Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
022 - Schreie aus dem Sarg

022 - Schreie aus dem Sarg

Titel: 022 - Schreie aus dem Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
standen ein paar alte Autos, ein vergammelter
Holzkarren, vor dem ein Ochse gespannt war und mit dem ein Bauer offensichtlich
in Ermangelung eines anderen Gefährts in die Stadt gekommen war.
    Dem Amerikaner wurde nicht bewusst, dass im hintersten Fahrzeug eine
Gestalt im Fond des Wagens saß, den ein angsterfüllter Schwarzer steuerte.
    Der Mann im schattigen Hintergrund war Dr. Solifou Keita. Die Lippen des
Beobachters kräuselten sich.
    »Lassen Sie Ihre Finger von Dingen, die Sie nicht verstehen, Mister!«
    Wie im Selbstgespräch kamen diese Worte aus Keitas Mund. Der Tod des PSA-Agenten
war in dieser Sekunde für ihn bereits eine beschlossene Sache.
     
    ●
     
    Claudine, das grazile, bewegliche Hausmädchen in der Villa der Simonelles,
erschien innerhalb der letzten beiden Tage um Jahre gealtert. Die Heiterkeit,
die sonst aus ihren Augen leuchtete, war verschwunden. Ihr Gesicht war bleich,
und trotz des Make-up, das sie ungewöhnlich dick auftrug, wurde diese Blässe
erkennbar.
    Es hatte angefangen in jener Nacht, als Madame sich dazu entschloss, noch
einmal einen Spaziergang durch den Garten zu machen.
    Claudine hatte Madame nicht mehr in das Haus kommen hören. Von ihrem Zimmer
aus jedoch war ihr wenig später lautes Schreien und starke Unruhe im ganzen
Haus aufgefallen.
    Sie hatte sich erkundigt, als Monsieur die Treppen heruntergerannt kam.
    »Madame ist sehr krank«, war seine einzige Erklärung gewesen. Eine halbe
Stunde später war Dr. de Freille bereits an diesem Abend zum zweiten Mal ins
Haus gekommen.
    Sehr ernst, sehr verschlossen ...
    Claudine verrichtete am nächsten Tag ihre Arbeit wie gewohnt. Doch ein
leichtes Unbehagen machte sich bei ihr bemerkbar. Sie fühlte, dass irgendetwas
in diesem Haus war, das nicht stimmte.
    Sie konnte dieses Gefühl nicht beschreiben und es sich auch nicht erklären.
    Als sie an diesem Morgen ihren Dienst aufnahm und den Frühstückstisch
deckte, erhielt sie auf ihre leise Frage, wie es Madame gehe, die gleiche
Antwort wie am Tag zuvor.
    »... unverändert, Claudine.«
    Was dieses unverändert bedeutete,
wusste sie als einzige Mitbewohnerin dieses Hauses am besten. Tagsüber herrschte
eine düstere Stille in dem großen Haus. Die beiden Männer hielten sich meistens
in ihren Zimmern auf, lasen und arbeiteten oder machten einen kurzen
Spaziergang durch den Park.
    Nachts aber erwachte dieses stille Haus zu einem unheimlichen Leben. Schreie
erfüllten es. Sie kamen aus dem obersten Dachzimmer, in dem Madame, so hieß es,
seit ihrem ersten Anfall jetzt untergebracht war.
    Nur drei Personen durften zu ihr: Monsieur Simonelle, sein Sohn und Dr. de
Freille, der während der letzten beiden Tage öfter im Hause war als in den
Jahren zuvor.
    Claudine war es strengstens verboten, die Dachkammer aufzusuchen.
    »Wir können nicht für Ihre Sicherheit garantieren«, bekam sie von Monsieur
zu hören. »Madame hat sich sehr verändert. Ihre Anfälle erfolgen in unregelmäßigen
Abständen. Sie steht zwar ständig unter beruhigenden Drogen, aber
seltsamerweise wirken die nur tagsüber.«
    »Deshalb also die Schreie in der Nacht«, hauchte Claudine. Mitleid zeigte
sich in ihren Augen.
    Sie dachte daran, dass manchmal ein Rasseln durch das stille, nächtliche
Haus klang, so, als hätte man die arme Madame Simonelle angekettet. Warum
brachte man sie nicht in ein Krankenhaus, wenn ihr Zustand sich so
verschlimmert hatte? Warum zog man keinen Spezialisten zu Rate, sondern holte
immer wieder Dr. de Freille ins Haus?
    Und da war noch etwas, das Claudine störte. Nach den Vorfällen vor zwei
Tagen in der kleinen hauseigenen Kapelle war die Leiche der jungen Charlene in
aller Stille beigesetzt worden. Niemand von den engsten Verwandten war dazu
eingeladen worden. Monsieur Simonelle hatte Claudine anvertraut, dass er den
Sarg noch in der gleichen Nacht gemeinsam mit seinem Sohn in die Familiengruft
geschafft habe, um Madame nochmals eine unnötige Aufregung zu ersparen.
    Das ganze passte irgendwie nicht zusammen ...
    Klar schien ihr in der Tat nur eins zu sein: Monsieur Simonelle hatte ihr
das Versprechen abgenommen, jedem, der nach Madame fragte, zu antworten, sie
befände sich auf einer längeren Reise, um sich von den Strapazen der letzten
Zeit zu erholen.
    Wortlos räumte das hübsche Hausmädchen an diesem Morgen den Frühstückstisch
wieder ab.
    Wortlos verließen Vater und Sohn Simonelle das Haus und gingen hinaus in
den Garten.
    In der Küche gab es eine vollautomatische

Weitere Kostenlose Bücher