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022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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erzählen werde."
    „Es ist nicht recht, dass ich dir dann nichts einbringe."
    „Oh, du würdest also einen Bastard heiraten, Lea, und davor zurückschrecken, den Erben einer Grafschaft zu nehmen?"
    „Und du weißt, dass es nicht an dem ist!"
    „Ah, jetzt bist du mehr wie meine Lea. Ich habe mich gefragt, wie lange es dauern würde, bis dieses schwache, verängstigte Geschöpf deinem echten Selbst weicht", äußerte Roger scherzhaft. „Obwohl ich wirklich bezweifele, dass Gilbert die Macht hat, seine Erstgeborene vollkommen zu enterben. Aber falls er das tut, habe ich genug für uns beide, es sei denn, du schenkst mir so viele Kinder, dass ich neue Ländereien erobern muss, um für alle unsere Sprößlinge sorgen zu können."
    Draußen läuteten die Glocken zur Mittagsstunde. Widerstrebend löste Roger den Griff um Eleanor und versetzte ihr spielerisch einen Schubs in Richtung der Tür.
    „Mein Magen ist leer, und meine Beine sind nackt, Liebling. Ich muss mich anziehen und rasieren."
    Falls Roger beim Mittagsmahl dadurch für Aufsehen gesorgt hatte, dass er auf der Estrade saß, so übertrafen die dramatischen Umstände während des Spätmahls dies noch. Eleanor betrat an Graf Richards Arm die Halle, und Roger folgte ihnen.
    Gemurmel ging durch die versammelten Gäste, Gefolgsmänner und Soldaten, als Roger sich erneut auf die Estrade setzte. Und ehe Richard de Brione das Zeichen gab, mit dem Auftragen des Essens zu beginnen, stand er auf, um seine Ankündigung zu machen.
    „Gute Freunde, Vasallen, Männer von Harlowe, ich mache euch mit Roger de Brione, meinem Sohn, bekannt, der kürzlich aus der Normandie eingetroffen ist. Durch eine grausame List war mir die Kenntnis seiner Existenz bis gestern versagt geblieben, aber ich habe vor, die Jahre, die wir getrennt waren, wieder gutzumachen. Ich bitte euch, meinen Sohn willkommen zu heißen, und ich fordere eure Loyalität für ihn", sagte Richard zu seinen verblüfften Zuhörern. „Ja, er ist mein Erbe. Seine Mutter und ich waren verlobt, und er wurde empfangen, bevor ich auszog, um für meinen König zu kämpfen. Aber weil seine Mutter eine Angelsächsin war, die Tochter von Aeldrid, hat meine Mutter sie fortschaffen lassen." Richard hielt inne und wischte sich rasch die Augen aus. „Jetzt werde ich so schnell, wie es sich einrichten lässt, nach Frankreich abreisen, um meine Gattin zu sehen. Ich habe die Hoffnung, sie zu überreden, mit mir zurückzukommen. Bis dahin bitte ich euch, mit mir die Rückkehr meines Sohnes zu feiern und seine Hochzeit mit der Demoiselle de Nantes zu bezeugen." Richard streckte die Hand aus, ergriff Eleanors und zog sie zu sich hoch.
    „Ja, wer würde nicht auf eine solche Schwiegertochter stolz sein? Möge sie euch den zukünftigen Grafen von meinem Geblüt gebären." Eleanor errötete an des Grafen Seite. Richard schien das jedoch nicht zu bemerken. „Mein Sohn und sie werden sich einander morgen vor der Messe versprechen und dann Vater Alains Segen erbitten."
    Nun bedeutete Richard Roger, sich zu erheben, und legte Eleanors Hand in die des Sohnes. „Hier seht ihr, so Gott will, den dritten Earl und seine Gattin."
    Zunächst waren alle Anwesenden derart verblüfft, dass sie nichts anderes tun konnten, als den Grafen anzustarren. Schließlich standen Brian de Scoville, Harlowes Seneschall, und Ralph d'Escrivet, der Haushofmeister, auf und fingen an, laut zu applaudieren. Andere Leute folgten deren Beispiel, und bald hallte die Halle wider von Zustimmungsbekundungen. Die Neuigkeit mochte ein Schock gewesen sein, doch eine
    Grafschaft mit einem Erben war in Rufus' England sicherer als eine, bei der die Nachfolge von der Gnade des Königs abhing. Ein Reisender, der über Roger FitzGilbert Bescheid wusste, beeilte sich, jedem, der ihm zuhören wollte, dessen bemerkenswerte Fähigkeiten als Soldat zu beschreiben. Die Umsitzenden hörten zu und versuchten, Stolz auf die Tatsache zu empfinden, dass der Erbe etwas hatte, das für ihn sprach.
    „Roger de Brione . . . das klingt fremd in meinen Ohren", flüsterte Eleanor, während sie sich wieder setzte.
    „Ja, auch in meinen, aber der Klang gefällt mir", erwiderte Roger. Seine Hand tastete nach ihrer, die in ihrem Schoß lag. „Ein neuer Name, ein neues Land, eine Gattin . . .
    was könnte ich mehr verlangen?"
    Ihre Finger schlossen sich um Rogers. Es war auch das Ende eines Abschnittes ihres Lebens. Der Mann neben ihr bot ihr einen neuen Anfang, weit weg von Belesme, weit weg von

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