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022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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    Eleanors Gesicht. Ihre gichtigen Hände berührten ihr dunkles Haar und hoben dann deren Kopf an.
    „Bist eine Schönheit, Kind. Normannin?"
    „Ja. Meine Mutter war Mary de Clare, und mein Vater ist Gilbert de Nantes."
    „Derselbe Gilbert, der meine Tochter mitgenommen hat?"
    „Ja."
    „Wie ist es dann ..." Das Gesicht der alten Frau wandte sich Roger zu.
    „Auch das ist eine lange Geschichte. Es genügt zu sagen, dass ich Eleanor mitgenommen und geheiratet habe. Ihr Vater wollte sie Robert de Belesme geben."
    „Belesme!"
    „Du hast von ihm gehört?"
    „Wer hat das nicht? Der Teufel reist über das Meer. Und welcher Vater würde sein Fleisch und Blut einem solchen Mann wie dem geben?"
    „Gilbert."
    „Diesmal hat also der Angelsachse die Normannin mitgenommen, äh? Aeldrid hätte das gefallen. Eines Tages möchte ich die ganze Geschichte von dir hören. Ja, ein Angelsachse hat sich eine Normannin genommen."
    „Ich bin nur zur Hälfte Angelsachse", erinnerte Roger die Großmutter über Eleanors Kopf hinweg. „Du vergisst, dass ich auch Richards Sohn bin."

    „Pfui! Du bist mein Enkel und daher Angelsachse."
    Er nutzte die günstige Gelegenheit. „Graf Richard hat mich zu seinem Erben ernannt.
    Ich werde herrschen, wo Aeldrid geherrscht hat. Jemand von Aeldrids Blut wird wieder über dieses Land herrschen."
    Gytha lächelte Eleanor an. „Mit diesem normannischen Mädchen hat sich jetzt, wie es scheint, der Kreis geschlossen. Durch sie wird Harlowe einen Erben bekommen, in dem beide Blutlinien sich vereinen, und somit wird Gerechtigkeit geschehen. Ja, Richard of Harlowe ist ein guter Mann, der gerecht herrscht, aber er ist Normanne und eine ständige Erinnerung daran, dass wir ein besiegtes Volk sind. Dein Sohn kann von sich behaupten, etwas angelsächsisches Blut in den Adern zu haben, und deswegen werden die Leute ihn lieben. Ich bin jetzt müde, möchte euch jedoch meinen Segen geben,
    bevor ihr geht. Möge Gott in Seiner Weisheit euch ein langes Leben gewähren und Frieden und Glück und euch starke Söhne schenken, die dieses Land noch lange, nachdem ihr nicht mehr seid, beherrschen."
    „Wir möchten, dass du nach Harlowe umziehst."
    „Nein, mein Platz ist inmitten des Volkes meines Mannes. Alles, worum ich bitte, ist, dass ihr, falls ich noch am Leben bin, wenn eure Kinder geboren werden, sie zu mir bringt, damit ich Aeldrids Nachkommen sehen kann."
    „Du wirst mich nicht so leicht los", versprach Roger. „Ich habe vor, wieder herzukommen und etwas über meine angelsächsischen Verwandten zu erfahren.
    Außerdem möchte ich die angelsächsische Sprache erlernen. Wer weiß? Vielleicht wird auch Lea sie lernen."

14. KAPITEL
    Zu seinen besten Zeiten allenfalls unausgeglichen zu nennen, stakste Robert auf der offenen Fläche zwischen dem Torhaus und der Innenmauer in besonders schlechter Stimmung auf und ab, während er über seinen nächsten Schritt nachgrübelte. Die vor kurzem erhaltene Kunde, dass Roger es nicht nur geschafft hatte, Eleanor nach England zu bringen, sondern sie auch noch unter Harlowes Schutz geheiratet hatte, nagte an ihm wie ein zehrender, brennender Schmerz. Bei all den Streitigkeiten mit Gilbert, in all den Jahren seit dem Maifest zu Nantes, hatte er in Eleanor nie etwas anderes gesehen als eine Frau, die er sich nehmen und für sich behalten konnte. Er konnte kaum die Wut im Zaum halten, derweil er an der Waffenkammer, den Stallungen, den Kornkammern und dem großen Küchenbau vorbeiging, der an die dicke Innenmauer stieß. Männer stoben vor seinem nichts wahrnehmenden Blick auseinander, und selbst sein Lieblingswolfshund trottete ihm aus dem Weg und suchte Zuflucht unter einem Leiterwagen.
    Robert blieb vor dem Rohbau des eindrucksvollen Herrenhauses stehen, das er für Eleanor de Nantes errichten ließ, und versetzte mit seinem Stiefel einem hölzernen Stützpfahl einen harten Tritt. Da der Stützpfahl sich nicht regte, trat Robert immer wieder zu, bis er schließlich gegen ihn fiel und er an der zum Teil fertigen Mauer herabrutschte. Mit vor Wut verzerrtem Gesicht versuchte er, das aufsteigende Schluchzen zurückzuhalten. Ein ungewohnter Druck ließ ihm die Brust schmerzen, und dennoch konnte er die heißen Tränen der Wut nicht zurückhalten, die ihm brennend über die Wangen liefen. Sieben Jahre lang hatte er gekämpft und Ränke geschmiedet, um Eleanor zu bekommen, und nun war alles umsonst.
    Alarmiert über das Verhalten seines Herrn suchte Piers de Sols

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