Weihrauchgeruch, der mich empfangen würde, an die Kreuze, das Weihwasser. Aber der Wille Campillos war stärker.
Nur wenige Schritte trennten mich noch von der Kirche. Mein Herz schien zu zerspringen. Mein Gesicht verzerrte sich. Ich riß die Augen weit auf. Tränen rannen über meine Wangen. Ich berührte das Eingangstor und zuckte zurück. Es dauerte einige Sekunden, bis ich es wieder zu berühren wagte. Das Tor war versperrt. Ich riß an der Klinke, doch das Tor ging nicht auf. Verzweifelt sah ich mich nach einem Gegenstand um, mit dem ich es aufbrechen konnte, fand aber nichts.
Wie eine Katze schlich ich um die Kirche herum. Mir blieb nur eine Möglichkeit: Ich mußte hochklettern und eines der Fenster einschlagen; anders konnte ich nicht in die Kirche gelangen.
Ich suchte die geeignetste Stelle und sprang hoch. Meine Hände klammerten sich an einen Mauervorsprung, und ich zog mich höher. Schwer atmend blieb ich liegen. Das Blut rauschte in meinen Ohren. Langsam kroch ich weiter. Vor mir lag ein Fenster. Ich hob die rechte Hand, schloß die Augen und schlug zu. Das zersplitterte Glas fiel klirrend
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