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Auslaufgenehmigung zu bekommen. Ja, lade die beiden ein, deine Ladung zu
inspizieren, und sage, dass die Schiffe segeln müssen, oder du würdest durch die Verluste, die du erleiden würdest, ruiniert werden."
„Robert de Belesme würde das nicht sonderlich beeindrucken", schnaubte Walter wütend. „Ein solches Eingeständnis würde garantieren, dass er uns aufhält."
„Nein, deine Gattin ist mit Courteheuse verwandt, nicht wahr? Kann sie schreiben?
Lass sie sich durch einen Boten an den Herzog wenden."
„Und was ist, wenn man euch schnappt?"
Eleanor hatte die Luft eingezogen, als Walter diese Frage stellte, vor der ihr am meisten grauste. Roger schüttelte den Kopf. „Nein, Lea, das wird nicht passieren.
Aber wenn du Angst hast, können wir Henry benachrichtigen. Er reist oft genug nach England, so dass ich vielleicht imstande sein werde, ihn zu überreden, mit uns zu fahren."
„Ja." Walter erwärmte sich für diesen Plan. „Einer von euch könnte sich in seinem Gepäck verstecken. Nicht einmal Robert de Belesme würde es wagen, Henrys Truhen ohne Erlaubnis öffnen zu lassen."
„Roger, das können wir nicht wagen. Prinz Henry ist nicht daran gelegen, sich Courteheuses Zorn einzuhandeln. Er hat kein Land und ist von seinen Brüdern abhängig."
„Jetzt hat er die Condes", erinnerte Roger Eleanor. „Und er würde es tun, um dich in Sicherheit zu wissen, Lea."
„Er glaubt noch immer, sie zu lieben?" fragte Walter fasziniert. „Ich hatte angenommen, er hätte sie im Hinblick auf die Tatsache, wie er sich getröstet hat, längst vergessen."
„Liebe ist ein starkes Wort für das, was er empfindet", erwiderte Roger, „aber er mag Eleanor noch immer."
Walter spitzte die Lippen und pfiff leise. „Also stimmt es doch. Du lieber Himmel, süßes Cousinchen, dann musst du bei Henry aufpassen. Ich habe nicht den Wunsch, eine meiner Verwandten als königliche Mätresse zu sehen."
„Nein, so ist er nicht", nahm sie Prinz Henry in Schutz.
„Pah! " äußerte Walter, verächtlich schnaubend. „Du warst zu lange in einem Konvent, Cousine. Henry nimmt sich im Allgemeinen, was er haben will, vorausgesetzt, er will es unbedingt haben."
„Er ist Rufus' Erbe. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass Rufus heiraten wird", meinte Roger. „Falls Henry auf Englands Thron sitzen sollte, wird er Männer wie dich und mich benötigen. Er würde unsere Unterstützung nicht aufs Spiel setzen, weil er Lea unbedingt in seinem Bett haben möchte. Wenn man eines über ihn sagen kann, dann das, dass er ein praktisch denkender Mann ist."
„Ja. Dann schreib ihm, und ich werde den Brief heute mit einem meiner reitenden Boten absenden, der den Auftrag hat, diesen nur Henry auszuhändigen." Walter hielt den Ring des Prinzen ins Licht. „Und wenn wir das hier mitschicken, muss Henry wissen, dass der Ring von dir kommt."
„Ja. Es ist besser, wenn du ihm schreibst, allerdings nur in vagen Worten, falls der Brief Belesme in die Hände fallen sollte. Der Ring wird reichen, Henry herzubringen."
„Walter, könnte ich baden und ein Bett bekommen?" fragte Eleanor plötzlich. „Ich bin müde und schmutzig und habe in den vergangenen zwei Tagen nicht viel geschlafen."
Die beiden Männer schauten sie an und furchten die Stirn. Es würde schwer genug sein, in einem geschäftigen Haushalt ihre Verkleidung zu wahren, ohne sie der Neugier der Dienstboten auszusetzen. Außerdem würden ihr als Frau eines fahrenden Ritters solche Privilegien nicht zugestanden. Als Walter jedoch ihr eingefallenes Gesicht und die Schatten unter ihren Augen sah, gab er nach. „Ja", antwortete er schließlich, „aber du wirst ohne die Hilfe einer Bademagd zurechtkommen müssen. Ich werde Helene sagen, deines Zustandes wegen sei das eine Geste der Höflichkeit."
„Danke, Walter."
Er ging zur Tür und rief einem vorübergehenden Diener zu: „Bitte meine Gattin, herunterzukommen. Wir haben Besuch."
Eleanor schwelgte allein im Bad, seifte sich ein und spülte sich immer wieder mit frischem warmen Wasser aus Krügen ab. Die Tür war geschlossen und die Ungestörtheit Eleanor sehr willkommen. Die Kammer in dem alten Turm war größer, als sie es erwartet hatte, und besser eingerichtet. Nun, ihr Cousin war ein reicher Herr. Sie hatte über die herablassende Art seiner Gemahlin lächeln müssen. Helene hatte sie heraufgebracht und ihr sorgfältig erklärt, dass diese Räume einst das Quartier der Familie gewesen waren, ehe das neue
Haus in der Mitte des
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