Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0222 - Schlucht der stummen Götter

0222 - Schlucht der stummen Götter

Titel: 0222 - Schlucht der stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
zu bewegen, schwitzten wir schon in der schwülen Luft. Zudem war der Wind eingeschlafen, und es herrschte eine unheilvolle Ruhe vor dem Sturm.
    Wie verloren stand der Bentley auf dem Platz. Ich hatte das Gefühl, auch sein Lack würde grün schimmern, während das Knochenmehl inzwischen weggeweht worden war.
    Kein Mensch war zu sehen. Wie ausgestorben lag der kleine Ort Darkwater vor unseren Augen.
    Am Himmel zog sich diese seltsame Tönung immer mehr zusammen. Sie kam von allen Seiten, schien langsam auf uns zuzuwandern und hatte sich den Ort als Mittelpunkt ausgesucht.
    Auch von dem blauen Skelett sahen wir nichts. Allerdings waren wir davon überzeugt, daß es sich hier irgendwo versteckt haben mußte.
    »Dann suchen wir mal die Menschen«, sagte Suko und setzte sich in Bewegung.
    Quer über den Platz gingen wir. Bei jedem Schritt hatte ich das Gefühl, als würden Hitze und Schwüle zunehmen.
    Ich deutete auf die Kneipe, deren Wirt wir gesprochen hatten.
    »Vielleicht ist er da.«
    »Sehen wir nach.«
    Ich erinnerte mich an einen Fall, da war es mir ähnlich ergangen.
    Mutterseelenallein war ich durch ein zerstörtes London geschritten.
    Mit der Erkenntnis, daß von meinen Freunden keiner mehr lebte, denn ich hatte ihren Tod gesehen, bis mir klar geworden war, daß meine damalige Gegnerin Asmodina sich für die apokalyptische Vision verantwortlich zeigte und alles gar nicht real gewesen war. [3]
    Verhielt es sich hier ähnlich? Befanden wir uns bereits in einer anderen Zeit oder Dimension?
    Man mußte mit allem rechnen und auch mit einem weiteren Toten, als wir den Pub betraten.
    Wir wurden angenehm überrascht. Allerdings konnten wir den Wirt nicht entdecken. Der kleine Schankraum präsentierte sich menschenleer. Nur das Geräusch fallender Tropfen aus dem Bierhahn war zu hören.
    Ich suchte auch hinter der Theke. Auf den Holzlatten lag niemand. Automatisch schaute ich durch eine offenstehende Tür in die kleine Kochküche hinter der Theke. Auch der Raum war leer. Auf der Kochplatte standen noch Töpfe.
    Sollte das Dorf innerhalb von Minuten tatsächlich ausgestorben sein? Oder hatte man die Bewohner entführt?
    »Vielleicht sind sie auf den See gefahren?« vermutete Suko. »Wir sollten mal nachschauen.«
    Ich hatte nichts dagegen, und so machten wir uns auf den Weg zu unserem neuen Ziel.
    In so einem kleinen Ort wie Darkwater war der See einfach nicht zu verfehlen. Die Richtung wußten wir und tauchten ein in eine schmale Gasse, die ein wenig Gefälle aufwies. Wir würden sicherlich bald an das Ufer des schwarzen Gewässers gelangen.
    Auch in dieser Gasse merkten wir das Fremde, das Unheimliche.
    Nicht nur, daß sie und die Häuser menschenleer waren, auch standen sämtliche Fenster und Türen sperrangelweit offen, als wollten die Bewohner die seltsam schwüle Luft extra in ihre Räume lassen.
    Das war nicht normal…
    Vor einem schmalbrüstigen Haus blieb Suko stehen. »Sollen wir noch einmal nachschauen?«
    »Es wird leer sein.«
    »Ich glaube, ich habe ein Geräusch gehört.«
    »Dann schauen wir nach.« Auf das Gehör meines Freundes war immer Verlaß gewesen, ich glaubte nicht, daß er sich geirrt hatte.
    Wir betraten abermals einen schmalen Flur und hörten hinter einer halb offenstehenden Tür ein klagendes Geräusch.
    Ein Mensch war es nicht, obwohl wir einen Menschen sahen, der im Bett lag und eine Katze im Arm hielt. Das Tier hatte ein schwarzes Fell, und der Mensch im Bett war ein Kind – ein kleines Mädchen von vielleicht sechs oder sieben Jahren.
    Die Kleine hatte dunkles Haar und schaute uns aus großen Augen an. Ich bemerkte, daß ihre Haut einen normalen Farbton besaß und nicht diesen grünlichen Schimmer.
    »Meine Katze«, sagte die Kleine mit weinerlicher Stimme, wobei Tränen über ihre Wangen rannen. »Ich… ich … glaube, sie stirbt.«
    Dabei hob sie den Kopf und schaute uns bittend an, als ob wir ihr helfen könnten.
    Freunde, das Lächeln fiel mir sehr schwer, als ich auf das Kind zuschritt und neben dem Bett niederkniete. Ich hob den linken Arm, streichelte über das kurze Haar und schaute auch auf die Katze, die diese Wehlaute ausstieß.
    Das Tier war wirklich am Ende. Es lag zwar in den Armen des Mädchens, allerdings auf dem Rücken, und vor ihrem Mund hatten sich Schaumbläschen gebildet.
    »Was soll ich denn jetzt machen?«
    »Komm, mein Liebling, gib mir mal die Katze.«
    Das Kind zögerte zuerst, dann jedoch reichte sie mir das Tier herüber. Ich nahm es auf beide Hände,

Weitere Kostenlose Bücher