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022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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sie sehr klein angefertigt werden - Stühle, Tische, alles. Ihre Kemenate muss für den Eroberer ein seltsamer Ort gewesen sein." Die Glocken läuteten wieder. „Aber wir verweilen zu lange, Eleanor. Falls wir uns nicht beeilen, wird die Messe bereits angefangen haben."

    Als man die Kirche erreichte, waren Roger und seine Zeugen bereits da. Er war früher gekommen, um zu beten und Dank zu sagen. Das gehörte sich so, da Gott ihm in der Person von Eleanor de Nantes und durch das Wissen um seine Legitimität seine beiden größten Herzenswünsche erfüllt hatte. Nun war es an ihm, aus den Gottesgeschenken das zu machen, was er konnte.
    In dem Moment, da er vor der Kirchentür Eleanors Hand ergriff, war er nicht auf die Liebe zu Eleanor, den Stolz auf sie und das übergroße Glück vorbereitet. Schweigen senkte sich über die Versammlung, weil alle Leute sich anstrengten, die Begrüßung durch den Priester und das Gelöbnis des Paares zu hören. Vater Alain stand vor den beiden im Türeingang
    und fragte sie nach ihrem Begehr. Dann antwortete Roger, er und Eleanor seien gekommen, um sich das Eheversprechen zu geben. Nachdem der Priester gefragt hatte, ob jemand einen Hinderungsgrund für diese Verbindung kenne, wartete er auf einen möglichen Einspruch. Da niemand sich meldete, nickte er Roger zu.
    Roger holte tief Luft, hielt Eleanors Hand noch fester und sagte laut und deutlich:
    „Ich, Roger de Brione, will dich, Eleanor de Nantes, aus freien Stücken zu meinem Weib nehmen, dich ehren, schützen und lieben in guten wie in bösen Tagen, bis an das Ende unseres Lebens. Das schwöre ich."
    Sein Arm lag schwer und warm auf Eleanors, und seine blauen Augen, wenngleich sie einen ernsten Ausdruck hatten, strahlten Wärme und Beruhigung aus. Einen kurzen Moment lang schaute Eleanor ihn an, ehe sie sich dem Priester zuwandte.
    Leise, beinahe unhörbar, fing sie mit ihrem Gelöbnis an, und ihre Stimme gewann an Sicherheit, als sie sagte: „Ich, Eleanor de Nantes, will dich, Roger de Brione, aus freien Stücken zu meinem Gatten nehmen, dich ehren, schützen und lieben in guten wie in bösen Tagen, bis an das Ende unseres Lebens. Das schwöre ich. Vater, ich erbitte Gottes Segen."
    Und da, auf der steinernen Schwelle, kniete sie sich neben Roger hin, derweil der Kaplan von Harlowe die Hände auf sie beide legte und Gott anrief, dem Paar Freude aneinander und Kinder zu schenken. Dann stand man auf und ging hinter dem Priester zur Messe.
    „Eine halbe Stunde. Ich kann versuchen, dir eine halbe Stunde Zeit zu lassen, ehe die Leute ihren Spaß haben wollen." Roger hatte sich vorgebeugt und Eleanor das nach dem Spätmahl zugeraunt, während die fahrenden Akrobaten zur Musik Purzelbäume schlugen. Er merkte, dass sie sich verspannt hatte, und beeilte sich zu sagen: „Versuch, im Bett zu sein, ehe ich mit den anderen eintreffe, Lea. So wird es leichter sein."
    „Gut."
    Durch ihre Antwort, die gepresst geklungen hatte, merkte er, dass sie durch die Aussicht, ein Dutzend Männer sie der Sitte nach gebettet zu sehen, peinlich berührt war. Beruhigend schlang er den Arm um ihre Schultern und zog sie näher. „Nein, die Leute bleiben nicht. Dafür wird mein Vater

    sorgen. Er hat befohlen, noch mehr Wein zu bringen, damit sie die Nacht durchfeiern können."
    „Müssen sie mich anschauen?" brachte Eleanor im gleichen Moment heraus, als ihr Gesicht hochrot wurde. Sie bemerkte ein belustigtes Funkeln in Rogers Augen und brauste auf: „Nun, ich habe nie zuvor geheiratet! Ich weiß nicht, was ich zu erwarten habe!"
    „Auch ich habe nie zuvor geheiratet, Lea. Nein, sieh mich nicht so an, als würdest du mir die Ohren langziehen wollen. Das war nicht das, was ich meinte", protestierte Roger. „Aber ich habe den Vorgang schon früher gesehen und kann dir sagen, dass die Männer mich ausziehen, alle möglichen vulgären Dinge sagen und mich zu dir ins Bett bringen werden. Jemand wird bekunden, dass mein Bein deins berührt. Das ist alles. Und dann wird jemand die Leute hinausscheuchen." Er nahm eine von Eleanors Locken und zwirbelte sie geistesabwesend zwischen den Fingern.
    Eleanor entzog sich ihm und schüttelte ihr Haar frei. „Lass das!" Überrascht schaute er sie an, und erneut errötete sie. „Es tut mir Leid, Roger. Ich . . . ich bin unsinnigerweise verärgert."
    „Und du ängstigst dich", äußerte er. „Ja, das begreife ich, Lea, aber du fürchtest dich umsonst. Wir können jedoch später darüber reden, wenn wir

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