Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
Vom Netzwerk:
Ordnung, Demoiselle?"
    „Ja", lautete die gedämpfte Antwort.
    Ihr Gesicht war weiß und teigig, als sie schließlich aus dem Raum kam, doch es war ihr gelungen, ihre Sachen nicht zu beschmutzen. An der Schläfe hing ihr eine Kornhülse an einer feuchten Locke. Ehe die Diener ihr zu Hilfe kommen konnten, ging Henry zu ihr, zog ein Taschentuch heraus und wischte ihr fürsorglich das Gesicht ab. Unsicher hielten die Diener sich im Hintergrund, verwirrt durch den Anblick des Sohnes des Eroberers, der ihre Herrin säuberte.
    „Holt mir Wasser!" befahl er knapp. Die beiden Diener rannten fort, um seine Order auszuführen. „Was du brauchst, Demoiselle, ist frische Luft." Er legte ihr den Arm um die Taille und zog sie an sich. „Geht es dir gut genug, so dass du jetzt laufen kannst?"
    „Ja." Sie nickte schwach.
    „Dann lass uns in den Hof gehen."
    Es gelang ihm, sie zur Zisterne zu bringen, wo er einen Eimervoll Wasser schöpfte.
    Henry befeuchtete das Taschentuch, wrang es aus und wusch ihr das Gesicht. „Hier, trink das", sagte er und hielt ihr die Schöpfkelle mit Wasser hin. Als sie sie fortschob, äußerte er beharrlich: „Wenn du nicht trinken willst, dann spül dir wenigstens den Mund aus. Das vertreibt den üblen Geschmack."
    Sie nickte dankbar und nahm einen kleinen Schluck. Einen grässlichen Augenblick lang hatte es den Anschein, dass die kalte Flüssigkeit ihr erneut Übelkeit erzeugen würde. Sie schluckte schwer.

    „Nein, spuck aus", riet Heniy ihr. „Wenn du das Wasser herunterschluckst, wird alles nur schlimmer."
    Langsam ließen die Wellen der Übelkeit nach, und Eleanor nickte dankbar. „Danke, Hoheit. Ich befürchte, ich habe mich in deinen Augen zur Närrin gemacht."
    „Weil die Wirkung des Weins dich überwältigt hat? Nein", antwortete Henry leise, während er sie im Mondlicht anstarrte. „Wie kann ich dir etwas verargen, was ich selbst so oft getan habe?"
    „Wo ist Gerda?"
    „Die Dienerin? Sie ist Wasser holen gegangen." Wieder legte er Eleanor einen Arm um die Schultern und schlang den anderen um ihre Taille. „Komm, lass uns etwas gehen, bis du einen klaren Kopf bekommen hast, Demoiselle."
    Sie fühlte sich leicht in seinem Arm an, leicht wie ein Kind, aber ihre feste, runde Brust, die er kurz mit der Hand streifte, hatte nichts Kindliches an sich. Sie war die schönste Maid, die je gesehen zu haben er sich erinnerte, und er war mit ihr allein.
    Und sie war die Schwester des Mannes, den er als seinen Freund betrachtete.
    Entschlossen führte er sie zur Halle zurück.
    Ihr Pantoffel verfing sich an einem losen Kopfstein, und sie taumelte gegen Henry. Er hielt sie mit dem freien Arm fest und legte ihn um sie. Sie war warm und klein und sehr weiblich. Ohne nachzudenken neigte er sich zu ihr und küsste sie. Zunächst berührten seine Lippen ihre nur flüchtig, doch dann raubte er ihr aufstöhnend einen Kuss. Seine Hände glitten über ihren Rücken und drückten sie an sich, während Hitze in ihm aufstieg.
    Eleanor war gänzlich unvorbereitet auf ihren ersten richtigen Kuss. Vor Erstaunen riss sie die Augen auf und schloss sie dann fest, als sie den festen Männermund auf ihrem verspürte. Prinz Henrys Körper drückte sich stark und warm an ihren, und das Gefühl machte sie erneut schwindlig. Er roch nach Seife und verströmte einen sehr männlichen Duft, und das war ein weitaus mehr zu Kopfe steigender Geruch als Parfüm. Eleanor gestattete es sich, die Hände auf seine Schultern zu heben und die Muskeln zu ertasten, die sie unter dem weichen Material seines Gewandes spürte.
    Er war nicht so kräftig wie Roger, aber ein gut gewachsener Mann.
    „Prinz Henry", sagte Roger kalt von der Tür her, wo er im Schein der Fackeln übernatürlich groß wirkte. „Ich möchte meine Hand nicht gegen dich erheben, aber, bei allen Heiligen, ich werde es tun, wenn du deine Hände nicht von Lea nimmst."
    Schuldbewusst zuckte sie zusammen, doch Henry regte sich nicht. Mit geballten Händen näherte sich Roger. „Ich habe sie nicht aus Fontainebleau geschafft, damit sie entehrt wird."
    Henry starrte seinen Lehnsmann einen Moment lang an. Schließlich ließ er sie los und trat einen Schritt zurück.
    „Roger ..." Sie streckte ihm die Hand entgegen.
    „Geh wieder hinein. Gerda erwartet dich in deiner Kammer."
    Der Klang seiner Stimme hatte Eleanor verraten, dass er äußerst böse auf sie war. „Bruder", rief sie aus, „es war nicht so, wie du denkst. Mir war übel."
    „Ja. Geh hinein."
    Sie

Weitere Kostenlose Bücher