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022 - Schreie aus dem Sarg

022 - Schreie aus dem Sarg

Titel: 022 - Schreie aus dem Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Spülmaschine. Claudine legte die
einzelnen Besteckteile und das Kaffeeservice hinein und stellte die Maschine
an.
    Merkwürdig kam es ihr vor, dass weder Vater noch Sohn zu den Mahlzeiten
etwas in die Dachkammer brachten. Madame würde schlafen, hieß es immer wieder.
    Das Hausmädchen wollte gerade den Staubsauger aus der Besenkammer holen,
als das Telefon anschlug.
    Claudine meldete sich. Am anderen Ende der Strippe befand sich der Cousin
Richard. Er erkundigte sich nach Madame Simonelle.
    »Sie hat bis zur Stunde noch nicht geschrieben, Monsieur«, antwortete
Claudine mit leiser Stimme.
    »Merkwürdig von Philipe! Naja, andererseits aber muss man ihn verstehen.
Die arme Madeleine, sie hat in den letzten Tagen viel durchgemacht. Es war zu
viel für sie.«
    »Ja, das war es wohl.« Claudine blickte aus den Augenwinkeln heraus die
Treppen hoch, die in die oberen Stockwerke führten.
    Und wieder – wie schon gestern – fühlte sie das heiße Verlangen, eine
unbezwingbare Neugierde in sich aufsteigen, in das kleine Zimmer da oben einmal
einen Blick zu werfen.
    Geistesabwesend nahm sie noch Richards Stimme wahr, die aus dem
Telefonhörer klang. Sie hörte sich selbst eine Antwort geben, ohne zu
begreifen, worauf sie eigentlich antwortete.
    »Ja, ja ...«
    »Ich finde es nicht schön, dass Philipe die Sache so pietätlos hinter sich
gebracht hat. Naja, ich rufe später noch einmal an ...«
    Der Anrufer legte auf.
    Fünf Minuten später hatte Claudine sich entschlossen. Ihre Phantasie ging
mit ihr durch. Auch sie fand es pietätlos. Das Verhalten der beiden Männer
irritierte sie immer mehr, je öfter sie über gewisse Dinge nachdachte.
    Simonelle und sein Sohn verschleierten etwas ...!
    Wenn die arme Madame Simonelle verrückt war, dann war es ihre Pflicht, sie
aus dem Haus zu schaffen, aber nicht, sie wie ein Tier in Ketten zu legen, wenn
sie ihre nächtlichen Tobsuchtsanfälle erlitt.
    Das Hausmädchen stieg auf Zehenspitzen die Treppen zu den oberen Etagen
hinauf. Die Stufen zur Dachkammer waren schmal und eng, eine Art Wendeltreppe.
Unten vor dem Treppenabsatz musste sie eine Tür öffnen, um überhaupt den
letzten Teil der Stufen bis zur Dachkammer zurücklegen zu können.
    Hier oben war sie noch nie gewesen.
    Stille, Einsamkeit und Düsternis umfing sie. Durch ein winziges Fenster mit
genageltem Bretterverschlag fiel ein schmaler Streifen Licht.
    Claudine wagte kaum zu atmen, als sie vor der ockerfarbenen Tür stand. Wenn
sie den rechten Arm ausstreckte, dann konnte sie gerade den Schlüssel greifen,
der an einem Haken hing.
    Sie griff danach und spürte das kühle Metall zwischen ihren Fingern. Wie
aus dem Boden gewachsen stand plötzlich etwas hinter ihr. Claudine warf den
Kopf herum, ihre Augen weiteten sich. Sie wollte noch schreien, aber eine große
Hand presste sich auf ihren Mund ...
    »Sind Sie denn von allen guten Geistern verlassen?!«, flüsterte eine
aufgeregte Stimme ihr ins Ohr.
    Sie blickte den Mann an, der sie langsam herumzog. Philipe Simonelle stand
vor ihr!
    »Im ersten Augenblick glaubte ich, meinen Augen nicht zu trauen, als ich
Sie die Treppe hochsteigen sah, Claudine.« Simonelle atmete schwer. Auf seiner
Stirn stand der kalte Schweiß. Sein Gesicht war totenblass. Er sah unheimlich
aus in diesem Moment. »Doch dann stieg ich Ihnen nach. Ich hatte Sie doch
gewarnt, Claudine, nicht wahr?«
    Er zog sie langsam mit sich, und seine Hand löste sich von ihrem Mund. Die
junge Hausangestellte atmete schnell und flach.
    »Ich wusste nicht mehr, was ich tat«, versuchte sie sich zu rechtfertigen,
und sie merkte selbst, wie schwach ihre Worte klangen. »Ich wollte ... es kam
einfach über mich ... und ...«, stammelte sie.
    »Sie wollten nach Madame sehen?«
    »Ja …« Ihre Stimme klang wie ein Hauch.
    Schweißgeruch schlug ihr entgegen.
    Sie hatte ihren Herrn, dem sie seit drei Jahren treu diente, noch nie so
aufgeregt und in Schweiß gebadet gesehen.
    »Es ist unmöglich, Claudine. Sie setzen – Ihr Leben aufs Spiel! Madame
erkennt Sie nicht mehr! Wenn sie erwacht, beginnt sie zu toben. Sie müssen
damit rechnen – dass Madame Sie auf der Stelle tötet!«
    Sie wusste später nicht mehr zu sagen, wie sie eigentlich die schmalen
Treppen wieder heruntergekommen war.
    Sie ordnete ihre Haare. Monsieur Simonelle zündete sich eine Zigarette an,
zog aber nur zwei-, dreimal daran und warf sie dann achtlos in den großen
Ascher.
    »Tun Sie das nie wieder,
Claudine«, stieß er zwischen den Zähnen

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