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können. „Fürchtest du dich vor mir, Lea? Sieh mich an. Ich bin Roger, derselbe Roger, den du dein ganzes Leben gekannt hast. Fast zwanzig Jahre lang habe ich deine Hand gehalten und deinen Kummer mit dir geteilt. Du kannst dich nicht vor mir fürchten."
„Ne ... in, das ist es nicht. Ich habe Angst um dich."
„Belesmes wegen? Deiner Mutter wegen? Lea, vertrau dich mir an. Ich kann nicht gegen etwas kämpfen, das ich nicht kenne, aber gemeinsam können wir alle Schwierigkeiten überwinden."
„Aber Belesme ..."
„Seit sieben Jahren will er meinen Kopf und hat ihn nicht bekommen. Lass mich mir Sorgen um ihn machen." Roger ließ Eleanor wieder den Kopf an seine Schulter schmiegen und fing an, ihr den Rücken zu reiben, um ihr die Anspannung zu nehmen. „Und vergleiche mich nicht mit Gilbert, Liebling, denn er und ich sind uns überhaupt nicht ähnlich. Ich hätte Mary de Clare ihrer spitzen Zunge wegen vielleicht gezüchtigt, sie jedoch nicht mit Missachtung gestraft, nur weil sie keinen Sohn geboren hat. Das liegt in Gottes Hand und in niemandes sonst", sagte Roger kategorisch.
„Bist du sicher, dass du . . . später nicht anders denken wirst?"
„Das schwöre ich, Lea. Ich liebe dich und nur dich allein. Wenn du unfruchtbar sein solltest, bin ich es zufrieden, solange du wenigstens zu mir kommst." Er merkte, dass sie sich etwas entspannte, und nutzte den Vorteil. „In der Kapelle von Nantes habe ich vor langer Zeit meinen Eid geleistet. Ich habe
auf eine heilige Reliquie geschworen, bis an mein Lebensende dein Streiter zu sein, dein Ritter. Dieser Eid hat Vorrang vor jedem anderen, den ich einem König, einem Lehnsherrn oder der Kirche leiste, Lea. Jetzt möchte ich dir meine Liebe und meinen Leib im Eheversprechen geben, und dasselbe erbitte ich von dir."
„Ja . . . aber bereits morgen? Es gibt nicht einmal die Zeit, das Aufgebot zu bestellen, und wir sind auch nicht verlobt."
„Es ist ganz einfach. Die Kirche erkennt Versprechen an, die von Mann und Frau an der Kirchentür geleistet werden. Da es keinen vorgeschriebenen Eid für eine solche Ehe gibt, muss jeder von uns sagen, dass wir aus freien Stücken gekommen sind, dann unser Gespons benennen und erklären, dass wir uns ehelich verbinden wollen."
„Bestimmt ist das nicht alles."
„Ja, daher war es so wichtig, dass du nichts zu Belesme gesagt hast, was er als Eheversprechen werten könnte."
„Nein, ich habe nichts zu ihm gesagt."
„Ich weiß." Roger zerzauste Eleanor das weiche Haar und kämpfte gegen sein wachsenden Verlangen an. „Möchtest du hören, was ich sagen würde? Du kannst sagen, was du willst." Ehe sie antworten konnte, hatte er ihre Hand ergriffen und begann: „Ich, Roger de Brione, will dich, Eleanor de Nantes, aus freien Stücken zu meinem Weib nehmen, dich ehren, schützen und lieben in guten wie in bösen Tagen, bis an das Ende unseres Lebens. Das schwöre ich."
„Welch hübsche Art, das auszudrücken. Kann ich nicht das Gleiche sagen?"
„Ja, wenn du willst, aber du wirst das wahrscheinlich üben müssen. Ich habe die Worte lange geübt."
Überrascht schaute Eleanor ihn an und sah ihn sie angrinsen. „Ja, du magst erst seit Wochen wissen, dass wir heiraten können, aber ich weiß das seit Jahren."
Sie lehnte den Kopf wieder an seine Schulter und fühlte sich wohler, als sie das getan hatte, seit Belesme nach Fontainebleau gekommen war. „Und wie lange hast du überhaupt schon den Wunsch, mich zu heiraten?" fragte sie.
„Seit langer Zeit. Ich nehme an, ich habe erstmals daran gedacht, als William nach Nantes kam und man darüber redete, dich Henry zu geben. Es war verrückt, aber ich dachte dauernd: Nicht Henry! Ich! Und damals war ich erst fünfzehn."
„Roger, mein Vater wird mich enterben. Ich kann dir nichts einbringen."
„Das ist in Ordnung. Ich habe genug für uns beide, Lea. Ich bin jetzt sicher, dass ich die Condes behalten kann." Er legte den Arm fester um Eleanor. „Und du heiratest keinen Bastard, Eleanor." Als sie ihn überrascht anschaute, lächelte er breit und nickte. „Ja, meine Eltern haben sich einander versprochen, in derselben Kirche, wo wir uns das Ehegelübde geben werden. Ich bin kein Bastard, weder Gilberts noch Graf Richards uneheliches Kind. Richard de Brione ist mein leiblicher und gesetzlicher Vater."
„Heilige Mutter Maria! Das ist wundervoll, Roger!" Eleanors Gesicht rötete sich seinetwegen vor Glück. „Aber wie ..."
„Eine lange Geschichte, die ich dir später
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