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022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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auf dich in Fontainebleau gesprochen und von den Verletzungen, die er dir beigebracht hat. Unglücklicherweise nimmt sie an, dass er dir Not angetan hat."
    „Das hat er nicht getan."
    „Sie hat auch deine Halsstarrigkeit erwähnt, Eleanor, und deine beharrliche Weigerung, dein Gelübde als Nonne abzulegen. Ich denke, das wird helfen, allen Leuten zu zeigen, dass du fähig bist, einem Vergewaltigungsversuch seitens Belesme Widerstand zu leisten."
    „Aber man wird mich als gottlos verdammen."
    „Das war nicht der Eindruck, den die Äbtissin von dir erweckt hat", erwiderte Henry.
    „Sie sprach über deine Güte und deine Fähigkeiten in der Krankenpflege. Sie verdammte Roberts Benehmen in Fontainebleau."
    Ungläubig starrte Eleanor Henry an. „Aber sie hat mich nie gemocht."
    „Nun, Belesme mag sie noch weniger. Ihr Zeugnis war so wohlmeinend, wie es unter den Umständen sein konnte. Sie hat von dem Band zwischen dir und Roger gesprochen und von den vielen Besuchen, die er Fontainebleau abgestattet hat."
    „Und hat man auf sie gehört?" wollte Eleanor wissen.
    „Nicht in diesem Punkt", gab Henry zu, „aber du darfst nicht vergessen, dass man Eheschließungen des Adels als politische Angelegenheit betrachtet und von einer Frau erwartet, dass sie denjenigen heiratet, dem sie versprochen wurde."

    „Nein, man kann nicht von Eleanor erwarten, dass sie Belesme liebt! Bei den Minnemalen Christi!" brauste Roger auf. Er wandte sich der schmalen Fensteröffnung zu, durch die das überfüllte Turmzimmer erhellt wurde. „Wir hätten nicht zu dieser Farce herkommen dürfen."
    „Ich habe versucht, dir das zu sagen", erinnerte der Prinz ihn grimmig. „Doch genug davon. Gilbert ist hier eingetroffen."
    Eleanor ging rastlos auf und ab. „Und was nützt mir das?" fragte sie, ohne sich an jemanden Bestimmten zu wenden. „Meinem Vater ist es gleich, ob ich zu Belesme geschickt werde! Im Gegenteil, er wünscht es sogar!"
    „Nun, verzweifele nicht so schnell", riet Henry ihr, „denn morgen kannst du deine Aussage machen. Rufus hat gehört, wie der Erzbischof dem päpstlichen Legaten erzählt hat, dass man morgen deinen Vater anhören und den Ehevertrag überprüfen will, und dann sollst du am Nachmittag befragt werden."
    Eleanor blieb neben dem Prinzen stehen. „Hoheit, was kann ich von der ganzen Sache erwarten?" fragte sie leise.
    „So Gott will, Eleanor, kannst du in Frieden mit deinem Gatten heimziehen." Henry vermied es, ihr in die Augen zu sehen.
    „Aber überzeugt bist du nicht davon."
    „Ich weiß es nicht", erwiderte er ehrlich. „Ich hoffe, dass es so sein wird."
    „Heilige Jungfrau Maria, aber ich werde nicht zu Belesme gehen. Dazu kann man mich nicht zwingen!" rief sie aus. „Eher nehme ich den Schleier!"
    Roger stützte den Ellbogen auf das Knie. „Nein, Lea, wir sind einmal geflohen, und wir können wieder fliehen", verkündete er in sachlichem Ton. „Ich habe dich nicht gewonnen, um dich zu verlieren."
    „Das kannst du deinem Vater nicht antun, nicht, nachdem er dich als seinen Erben willkommen geheißen hat", entgegnete sie traurig.
    „Nein, ich habe dich lange vor der Zeit geliebt, ehe ich meinen Vater kennen lernte.
    Ich habe dir einmal gesagt, dass ich dich nach Byzanz bringen und dem Kaiser meinen Schwertdienst anbieten werde, ehe ich dich zu Belesme gehen lasse."
    „Dazu wird es nicht kommen", versicherte Heniy. „Ich habe bereits jemanden zum Heiligen Vater geschickt und darum gebeten, dass jedwedes Versprechen, das du Belesme gegeben hast, der Nötigung wegen unberücksichtigt bleibt, und dass deine Ehe mit Roger für gültig erklärt wird."
    „So viel tust du für uns?" Eleanors Augen erhellten sich hoffnungsvoll. Dann fiel ihr ihr Gegner ein. „Nein, falls Graf Robert einen Argwohn schöpft, wird er deinen Boten töten lassen."
    „Mein Diener ist heute Nachmittag, Rufus' Farben tragend, aufgebrochen", sagte Henry unbeirrt. „Da Robert von Rufus glaubt, er stehe ihm aufgeschlossen oder zumindest gleichgültig gegenüber, wird er sich nicht einmischen. Schließlich ist es im Hinblick auf die delikate Beziehung meines Bruders zur Kirche nichts Ungewöhnliches, wenn er sich in Rom beschwert. Sobald mein Mann dort angekommen ist, wird er mein Abzeichen tragen, wenn er beim Papst um eine Audienz nachsucht. Ich liege nicht mit dem Heiligen Vater im Streit."
    Glücklich stellte Eleanor sich auf die Zehenspitzen und küsste die Wange des Prinzen. „Hoheit..." Sie lächelte unter Tränen

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