0223 - In den Krallen der roten Vampire
deshalb vielleicht so schlecht Luft?
Er wußte es nicht und bewegte sich nun noch vorsichtiger in die Tiefe.
Abermals passierte er eine Lampe. Es war schon die fünfte. Sie stand in einem schmalen Felsspalt, der tiefer in den Berg hineinführte und nur so breit war wie die Hälfte eines menschlichen Körpers. Er stellte den Eingang zu den zahlreichen Nebengängen und Spalten dar, die es ebenfalls innerhalb dieses gewaltigen Höhlendoms gab, der sich an irgendeiner Stelle sicherlich in zahlreiche Labyrinthe aufteilte und so verzweigte, daß man sich rettungslos verirren konnte.
Plötzlich war der Pfad zu Ende. Axel Eickburger bekam einen nicht gelinden Schrecken, als er das feststellte. Zum Glück hatte er die Lampe schräg gehalten, so daß vor ihm der Weg genau ausgeleuchtet wurde. Allerdings ging es hinter dem Weg nicht bis zum Grund hinunter, sondern vielleicht in der Höhe von zwei Yards, denn danach führte der Pfad weiter, und Axel sah auch die nächste Lampe. Ihr Schein kam ihm wie eine rötlichgelbe Haube der Hoffnung vor.
Da mußte er noch hin!
Allerdings hatte er von dem Professor noch immer keine Spur entdeckt. Er wollte auch nicht mehr rufen, erst dann, wenn er am Grund der Höhle stand.
Sollte er springen?
Axel zögerte noch. Es war doch ein Wagnis, und wie kam er wieder hoch, wenn er sich jetzt abstieß?
Die Entscheidung wurde ihm aus der Hand genommen. Er hätte auf seinem zurückgelegten Weg vielleicht länger in die einzelnen Felsspalten hineinleuchten sollen, denn aus einer, die in seinem Rücken lag, löste sich eine Gestalt.
Vampiro-del-mar!
Unheimlich war er anzusehen, als er hinter dem ahnungslosen Reporter herschlich. Trotz seiner gewaltigen Körpergröße und seines damit verbundenen Gewichts schaffte er es, sich völlig lautlos zu bewegen, so daß Axel Eickburger nicht merkte, welches Unheil sich seinem Rücken näherte. Er blieb ahnungslos.
Axel konzentrierte sich voll und ganz auf seinen vor ihm liegenden Sprung, und er überlegte noch immer, ob er es wagen sollte. Ein Entdeckertrieb war schön und gut, aber er barg auch ein zu großes Risiko in sich, so daß der Reporter plötzlich den Kopf schüttelte. Er hatte sich entschlossen, es nicht zu tun.
Zu spät.
Vampiro-del-mar stand bereits hinter ihm. Und nur noch ein Schritt trennte die Horror-Gestalt von dem ahnungslosen Reporter, der sich in diesem Augenblick umdrehte, als der Vampir seinen rechten Arm vorstreckte.
Es wurde für Axel Eickburger eine grausame, schrecklich lange Sekunde. Er sah Vampiro-del-mar, begriff nicht, was das genau bedeutete, wußte jedoch, daß er in höchster Lebensgefahr schwebte.
In allerhöchster sogar.
Vampiro-del-mar schlug zu. Seine gespreizte Hand traf die Brust des Reporters. Der Stoß war wuchtig geführt worden. Axel Eickburger wollte sich nach vorn werfen und somit den Treffer die Wirkung nehmen, doch er rutschte auf dem glitschigen Boden einfach weg, bekam das Übergewicht und fiel.
Seine Füße befanden sich noch auf dem Pfad, als sich aus seiner Kehle bereits ein markerschütternder Schrei löste, der schaurig durch die gewaltige Höhle hallte.
Dann erfolgte der Aufschlag.
So hart und wuchtig, daß Axel Eickburger der Schrei von den Lippen gerissen wurde. Statt dessen spürte er den wilden, rasenden Schmerz, der seinen Rücken hochschoß, wobei sich dieser Körperteil anfühlte, als hätte man ihn mit heißer Lava übergossen.
Die Aufprallwucht des Falls trieb den Reporter nach rechts, und zwar dorthin, wo sich die Kante befand.
Axel fand keinen Halt mehr. Er rollte über die Kante und stürzte in die Tiefe.
Dabei hatte er Glück. Von oben hatte es so ausgesehen, als würde es steil dem Grund entgegengehen, aber so schlimm war es nicht.
Nur ein sehr schräger Hang bildete den Trennraum zwischen dem Grund der Höhle und dem höher führenden schmalen Weg.
Der Körper des Reporters überschlug sich. Obwohl ihm die Schmerzen fast den Verstand raubten, wurde Axel nicht bewußtlos.
Er bekam seinen langen Fall mit, der ihn in die Tiefe führte. Dabei riß er Steine und Geröll mit sich. Die Arme und Beine schwangen hin und her. Er schlug mit dem Gesicht gegen den Fels, blutete aus zahlreichen Schürfwunden und wurde immer weiter gewirbelt, bis er den Grund erreichte und, unter zahlreichen Steinen begraben, liegenblieb.
Vampiro-del-mar war oben auf dem schmalen Pfad stehengeblieben. Er bewegte nur den Kopf nach vorn und schaute in die Tiefe. Sein häßliches Gesicht verzog sich zu
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