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022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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Rand ihres Ausschnittes. „Du wirst Henry dazu veranlassen, wie ein Rüde hinter einer Hündin herzuhecheln, und das will ich nicht haben, Lea." Roger ergriff ihre Hand und zog sie zu der zum Solar führenden Treppe zurück. „Trag anständige Sachen, wenn du mit Henry speist, weil es, so, wie die Dinge liegen, nicht viel braucht, um seine Leidenschaft zu erregen."
    Eleanor wich zurück. „Roger!" protestierte sie, während sie sich mit den Hacken auf den Fußboden stemmte, um ihn aufzuhalten. „Was ist mit dir los? Du hast nicht das Recht, mir meine Kleidung vorzuschreiben!"
    „Vor nicht allzu langer Zeit hast du gesagt, du würdest tun, was ich von dir verlange.
    Wechsele dein Kleid!"
    „Nein. Du klingst jetzt wie ein eifersüchtiger Ehemann. Ich sehe nichts Falsches darin, mich so anzuziehen, damit ein Prinz sich an meinem Anblick erfreut. Warum sollte ich dieses Kleid für jemanden wie Belesme aufheben?"
    „Sei vorsichtig, Lea ..." Roger hatte die Stimme gesenkt und den Kopf ganz nah an Eleanor herangebracht. „Bring dich nicht in eine Lage, in der ich dir nicht mehr helfen kann. Im Moment ist Henry noch voller edler Absichten, was dich betrifft.
    Führ ihn in Versuchung, und dann wird er dich wahrscheinlich zu sich ins Bett holen, ehe er die Folgen bedenkt."
    „Du stellst ihn wie ein brünstiges Biest hin."
    „Manchmal ist er das. Schließlich ist auch er nur ein Mann."
    „Wirklich, Roger? Schließlich bist auch du nur ein Mann."
    „Ja, und manchmal werde auch ich von meinen Leidenschaften beherrscht."
    „Roger, du hast mir gesagt, dass ich einen Ehemann haben müsse."
    Sie war nicht auf seine Reaktion vorbereitet. Er streckte die Hand aus und schüttelte Eleanor, wie man ein kleines Kind schüttelte, wenn man wütend war. „Sei keine Närrin, Lea! Deine Chance, den Sohn des Herzogs der Normandie zu heiraten, ist vorbei. Deinetwegen würde er Belesme nicht offen Schwierigkeiten machen, aber er ist nicht über eine kleine Tändelei vor deiner Hochzeit erhaben. Hast du mich begriffen?"
    Heiße Tränen des Zorns schossen Eleanor in die Augen. „Ja, ich habe begriffen! Jetzt, da ich nicht mehr in Fontainebleau bin, möchtest du mich beherrschen!"
    Roger ließ die Hände sinken. „Dich beherrschen? Lea, ich möchte dich beschützen, und heute Abend brauchst du Schutz vor deinen eigenen Absichten." Er drehte sich um und wollte gehen.
    „Roger, bitte!" Sie hatte einen Kloß im Hals. „Bitte, streite nicht mit mir. Das kann ich nicht ertragen." Wie angewurzelt stand sie da. „Na schön, ich werde mein Kleid wechseln, wenn dir das lieber ist."
    Roger blieb stehen, drehte sich jedoch nicht um. „Nein, Lea, ich will dich nicht beherrschen", sagte er tonlos. „Du bist eine erwachsene Frau. Tu, was du für richtig hältst."
    „Dreh dich um und sieh mich an!" bat sie ihn.
    „Nein. Ich habe gesagt, was ich zu sagen hatte."
    Eleanor hatte keinen Appetit und war froh, als die Tische abgeräumt und die Fackeln in den Eisenhalterungen bis auf einige wenige gelöscht wurden, während die hastig zusammengerufenen Spielleute eine Weise anstimmten. Unter den noch immer brennenden Kerzen in den Ringleuchtern versammelten sich Jongleure, um die Anwesenden zu unterhalten. Unsicher erhob sich Eleanor, doch niemand schien das zu bemerken. Plötzlich war ihr speiübel.
    Der Raum drehte sich ihr vor den Augen, und das nötigte sie, die Lider zu schließen, um sich das Gleichgewicht zu bewahren. Die wenigen Bissen, die sie zu sich genommen hatte, schienen ihr hochzukommen. Sie legte die Hand an den schwirrenden Kopf und merkte, dass sie die Halle verlassen musste, oder sie würde sich vor allen Leuten Schande machen. Sie winkte einen bedienenden Jungen herbei und wies mit einem Nicken auf die Tür. „Bitte", flüsterte sie, ehe sie sich den Mund zuhalten musste.
    Der Junge nickte und half ihr aus dem Raum. Bei der Tür ließ er ihre Kammerzofe holen. Eleanor lehnte den Kopf an den kalten Stein der Mauer und kämpfte gegen die zunehmende Übelkeit an. Die Frau namens Gerda kam zu ihr, und mit dem Jungen half sie ihr zum Abort.
    Prinz Henry war der Erste, der sie vermisste, als er sich umdrehte. Im Dämmerlicht konnte er sehen, wie ihr aus der Halle geholfen wurde. Ohne Rogers Aufmerksamkeit zu erregen, folgte er Eleanor. An der Tafel hatte er beobachtet, dass sie zu viel Wein trank, den sie nach all den Jahren im Kloster offensichtlich nicht mehr vertrug
    Schließlich, als das Würgen aufhörte, rief er: „Bist du in

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