Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
022 - Schreie aus dem Sarg

022 - Schreie aus dem Sarg

Titel: 022 - Schreie aus dem Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
vorsorglich in seinen Hosentaschen herumschleppte, und
gewann damit im Nu Begeisterung und das Vertrauen der Kinder.
    »So, und wer mir jetzt noch sagen kann, wo ich Bangoura finde, der bekommt
zwei Murmeln extra!«
    Noch immer vom Schwarm der Kleinen umringt, brüllte es gleich aus vier,
fünf hellen Kinderstimmen, dass Bangoura im Haus genau hier an der Straßenecke
wohne.
    Dem Agenten blieb nichts anderes übrig, als jedem der Ratgeber zwei Kugeln
extra zu übergeben.
    Fünf Minuten später stand er vor dem flachen, einfachen Haus. Die Fenster
waren weit offen. Es roch nach frischgewaschener Wäsche. Eine der beiden Frauen
von Bangoura stillte einen Säugling, die andere stand am Waschtrog.
    Bangoura selbst hockte in einem alten Bambussessel und schnitzte an einer
kunstvollen Götzenfigur. Larry klopfte an die offenstehende Tür. Niemand hatte
ihn kommen sehen. Die erste Frau am Waschtrog wischte sich ihre Hände an der grauen
Schürze ab und kam ihm entgegen. Die zweite warf ihm nur einen kurzen Blick zu
und reichte dann dem Säugling wieder die Brust.
    »Ich möchte zu Bangoura«, sagte er freundlich, nachdem er die beiden
Ehehälften mit einem kurzen Kopfnicken begrüßt hatte.
    Die Frau sah ihn ratlos an. »Schickt Sie Monsieur Luison?« Sie schien
sofort zu wissen, woher der Wind wehte. Als sie diese Frage stellte, glaubte
Larry in ihren Augen für den Bruchteil eines Augenblicks tiefe
Niedergeschlagenheit zu erkennen.
    »Nein! Ich komme vom Kommissariat.«
    » Bangoura «, schrie sie nach
hinten. Es hallte durch die ganze, schlicht, aber sauber eingerichtete Wohnung.
Von einem eigentlichen Wohnstil konnte man nicht sprechen. Bangoura hatte
gerade die notwendigsten Möbelstücke zusammengestellt, auf die man in einem so
großen Haushalt nicht verzichten konnte. Außer einem riesigen Kleiderschrank
gab es eine zerkratzte Vitrine, eine Anzahl klobiger Stühle mit
Bastrückenteilen und zwei im Winkel von neunzig Grad zusammengestellten Diwane,
vor denen ein funkelnagelneuer Couchtisch stand. An der Wand hingen
afrikanische Bilder und ein selbstgebastelter Wandteppich aus breitgeklopften
Grasfasern.
    Auf einem Regal aber standen zahlreiche kunstvoll geschnitzte und bemalte
afrikanische Skulpturen und Tiergestalten. Diese Dinge hatte Bangoura selbst
geschnitzt. Eine Zeitlang hatte er sich als Schnitzer sein Brot verdient, ehe
er die Anstellung bei Monsieur Luison erhielt.
    Bangoura sah auf, als seine erste Frau seinen Namen rief. Mit
zusammengekniffenen Augen starrte er auf den Fremden, der an der Türschwelle
zum Hof erschien, in dem er unter dem ein wenig vorspringenden Dach und von
dort aus in die Wohnung bis zur Küche vorblicken konnte.
    »Ein Mann vom Gebiets-Polizeirevier. Er will dich sprechen.«
    Der Schwarze erhob sich. Er trug eine einstmals weiße, kurze Sommerhose,
offenbar ein Geschenk von Monsieur Luison. Selbst ein Blinder konnte sehen,
dass dem massigen Afrikaner die Hose um vier Nummern zu klein war. Sie spannte
überall, und sein Bauch quoll wie ein überdimensionaler Kloß über die
Gürtellinie.
    »Vom Gebiets-Polizeirevier?«, dehnte Bangoura die Frage. Er stellte seine
Schnitzarbeit auf einen grobgezimmerten kleinen Tisch, legte sein Messer weg
und bat Larry Brent, hinaus auf den Hof zu kommen. Hier sei es ruhiger, und die
Frauen wurden nicht gestört.
    Der Hof war durch einen niedrigen Bambuszaun abgegrenzt. Im Hintergrund war
das stufenförmig ansteigende Land zu sehen. Auf dem savannenähnlichen Gelände
vereinzelte Baum- und Buschgruppen, dann wieder dichte Waldregionen. Und
irgendwo in der Ferne, im Landesinnern, einige hundert Meilen von hier
entfernt, vielleicht die nächste größere Ansiedlung.
    Larry Brent kam sofort auf das Wesentliche zu sprechen, um die Zeit so gut
wie möglich zu nutzen.
    Bangoura starrte ihn an, als der Name Luison fiel.
    »Deshalb also«, murmelte er. Er presste die Lippen zusammen.
    »Ja, deshalb. Sie wissen, was mit Nanette Luison geschehen ist, nicht
wahr?« Larry fasste sofort nach.
    Die Augen des Farbigen weiteten sich. Er streckte abwehrend beide Hände von
sich. »Nein, Monsieur, das dürfen Sie nicht sagen! Ich weiß nichts!« Angst
spiegelte sich in seinen Augen. Furchterfüllt blickte er sich um, als könne ihn
jemand beobachten.
    »Sprechen Sie nicht davon, bitte, Monsieur ...«, flehte er.
    »Ich muss davon sprechen, Bangoura.« Der Afrikaner schluckte. »Wer sind Sie
wirklich?«, fragte er mit einem Mal. »Sie sprechen so merkwürdig. Sie sind

Weitere Kostenlose Bücher