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022 - Schreie aus dem Sarg

022 - Schreie aus dem Sarg

Titel: 022 - Schreie aus dem Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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hervor.
    »Ich müsste Sie auf der Stelle entlassen. Und verstehen Sie die Dinge nicht
falsch: Es geschieht zu Ihrem Besten! Das müssen Sie mir glauben. Ich will auch
meiner Frau helfen. Jede außenstehende Person kann jetzt das zunichte machen,
was Dr. de Freille vorhat. De Freille«, wiederholte er plötzlich, und ein
eigenwilliges Licht funkelte in seinen Augen. »Er wollte doch heute Vormittag
noch vorbeikommen. Er hatte mir versprochen, sich mit dem Spezialisten in
Verbindung zu setzen, der ... ich muss doch sofort einmal anrufen.«
    Er ging schon zum Telefon, ließ die junge Französin einfach stehen wie
einen Gegenstand, den man nicht mehr brauchte. Plötzlich stutzte er. Er wandte
den Kopf.
    »War da nicht ein Geräusch – unten am Fluss?«, fragte er leise.
    Er lauschte. »Das ist doch ein Motorboot?«
    Wie von einer unsichtbaren Hand geschoben eilte er auf die breite Terrasse
hinaus, von der aus ein Weg zum Fluss hinabführte.
    Das ferne, tuckernde Geräusch verebbte.
    Philipe Simonelle rannte bis ans Flussufer und wurde auf die breite
Schleifspur aufmerksam, die abrupt an der Wassergrenze endete.
    Die Augen des Franzosen wurden zu zwei schmalen Schlitzen.
    »Jean-Pierre?«, rief er, sich dabei umdrehend.
    Sein Sohn meldete sich nicht. Doch noch war Simonelle in diesem Moment weit
davon entfernt, sich Sorgen über diese Tatsache zu machen. Offenbar hatte sein
Sohn hier einen der Jungen aus der Nachbarschaft getroffen, die manchmal die
Marne herabfuhren.
    Da Philipe nicht in der Nähe gewesen war, hatte Jean-Pierre sich nicht mehr
die Zeit genommen und abgewartet. Sicher würde er bald wieder zurück sein.
    Er machte sich keine weiteren Gedanken. Mit ernstem Gesicht kehrte er in
das Haus zurück. Er passierte gerade die Terrasse, als das Telefon anschlug.
Beim zweiten Klingelzeichen meldete sich Simonelle. Am anderen Ende der Strippe
sprach ein gewisser Professor Gerlingcourt. Er war Chefarzt des
Zentral-Krankenhauses in Epernay.
    »... bevor ich Näheres erwähne, eine Frage: Kennen Sie Dr. de Freille?«
    Simonelle fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Kennen? Er geht in
meinem Haus ein und aus. Er ist ein Freund meines Hauses.«
    »Ich wollte mich nur vergewissern, entschuldigen Sie bitte, Monsieur
Simonelle. Ich rufe im Auftrag von Dr. de Freille an ... Er ist hier, im
Krankenhaus.« Simonelle wollte schon fragen, ob es sich denn bei ihm, Professor
Gerlingcourt, um jenen Spezialisten handele, den de Freille zu Rate ziehen
wolle.
    Doch der Sprecher am anderen Ende der Strippe fuhr fort: »Es ist etwas
geschehen, Monsieur. Dr. de Freille kann nicht kommen.«
    »Kann nicht kommen?«, fragte Simonelle erstaunt, und seine drei Worte
klangen wie das Echo der Bemerkung Gerlingcourts.
    »Ich fand Ihre Anschrift in seinem Notizbuch. Bitte verstehen Sie, wenn ich
hier, am Telefon, nicht in Details gehen kann. Ich würde es begrüßen, wenn Sie
umgehend in mein Krankenhaus kommen könnten. Es ist – dringend , Monsieur!«
    Die Stimme des Professors klang besorgt.
    »Ich komme sofort.« Wie ein Zentnergewicht legte Simonelle den Hörer aus
der Hand.
    »Wenn mein Sohn kommt, soll er bitte auf mich warten«, rief er Claudine
noch zu. Er eilte zur Garage, und Sekunden später sprang der Motor des
Rolls-Royce an.
    Das Mädchen sah den schweren, auf Hochglanz polierten Wagen an der
Einfahrt. Gleich darauf verschwand das Auto um die Wegbiegung und war nur noch
hinter den dichtstehenden Baumreihen der Allee zu ahnen.
    Das Motorengeräusch wurde schwächer und verebbte schließlich ganz.
    Claudine war allein in dem einsamen, stillen Haus.
    Allein mit einer Toten ...
     
    ●
     
    Er war nervös, aber er bemühte sich, seine Nervosität nicht zu zeigen, als
er Professor Gerlingcourt gegenübertrat, der ihn bereits erwartet hatte.
    »Was ist geschehen?« Simonelle blickte den breitschultrigen Chirurgen an.
Gerlingcourt war ein Bär von einem Mann, zwei Zentner schwer, einen Meter
neunzig groß.
    »Das wissen wir selbst nicht so genau. Er wurde vor einer knappen Stunde
hier eingeliefert. Ich habe Sie sofort unterrichtet, als ich die Notiz fand.«
Gerlingcourt zeigte ihm den Eintrag in dem Buch, das de Freille ständig bei
sich getragen hatte und in dem er die einzelnen Besuche bei seinen Patienten
vermerkte. Unter der Anschrift auf der ersten Seite stand mit roter Tinte
geschrieben: Sollte mir irgendetwas
zustoßen, bitte umgehend Monsieur Philipe Simonelle benachrichtigen. Darunter
war groß und deutlich die

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