0221 - Verschleppt nach Andro-Alpha
ein Wunder, daß wir diese phantastische Reise unbeschadet überstanden hatten. Ich blickte auf den Bordkalender. Auf Terra schrieb man den 1. April 2401.
Die Borduhren zeigten 13:10 Uhr terranischer Zeit.
Der Computer arbeitete auf Hochtouren. Sörlund gab immer neue Daten in die Bordpositronik. Gespannt warteten wir auf die ersten Ergebnisse. Der winzige Nebelfleck, als der uns Andro- Alpha vom Twin-System aus erschienen war, bildete nun eine riesige Galaxis.
Neue Fragen warfen sich auf. Sollten die Meister der Insel nicht unmittelbar im Andromedanebel, sondern in dieser vorgelagerten Milchstraße beheimatet sein? Oder bildete auch diese Sternenballung nur einen weiten Stützpunkt eines Volkes mit unvorstellbaren Möglichkeiten?
„Die drei Sonnen sind fünf Millionen Kilometer voneinander entfernt", sagte Sörlund, als er die ersten Ergebnisse aus dem Computer nahm. „Ihre Konstellation läßt keinen Zweifel daran, daß wir auch hier ein Kunstsystem vor uns haben."
„Kannst du schon feststellen, wohin die ALTAI bewegt wird?"
fragte Imar Arcus.
„Unsere Geschwindigkeit ist nicht sehr hoch", erwiderte der Major. „Es sieht nicht so aus, als reagierte das Schiff auf einen Traktorstrahl mittlerer Stärke."
Irgend etwas zog die ALTAI an. Bedeutete das, daß man auf unsere Ankunft vorbereitet war? Mit dieser Entwicklung hatten wir nicht gerechnet. Auch Allan D. Mercant hatte nicht voraussehen können, daß wir die Kontrolle über die Kaulquappe verlieren würden. „Wir werden den Dreifachtransmitter Alpha-Zentra nennen", schlug Sörlund vor. „Wir können jetzt sicher sein, daß wir uns im Zentrum von Andro-Alpha befinden."
Die Maahks standen nebeneinander hinter der transparenten Scheibe und gaben uns Zeichen. Sie wußten bestimmt mehr als wir, doch die Bedingungen, zu denen sie ihr Wissen preisgeben wollten, waren für uns unannehmbar. „Seht sie euch an", sagte Cole Harper grimmig. „Es sieht fast so aus, als sei ihnen unser Ziel, was immer es ist, nicht gerade angenehm."
„Sie sind beunruhigt", stimmte Son-Hao zu. „Sicher deshalb, weil es ihnen bisher nicht gelungen ist, sich mit ihren Freunden in Verbindung zu setzen."
Sörlund gab ein ungeduldiges Brummen von sich. „Es gefällt mir nicht, daß man uns jede Entscheidung aus den Händen genommen hat. Wir können die ALTAI nicht mehr nach unserem Willen steuern. Jemand scheint schon ganz genau zu wissen, was er mit uns vorhat. Das kann bedeuten, daß wir irgendwo erwartet werden. Ich schließe daraus, daß die verzweifelten Funksprüche der fünf Methans im Horror-System gehört wurden, wenn auch niemand darauf reagierte."
Er zog zwei weitere Plastikstreifen aus dem Computer.
„Da haben wir unser Ziel!" stieß er hervor. Er kritzelte einige Notizen auf ein Papier und programmierte hastig den Computer.
Es war ein völlig ungewohntes Bild, Sörlund einen derartigen Arbeitseifer entwickeln zu sehen. „Vielleicht läßt du uns an deinem Wissen teilhaben?" Son-Hao beugte sich in seinem Sitz zu Sörlund hinüber. „Ein Planet", sagte Sörlund. „Er umkreist als einzige Welt die drei blauen Riesen."
„Wird die ALTAI von ihm angezogen?"
„Von irgend etwas auf seiner Oberfläche", beantwortete Sörlund meine Frage. „Dort gibt es wahrscheinlich starke Traktorstrahler."
Seltsamerweise fühlte ich eine gewisse Erleichterung. Endlich würden wir die geheimnisvollen Wesen sehen, die die ganze Zeit mit uns Versteck gespielt hatten. Waren es Methans? Ich war mir nicht sicher, denn unsere fünf Begleiter in der Spezialkabine machten nicht den Eindruck, als seien sie voller Freude. Was war das für ein Gedanke - die fünf einzigen Menschen innerhalb eines Sternennebels zu sein. Selbst der Hyperkomsender in meiner Prothese war nicht stark genug, um die nächsten menschlichen Niederlassungen zu erreichen. Wir waren näher an Andromeda herangekommen als jeder andere Mensch vor uns. Statt eines Triumphgefühls spürte ich nur die völlige Einsamkeit, die uns jetzt gefangenhielt.
„Der Planet scheint auf seiner Umlaufbahn durchschnittlich fünfzig Millionen Kilometer von jeder der drei Sonnen entfernt zu sein", sagte Sörlund. „Es ist also eine heiße Welt", vermutete Harper. Mercants Worte fielen mir ein. Der Abwehrchef hatte uns gesagt, daß die Planeten der Maahks heiße Methan-Welten waren.
Näherten wir uns einer Welt der gnadenlosen Feinde Arkons? „Wir werden versuchen, aus der Gewalt des Traktorstrahlers zu entkommen", kündigte Sörlund
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