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022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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bedeutete ihr, zu einer Fensterbank zu gehen. „Ich weiß, warum du hier bist, Demoiselle, und ich möchte dir helfen." Er wartete, bis sie sich gesetzt hatte, und ließ sich dann neben ihr nieder. Er beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. „Dir bleiben nur drei Möglichkeiten, Kind. Du kannst heiraten.
    Du kannst den Schleier nehmen. Oder du kannst zu Belesme zurückkehren. Das sind die einzigen Möglichkeiten, die du hast. Ich möchte dir raten, meinen Roger zu nehmen."
    Sie sah den Grafen nicht an. Den Stoff des Rockes zerknüllend, schüttelte sie den Kopf. „Du begreifst nicht, Mylord."
    „Doch, ich befürchte, dass ich das tue. Mein Sohn hat alles für dich riskiert, seine Ländereien, sogar sein Leben, und es wird alles umsonst sein, wenn du zu Belesme zurückkehrst. Damit bleiben dir nur der Konvent oder die Ehe. Du hättest, wenn das dein Wunsch gewesen wäre, dein Gelübde längst ablegen und allen Beteiligten viel Ärger ersparen können, aber das hast du nicht getan." Der Graf beobachtete Eleanor, um die Reaktion auf seine Worte zu sehen. „Roger möchte dich heiraten, und ich denke, das wäre das Beste." Da sie nichts erwiderte, fuhr er sacht fort: „Der Junge liebt dich, Eleanor."
    „Im Moment." Sie nickte. „Ja, im Moment."
    „Und dieser Moment mag die einzige Gelegenheit bieten. Nimm den Rat von jemandem an, der seit Jahren mit Schmerz und Kummer lebt. Tod oder Trennung können jederzeit und ohne Warnung alles beenden."
    „Du begreifst nicht. Ich kann deinem Sohn nichts einbringen . . . und . . . und ich enttäusche ihn vielleicht."
    „Er ist nicht mittellos, Demoiselle,"
    „Aber ich bin verflucht!" Die Worte waren ihr entschlüpft, ehe sie es hatte verhindern können.
    „Nein, das denke ich nicht. Eleanor ..." Richard streckte die Hand aus und hielt ihre sich verkrampfenden Hände fest. „Weißt du, er hat wenig Glück gekannt. Gib ihm dieses Glück."
    „Aber es ist wahrscheinlich, dass ich ihm keins bringe."
    „Warum?" fragte Richard frei heraus.
    „Meine Mutter hat keine Söhne geboren, und die Liebe meines Vaters verwandelte sich in Hass. Was ist, wenn es bei mir ebenso ist?" Kläglich hatte Eleanor zu Boden gestarrt, als sie ihre tiefsten Befürchtungen eingestand.
    „Das liegt allein in Gottes Hand, Kind. Lass nicht die Niederträchtigkeit deiner Eltern dir dein Glück versagen. Wenn du nichts wagst, weil du zu versagen befürchtest, beraubst du dich der Fülle des Lebens. Was wäre mit England, wenn William nichts gewagt hätte? Außerdem möchte mein Sohn dich haben, ganz gleich, um welchen Preis."
    „Ich weiß."
    „Und du bist ihm die Chance schuldig, glücklich zu werden. Er hat alles für dich gegeben."
    „Ich hoffe, dass ich ihn nicht das Leben kosten werde, Mylord. Belesme hasst ihn und wird ihn töten, falls sich die Möglichkeit dazu ergibt."
    „Ob du Roger heiratest oder nicht", schlussfolgerte Richard. „Ja . . . nun, denk darüber nach. Du hast die Wahl, Eleanor." Er stand auf, um zu gehen, und merkte, dass er unglaublich müde war. „Mein Sohn hat dir die Ehe angeboten. Ich bitte dich, sein Angebot zu erwägen."
    „Hat er dich hergeschickt, Mylord?"
    „Nein, er schläft. Wir haben so lange geredet, bis die Sonne aufgegangen ist."

    Richard brachte ein klägliches Lächeln zustande. „In diesen dreiundzwanzig Jahren habe ich viel vermisst, und ich würde alles, was ich habe, dafür geben, um sie noch einmal durchleben und einige Dinge ändern zu können. Lass nicht zu, dass eines Tages du diese Klage erhebst."
    Sorgenvollen Herzens sah Eleanor ihn den Raum verlassen. Als jemand, der auf seine Ehrlichkeit stolz war, musste sie zugeben, dass alles, was der Graf gesagt hatte, richtig war. Ja, Roger wollte sie haben, liebte sie. Das hatte er gesagt. Und er war in mehr als nur einer Hinsicht ein begehrenswerte Gatte. Eleanor hatte gesehen, wie begierig die Frauen ihn in Rouen
    angeschaut hatten. Mehr noch, es ließ sich nicht leugnen, dass sie ihn liebte. Es war Tage her, seit sie sich die Wahrheit eingestanden hatte, doch nun erkannte sie, dass das Band, das sie seit Jahren miteinander verbunden hatte, mehr war als nur die Zuneigung unter Geschwistern. Ja, sie konnte sich gut an ihre Eifersucht erinnern, nachdem er seine Liebe zu einer unbekannten Dame eingestanden gehabt hatte.
    Und nun verschaffte es ihr Vergnügen zu wissen, dass sie diese Dame war. Und was ihr Verlangen nach ihm betraf, so konnte sie jetzt nicht in seiner Nähe weilen, ohne

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