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022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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denke, deine Schönheit ist nicht nur äußerlich, sondern kommt auch von innen. Und was mich betrifft, so habe ich mehr graue Haare in den Zöpfen, als wahrzunehmen mir lieb ist, aber Richard scheint das nicht zu stören."
    „Dann bist du glücklich?"
    „Ja, endlich."
    „Oh, Glynis, ich freue mich so für dich. Ich hoffe, wir alle werden doch noch in Frieden miteinander leben."
    „Nun, so muss es sein, denn Richard und ich haben viele Stunden für dich betend auf unseren Knien verbracht, Kleines. In der Tat, du bist uns beiden so lieb wie eine eigene Tochter." Glynis hakte sich bei Eleanor ein und fing an, zum königlichen Quartier zurückzugehen, wo man ihr Unterkunft gewährt hatte. „Gott in Seiner Güte konnte dich nicht zu einem Mann wie Robert de Belesme gehen lassen."
    „Nein, das konnte Er nicht."
    „Nun, lass uns nicht darüber nachdenken, meine Liebe.
    Nach sieben Jahren der Trennung haben wir uns genug zu erzählen. Ich denke, für uns beide hat sich sehr viel verändert."
    „Ja. Ich habe oft an dich gedacht", gab Eleanor freimütig zu, „und mich gefragt, wie es in Abbeville sein mochte."

    „Ich nehme an, so gut, wie es für eine Sünderin sein kann. Ich habe die Tage als Buße für mein Leben mit Gilbert verbracht."
    „Wie schrecklich!"
    „Nein, das war besser, als mit ihm zu leben. Es ist schwer, einen Mann zu ertragen, dessen Berührungen du verabscheust, Eleanor. Aber auch ich habe oft an dich gedacht, als du in Fontainebleau warst."
    „Man hat mich dauernd bedrängt, mein Gelübde abzulegen, doch ich hatte Prinz Henry und Roger versprochen, dass ich das nicht tun würde. Und Roger hat oft geschrieben. Also musste ich, wenn ich es nicht mehr ertragen konnte, nur seine Briefe lesen. Ich glaube, am Ende hat Mutter Mathilde sich eingestehen müssen, dass ich eine schlechte Nonne sein würde. Du lieber Himmel, du hättest ihr Gesicht sehen sollen, als Belesme kam."
    „Wäre er nach Abbeville gekommen, wären die Nonnen vor Angst niedergeschmettert gewesen. Sie haben ohnehin all diese entsetzlichen Geschichten über ihn erzählt. Richard hat ziemliches Aufsehen erregt, als er kam und verkündete, ich sei nie etwas anderes als seine Gattin gewesen."
    Der einundzwanzigste November 1092 war ein Tag, an den sich alle, die sich in Westminster eingefunden hatten, um das Untersuchungsergebnis des Kirchengerichtes zu hören, erinnern sollten. Hastig in einen der Seitenräume der Abtei gerufen, wurden Roger und Eleanor von einem wütenden Prinz Henry und einem empörten König empfangen. Ein Blick auf jeden der beiden genügte, um Eleanors schlimmste Befürchtungen zu bestätigen. Roger und sie würden nicht mit der Entscheidung zufrieden sein. Sie verschränkte fest die Hände, um sie ruhig zu halten, und wartete klopfenden Herzens.
    „Wir haben nicht viel Zeit." Henry hatte rasch gesprochen, während er hinter Eleanor und Roger die Tür zumachte. „Durham hat Rufus anvertraut, dass man unfähig war, zu einer Entscheidung zu gelangen."
    Flüchtig flackerte Hoffnung in Eleanor auf und erstarb sogleich. Henrys Miene war unheilvoll, und der König wich ihrem Blick aus. „Aber ..."
    „Wenigstens hat man nicht zu Roberts Gunsten entschieden." Roger atmete langsam aus und wartete.
    „Es hat den Anschein, dass man sich nicht für fähig hält, etwas zu beurteilen, bei dem die Aussagen so unterschiedlich ausgefallen sind und beide Parteien unter Eid standen."
    „Aber Belesme hat gelogen!" sagte Eleanor.
    „Ja, und wir wissen, dass er gelogen hat, jedoch fühlt man sich außerstande, hier mit der Situation fertig zu werden", erwiderte Henry.
    „Und deshalb hat man den Fall an Rom überwiesen." Roger seufzte. „Ja, damit hätte ich rechnen müssen."
    „Dahinter steckt noch mehr, nicht wahr?" wollte Eleanor sinkenden Herzens wissen.
    Henry nickte. „Man hat Belesmes Beschwerde, du würdest weiterhin mit Roger leben, obwohl die Rechtmäßigkeit deiner Ehe nicht bestätigt ist, in Betracht gezogen. Man ..." Er sah die Furcht in Eleanors Augen und seufzte tief. „Man wird dich nach Fontainebleau schicken, wo du die Entscheidung aus Rom abwarten sollst, wem du nun gehörst."
    „Nein!" Entsetzt und ungläubig hob Eleanor die Hände ans Gesicht. „Aber ich habe nichts getan, weshalb ich das verdient hätte!" Haltsuchend klammerte sie sich an Rogers Arm. „Das ist ungerecht! Er ist mein Mann!"
    Schützend schloss er sie in die Arme und hielt sie an sich gedrückt. „Nein, Liebste, du wirst nicht

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