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022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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damit benügen, die weiten Ärmel hochzuziehen und das nasse Tuch weit darunter zu schieben, um sich den Arm und den Teil des Körpers zu waschen, den sie mit Anstand erreichen konnte. Es war zwar kein Bad, aber besser als nichts. Sie spülte das Tuch aus und wiederholte die Prozedur auf der anderen Seite. Roger zog die Tunika und das feuchte Leinenunterhemd aus, band es sich dann um die Taille und schüttete sich danach mehrere Schöpfkellen voll kühlem Wasser über den Kopf, derweil Eleanor fasziniert zusah, wie das Wasser ihm über die Schultern und den Oberkörper rann.
    Unverhohlen neidisch schaute sie sein nasses Brusthaar an. „Du lieber Himmel, ich wünschte, ich wäre ein Mann", sagte sie mit Nachdruck.
    „Ach, wirklich?" Roger trocknete sich heftig den Kopf mit einem trockenen Leinenstreifen ab und grinste sie an. „Du würdest das längst nicht so aufregend finden, wie du dir das vorstellst, Joan, denn du müsstest dein Leben damit verbringen, für andere Männer in den Krieg zu ziehen und dich dann jedes Mal zu fragen, ob die Reihe jetzt an dir ist, auf dem Schlachtfeld zu fallen. Du säßest endlose Tage bei Hitze und Kälte zu Pferd, in schweres Leder und Stahl gekleidet, und hättest meistens nur trockenes Brot und abgestandenes Bier, um dich am Leben zu erhalten. Nein, das würde dir nicht gefallen."
    „Ist das wirklich so, Ri. . . Richard?" fragte Eleanor, fasziniert vom Einblick in das Leben eines Kämpfers.
    „Ja, und es ist kaum besser für einen Herzog oder König. Hast du dich nie gefragt, warum der alte Eroberer so ergraut oder so hager war? Er hat meistens bei denselben Lagerfeuern gesessen und vom gleichen Essen gegessen wie wir anderen Soldaten."
    „Nun, schlimmer als in einem Konvent könnte es nicht sein."
    „Pst!" warnte Roger Eleanor leise. „Vergiss dich nicht."
    „Ja." Sie trat einen Schritt zurück und wartete darauf, dass Roger sich zu Ende abgetrocknet hatte. „Du kannst wenigstens deine Brust entblößen und dich abkühlen."

    „Und wenn du das Gleiche tätest, mein Herz . . .", er grinste, „. . . dann könnte ich dich nicht verteidigen." Er zog die Tunika an und ließ das Hemd auf dem Eimerpfosten zum Trocknenhängen. „Lass uns essen gehen. Ich bin ausgehungert, Weib."
    Jean Merville, der jetzt die Farben Prinz Henrys trug, stand auf, als Roger und Eleanor in den Schankraum kamen, und begrüßte sie freudig. „Richard . . . Richard of Clemence!" rief er laut aus. „Lady Joan! Hierher!"
    Roger wirkte überrascht und gab vor, seinen Kammerdiener wie einen alten, aber selten getroffenen Bekannten zu erkennen. Nachdenklich furchte er die Stirn, ehe er mit den Fingern schnippte und grinste. „Merville, nicht wahr? Ich wähnte dich bei den Condes."
    „Ich bin dahin unterwegs, Richard, aber ich diene jetzt Prinz Henry."
    „Wie kommt das?"
    „Das ist eine lange Geschichte. Ich erzähle sie dir, nachdem ich gegessen habe.
    Bleibst du mit deiner Frau hier über Nacht?" „Ja."
    Neugierig schaute Merville Eleanor an. „Bei den Minnemalen Christi, Richard! Sollte sie in diesem Zustand reisen? Sie sieht aus, als bekäme sie Zwillinge."
    „Ach, Merville", mischte sie sich ein, „so ist es immer. Ich werde schon früh sehr dick."
    „Ja." Roger lachte. „An einem Tag bemerkt man kaum etwas, und am nächsten sieht sie so aus, als müsste sie sich ins Kindbett legen."
    „Nun, würdet ihr mir Gesellschaft leisten? Hier wird es jetzt leerer."
    „Ja." Roger schaute sich im Raum um, weil er sich vergewissern wollte, kein ihm bekanntes Gesicht zu sehen, ehe er sich mit Eleanor an Mervilles auf Böcken gestellten Tisch setzte. Jean beugte sich vor und murmelte: „Die Hölle brach los, nachdem du fortgegangen bist, Sieur."
    Warnend runzelte Roger die Stirn. „Ich bin sehr gespannt, darüber zu hören, aber nicht hier. Wir nächtigen auf dem Dachboden. Du kannst bei uns schlafen und uns dann alles erzählen."
    Gundrade brachte die versprochene Taubenpastete und den Wein. Roger bedankte sich mit einem Lächeln, das ihm eine zusätzliche Schüssel mit Obst und Käse eintrug.
    Nachdem Gundrade gegangen war, stieß Jean Merville Eleanor wie seinesgleichen mit dem Ellbogen in die Seite und fragte: „Hast du das gesehen? Es ist immer das Gleiche. Roger lächelt eine Frau nur an und bekommt, was immer er haben will."
    „Wirklich?" Mit verschmitztem Ausdruck richtete sie die dunklen Augen auf Roger.
    „Und was bekommst du im Allgemeinen für dein Lächeln?"
    „Jean ..." Roger

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