0224 - Nur der Satan kennt Manhattan
steckt da der Anfang der nächsten Spur drin.«
»Na, meinetwegen«, seufzte Phil. »Sichten wir den heute früh eingegangenen Papierkrieg. Gib die Hälfte rüber!«
Ich teilte den Papierstapel in ungefähr in der Mitte und schob Phil die eine Hälfte zu, während ich mich an das Studium der anderen machte.
Nach einer knappen Stunde unterrichteten wir uns gegenseitig.
»Der Station Car wurde heute Nacht von der Stadtpolizei am East River gefunden. Eine Untersuchung auf Fingerabdrücke förderte über vierhundert verschiedene Prints zutage.«
Phil sagte es mit einem breiten Grinsen. Ich steckte mir die Morgenzigarette an und brummte: »Ich verspreche mir gar nichts davon. Guter Lack auf dem Blech eines Autos hält Fingerabdrücke wochenlang, wenn der Wagen nicht gewaschen wird. Und wie viele Leute berühren nicht täglich einen Wagen? Wenn wir Pech haben, ist nicht ein einziger Abdruck von einem der Gangster dabei. Wie sieht es denn mit den Prints am Lenkrad aus?«
»Am Lenkrad waren überhaupt keine Abdrücke«, erwiderte Phil.
»Da hast du’s!«, sagte ich. »Meine erste Sache ist auch nicht gerade Erfolg versprechender. Die Maschinenpistole des von dem Kassierer erschossenen Gangsters Likowski ist noch nie bei einem Verbrechen verwendet worden. Kein einziges Geschoss aus dieser Waffe mit seinen typischen Merkmalen ist bei uns oder in der Zentrale in Washington registriert. Die ballistische Abteilung will versuchen, über die Herstellerfirma den Weg der Maschinenpistole zu verfolgen, aber dabei wird kaum etwas rauskommen. Wer weiß, durch wie viele Hände die Waffe schon gegangen ist.«
»Sieht ganz so aus, als ob wir den Zeitungen Anlass dazu geben wollten, ihr voreiliges Lob in dieser Geschichte möglichst schnell in einen nachhaltigen Tadel umzuwandeln«, brummte Phil. »Die Spezialisten teilen mit, dass es unmöglich ist, aus den Aussagen der Bankangestellten und Kunden brauchbare Beschreibungen der Gangster zusammenzus,tellen.«
»Das alte Lied«, seufzte ich. »Die Leute haben zwar Augen, können aber trotzdem nichts sehen. Sprich fünf Minuten lang mit einem x-beliebigen Mann auf der Straße und frage ihn eine halbe Stunde später, was für eine Krawatte du vorhin getragen hast, eine rote oder eine blaue. Er wird sagen: eine grüne. Und eine gelbe hattest du um.«
Phil nickte zustimmend und legte ein neues Blatt Papier zur Seite.
»Die Fahndung nach diesem Calleghan läuft«, murmelte er, »aber das ist bisher auch alles, was sich in diesem Punkt getan hat.«
»Und die Nachforschungen hinsichtlich Likowskis Wohnung und Bekanntenkreis laufen auch«, ergänzte ich knurrend. »Bisher ebenfalls ohne Resultat.«
»Was ist eigentlich mit dem Mann los, der den einen Gangster mit dem Koffer im Nebeneingang so genau beschrieb?«, fragte Phil, »es fällt mir nur zufällig ein. Sollte der Mann nicht mit einem Kollegen unser Verbrecheralbum durchsehen, um nach diesem Burschen zu suchen?«
»Doch«, nickte ich. »Ich hatte Mac Andrews darum gebeten. Augenblick!«
Ich griff zum Hörer und rief unser Archiv an. Als ich den Hörer wieder auf legte, konnte ich Phil die Auskunft geben: »Andrews sitzt mit dem Zeugen oben im Archiv. Bisher haben sie sechs Bände durchgeblättert.«
»Schön«, nickte Phil. »Dann haben sie noch einige vor sich.«
Wir machten uns daran, alle die ausführlichen Berichte, deren Endergebnisse wir uns in dürren Worten erzählt hatten, sauber abzuheften. Die Akte »Banküberfall…« mit Namen und Datum der betroffenen Bank schwoll bereit merklich an. Und wenn es so weiterging, würde aus ihr innerhalb weniger Tage ein ganzer Aktenberg geworden sein.
»In Ermangelung besserer Spuren sollten wir vielleicht einmal die Zeugenaussagen durchsehen, die von den Kollegen auf genommen worden sind«, schlug Phil vor. »Es kann nichts schaden, wenn wir auch diese Aussagen genau kennen.«
»Meinetwegen!«, brummte ich. »Aber vorher lasse ich mir aus der Kantine eine Kanne starken Kaffee kommen, sonst schlafe ich ein, wenn ich dreißig Mal dieselben mageren Aussagen von Leuten lesen muss, die allesamt keine einzige brauchbare Beobachtung gemacht haben.«
Phil schloss sich dem Verlangen nach Kaffee an, und wenige Minuten später durchzog das würzige Aroma bereits unser Office. Zigarettenqualm stieg auf, und Stille kehrte bei uns ein.
Bis Phil auf sah und dieses Schweigen unterbrach.
»Sag mal, Jerry, wer mag das eigentlich gewesen sein, der gestern beim Chef anrief und uns den Tipp mit
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