0224 - Satan mit vier Armen
es leid, ging einen Schritt vor und drückte ihm die Mündung der Waffe genau zwischen die Augen. »Was wird hier gespielt? Verdammt, rede, ich will es endlich wissen!«
»Er hat Sogg-Ra geweckt. Er hat nicht auf die alten Warnungen gehört. Der Affenteufel wird sich furchtbar rächen. Er tötet alle, die ihn in seiner Ruhe stören.«
»Und wie?«
»Sogg-Ra verschlingt sie!«
Unwillkürlich zuckte ich zurück. Die Antwort trieb mir zudem noch eine Gänsehaut über den Rücken, und ich fragte mit leiser Stimme: »Hat er Sie auch verschlungen?«
»Ja, das hat er.«
»Aber Sie leben.«
»Natürlich lebe ich. Ich werde auch weiterleben. Jedes Teil von mir wird das. Meine Hand, mein Fuß, mein Arm, mein Kopf, denn die Magie des Affenteufels ist unschlagbar. Du wirst es erleben. So, wie die Hand des Medizinmannes gelebt hat, so werde auch ich weiterleben. Jedes Teil von mir.«
»Wie hat der andere das angestellt?« wollte ich wissen. »Und wie sieht der Affendämon aus? Wo kann ich ihn sehen?«
»Oben, er ist oben bei den Menschen. Dort gehört er hin. Willard hat ihm die Opfer gebracht, ohne es zu wissen. Er hat den Dschungeltod ins Haus geholt, und keiner kann ihm entfliehen.«
»Wir müßten also hoch.«
»Ja.«
»Gut.« Ich nickte. »Dann gehst du vor, Hausmeister. Und wenn du eine falsche Bewegung machst, werde ich dich vernichten.«
Da lachte der Mann. Es war ein wissendes, hämisches Lachen. Als ich es vernahm, kam ich mir wie ein dummer Junge vor, aber ich wollte mich nicht fertigmachen lassen.
»Geh los!«
Der untote Hausmeister hob die Schultern. Mir war jetzt auch aufgefallen, daß er nicht mehr atmete. Was da genau geschehen war und wieso es kam, daß der Hausmeister so von der Stärke des Affenteufels überzeugt war, das wußte ich nicht. Auch kannte ich mich in den Mythologien fremder Völker kaum aus, aber daß sie sehr stark waren, hatte ich schon am eigenen Leib erlebt. Ich sah das Lächeln auf Dryers Gesicht, als er sich umdrehte und an mir vorbeischritt. Er tat so gut wie überhaupt nichts. Er schien sich nicht wehren zu wollen, sondern fügte sich in sein Schicksal, während er langsam voranschlurfte, wobei er kaum die Füße vom Boden hochhob.
Mit dem Fahrstuhl konnten wir nicht hoch, also mußten wir die Treppe nehmen. Um sie zu erreichen, gingen wir durch den Keller, und der war nicht gerade klein.
Pete Dryer leistete keinen Widerstand. Er ging mit gesenktem Kopf vor mir her, seine Schultern bewegten sich hin und wieder, wobei ich manchmal auch das Gefühl hatte, als würde er lachen und sich seines Sieges freuen.
Ich konnte mir auch nicht helfen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, daß er noch nicht alle Trümpfe ausgespielt und einige in der Hinterhand behalten hatte.
Ob sich in den großen Fässern, die wir passierten, etwas befand, wußte ich nicht. Sie interessierten mich auch nicht sonderlich. Für mich waren die Lücken zwischen ihnen wichtiger, denn dort konnte sich gut jemand versteckt halten.
Im Hinterkopf dachte ich noch immer an den Medizinmann, den ich schließlich verfolgt hatte und dem die Hand gehörte. Bis jetzt hatte ich nichts von ihm gesehen, und ich fragte mich, wo er sich aufhielt. Befand er sich noch im Keller, oder hatte er einen geheimen Fluchtweg genommen?
Sogg-Ra hieß der Affenteufel, der seine Opfer verschlang und sie dann wieder ausspie, denn sonst würden sie kaum in der Lage sein, für ihn zu kämpfen.
Auf diese makabre Art und Weise machte er sie zu seinen Dienern. So etwas hatte ich auch noch nicht erlebt. Man lernte in meinem Job nicht aus.
Ich wußte, daß es noch unzählige fremde Magien auf der Welt und in anderen Dimensionen gab, von denen ich noch nichts gehört hatte. Mit einer dieser Magien war ich nun konfrontiert worden.
Die Fässer ließen wir hinter uns, ohne daß ich angegriffen wurde. Es war ein seltsamer Keller, denn auf den langen Regalreihen, die nach den Fässern begannen, lag kein Stäubchen. Hier wurde vom Personal oft gesäubert.
Um den Weinkeller hätte so mancher Restaurántbesitzer den Club beneidet, und auch alle guten Whiskysorten waren vertreten.
Der Gang führte bald nicht mehr geradeaus weiter, sondern links um eine Ecke. Meine Geisel bewegte sich noch immer vorsichtig. Der Mann hütete sich, eine falsche Bewegung zu machen - hatte er doch Angst vor meiner Waffe.
Vor uns sah ich die Umrisse einer Tür. Sie wurde von einer Lampe erfaßt, die über der Tür angebracht war und deren Licht schräg nach unten
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