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022 - Schreie aus dem Sarg

022 - Schreie aus dem Sarg

Titel: 022 - Schreie aus dem Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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der PSA ...
     
    ●
     
    Sie schrie.
    Die Adern an ihrem Hals schwollen an, so sehr brüllte sie. Doch ihre
Schreie gingen im rhythmischen und lautstarken Tam-Tam der Urwaldtrommeln unter, deren monotones Hämmern dumpf
durch die düsteren Wälder hallte.
    Sie sah die unheimlichen Gestalten, die ihren Sarg umstanden und sich über
sie beugten. Gierige, mit Erdfarben bemalte Hände griffen nach ihr. Ein
riesiges, abschreckendes Gesicht tauchte über ihr auf. Wilde Schreie hallten
durch die Luft; sie atmete den Geruch scharfer Gewürze und scharfen Schweißes
ein.
    Sie sah das Flackern kleiner Feuer, um die ebenfalls Gruppen dunkelfarbiger
Tänzer und Tänzerinnen tanzten. Ihre Oberkörper waren nackt. Der Schweiß lief
in Bächen über ihre Schulterblätter, über ihre Gesichter und ihre Arme.
    Die Mädchen warfen mit hohen, schrillen Schreien ihre schlanken Arme hoch.
Sie drehten sich und tanzten in einem Rhythmus, der immer wilder wurde, immer
ekstatischer.
    Nanette Luison wimmerte vor sich hin. Die Mädchen schwenkten Fackeln über
sie hinweg. Sie blickte an sich herunter und erkannte, dass sie vollkommen
nackt war.
    Die Französin versuchte sich aufzurichten, aber es gelang ihr nicht. Es
war, als ob unsichtbare Ketten über ihren Körper gespannt wären. Irgendetwas
hinderte sie und lag über ihr wie eine gläserne Wand. Sie atmete schnell und
unregelmäßig. Der Schlag ihres Herzens schien sich mit dem anschwellenden Rhythmus
der Trommeln zu beschleunigen.
    Plötzlich waren die Menschen verschwunden. Sie sah nicht mehr die
schweißüberströmten nackten Oberkörper der jungen Frauen und der athletischen
Männer.
    Gestalten aus einem Alptraum umringten sie.
    Unheimliche Masken starrten sie an. Wesen, die in einen hartgebrannten
Mantel aus Lehm gehüllt schienen, deren überdimensionaler Kopf wie eine
riesige, übergestülpte Vase wirkte, in die man nur Löcher für die Sinnesorgane
gebohrt hatte.
    Masken, die so unheimlich, so drohend waren, dass Schauer des Entsetzens
sie packten.
    Nanette Luison wandte und drehte den Kopf, doch auf welche Seite sie auch
sah: Sie waren überall. Links, rechts, unten, oben – und es wurden immer mehr.
    Die seltsam geformte Kiste, in der sie lag, erinnerte sie an einen Sarg,
aber sie wollte das nicht wahrhaben.
    Sicher lag sie in ihrem Bett. Sie träumte und hoffte, jeden Augenblick
aufzuwachen ...
    Das Karussell der Schrecken aber setzte sich fort.
    Eine riesige, menschenähnliche Gestalt füllte ihr Blickfeld aus. Dumpfes
Gemurmel mischte sich in das ohrenbetäubende Tam-Tam der Trommeln. Die Gestalt vor ihr trug einen hohen
Federbusch aus seltenen kostbaren Federn fremdartiger Urwaldvögel. Sein Kopf
wirkte durch die unheimliche Maske doppelt so groß.
    Er streckte seine Hand nach ihr aus.
    Sie erkannte den winzigen, gefiederten Pfeil. Für einen Augenblick sah es
so aus, als wolle er ihn auf sie schleudern. Sie schloss schon die Augen. Da
fühlte sie einen kaum merklichen, feinen Einstich unmittelbar an ihren
Schultern.
    Aus den Augenwinkeln heraus nahm sie den winzigen Fremdkörper wahr, der in
ihrer Haut steckte.
    Sie schrie wie von Sinnen, obwohl sie nicht den geringsten Schmerz empfand.
Und mit einem Mal sah sie einen zweiten dieser winzigen gefiederten Pfeile,
direkt unterhalb ihres Ellbogens.
    Ein geheimnisvolles, fremdartiges Ritual, dessen Sinn sie nicht verstand,
rollte vor ihr ab. Sie war die Hauptperson in diesem Ritual. Sie fühlte die
Benommenheit, die mit einem Male von ihr Besitz ergriff. Das Tam-Tam der Trommeln wurde zu einem
wilden Orkan, zu einem Rauschen, das tief in ihr Bewusstsein drang. Alles
verschwamm vor ihren Augen, als stünde sie plötzlich unter einer Droge. Die
unheimlichen Gestalten, die drohenden, scheußlichen Masken wurden zu verzerrten
riesigen Schemen.
    Sie hörte Stimmen, die sich unter die Geräusche mischten, sie glaubte
mehrmals ihren Namen zu hören, und sie war fest davon überzeugt, dass sie auch
Antwort gab.
    »Nanette Luison – Nanette Luison.« Wie ein fernes Echo drang es an ihr Ohr.
Unwirklich, fremd, traumartig. Sie fühlte sich seltsam verändert. Sie hatte
kein Gefühl mehr für ihren Körper, kein Gefühl mehr für die Zeit.
    » Naaaanette ...«
    »Jaaaaa ...«Sie bewegte die Lippen, aber kein Laut kam aus ihrer Kehle.
    Sie erlebte die Dinge wie in einem Rausch, wie in einem Traum. Immer wieder
drängte sich ihr dieser Vergleich auf. Sie sah Farben und Dinge, die dem Gehirn
nur unter der Einwirkung einer Droge vermittelt

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