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Roger, wenn du uns die Namen deiner Zeugen benennst, werden die Schreiber deren Zeugnis aufnehmen, damit wir uns damit befassen können."
„Ich benenne Rannulf of Chester, Walter of Hereford und meinen Vater, Richard de Brione, Earl of Harlowe."
„Harlowe ist nicht hier. Ich sehe ihn nicht", sagte Robert spöttisch.
„Ich glaube, der Graf weilt in der Normandie an Herzog Roberts Hof", meinte der päpstliche Legat, „und ich sehe keinen Grund, dass sein Zeugnis dort nicht aufgenommen werden kann, oder nach seiner Rückkehr."
„Nein! Ich will nicht ewig warten!" explodierte Belesme. „Ich verlange Gerechtigkeit!
Und ich will sie jetzt haben! Ihr könnt diese Sache nicht monatelang verschleppen und Eleanor mit diesem Mann da leben lassen, obwohl sie mir gehört!"
„Ruhe! Mylord of Belesme, wir werden alle Zeugnisse in Betracht ziehen, und wir werden alle Bekundungen überprüfen, ehe wir irgendeine Entscheidung treffen", sagte Canterbury gelassen. „Es ist keine einfache Sache, die du von uns verlangst, und wir müssen sorgfältig und bedächtig zu Werke gehen, um alles zu klären." Er stand auf, um anzuzeigen, dass die Versammelten sich entfernen sollten. „Mit Ausnahme von ..." Er schaute zu einem der Schreiber, der die Namen vorlas, und dann wiederholte er: „Mit Ausnahme von Rannulf of Chester und Walter of Hereford wird jeder andere gebeten, uns zu verlassen."
Belesme ließ sich nicht beirren. Er schaute den Erzbischof mit seinen kalten grünen Augen an und stieß hervor: „Und wann können wir erwarten, Exzellenzen, in dieser Angelegenheit eine Entscheidung zu treffen?"
„Mylord Robert, ich kann versprechen, dass sie innerhalb einer Woche entschieden sein wird", antwortete Canterbuiy.
Den Mantel enger um sich ziehend, um in der kühlen Feuchtigkeit mehr Wärme zu haben, ging Eleanor vor dem Abendessen über den Tower Hill. Die Wachen des Haushaltes, die ihre einsamen Spaziergänge gewohnt waren, beachteten sie kaum.
Aus dem Augenwinkel nahm sie einen Mann wahr, dessen Art zu gehen ihr vertraut vorkam, und sie blieb stehen, um ihn zu betrachten, als er die offene Fläche am Weißen Turm überquerte. Das konnte doch nicht sein! Sie raffte die Röcke und rannte ihm hinterher.
„Aubery!"
Der Mann drehte sich zu ihr um und sah sie an. Bei ihrem Anblick erschien ein breites Grinsen in seinem Gesicht. Er wartete, bis sie ihn eingeholt hatte, ehe er respektvoll vor ihr auf ein Knie sank.
„Mylady."
„Ich wusste, dass nur du es sein kannst, aber wie bist du hergekommen?"
„Jean, Hugh und ich sind mit Graf Richard und Lady Glynis hergekommen." Aubeiy bemerkte Eleanors überraschte Miene und nickte. „Ja, wir waren an Courteheuses Hof, als uns die Kunde erreichte, dass Graf Robert Anspruch auf dich erhebt. Graf Richard hatte nicht eher Ruhe, als bis er deinetwegen seinen Boten nach Rom geschickt hatte, und dann bestand er darauf, herzukommen, um dich zu unterstützen." Graziös hatte Aubery sich beim Sprechen aufgerichtet und bedachte Eleanor nun mit einem Blick, aus dem unverhohlene Bewunderung sprach. „Du siehst gut aus, Lady Eleanor."
„Ich würde noch besser aussehen, wenn diese Sache erledigt wäre. Sag mir, weiß mein Herr, dass du hergekommen bist?"
„Nein, denn wir sind erst vor kurzem eingetroffen. Der Graf wollte erst den König aufsuchen und dessen Stimmung herausfinden."
„Prinz Henry hat gesagt, dass Rufus uns beisteht." Eleanor legte Aubery die Hand auf den Arm. „Aber Glynis ... ist sie auch hier?"
„Ja, und begierig, dich zu sehen, Mylady."
„Heilige Jungfrau Maria, es ist schön, sie nach so langer Zeit wiederzusehen." Sie konnte kaum ihre Aufregung über
die Mitteilung des Knappen verhehlen. „Und Roger wird sehr erfreut sein, dich zu sehen."
„Und ich werde sehr erfreut sein, ihn zu sehen." Aubery grinste. „Es ist nicht sehr aufregend, einem Prinzen ohne Land zu dienen. Er ließ uns in Rouen Däumchen drehen, derweil er hergekommen ist."
„Du bist jetzt sein Kammerdiener?"
„Nein, ich bin nur vorübergehend in seinen Dienst getreten, um vor Courteheuses und Belesmes Zorn geschützt zu sein. Sobald es möglich ist, werde ich wieder Lord Rogers Farben tragen."
„Du hast schon alles gehört, nicht wahr? Mein Herr ist kein Bastard, sondern Harlowes wahrer Erbe."
„Ja." Der Knappe trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen und mied Eleanors Blick, während er zu fragen wagte: „Wie geht die Befragung vonstatten?"
„Wer kann das sagen? Graf
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