0225 - Blüten mit dem Todeszeichen
Kollegen verließen Marshalls Office. Er wandte sich an uns:
»Sie haben ja gehört, wie wir die Sache abwickeln wollen. Sicherheitshalber würde ich an Ihrer Stelle jeder eine kugelsichere Weste anlegen. Wir haben ein paar solche Dinger vorrätig.«
»Okay«, lachte ich, »obgleich ich noch nie ein Freund von diesen schweren Kleidungsstücken gewesen bin. Aber ich sehe ein, daß es besser ist.«
Wir gingen in die Bekleidungskammer und zogen die Jacketts aus. Die Westen paßten zwar in der Farbe nicht zu unseren Anzügen, aber das spielte ja keine Rolle. Wir fuhren wieder in die Röcke, Marshall sah auf seine Uhr und brummte:
»Noch vier Minuten.«
Wir gingen in den Hausflur und warteten. Als es soweit war, nahmen wir unsere Dienstpistolen aus den Schulterhalftern, entsicherten sie und schoben sie in die rechte Hosentasche.
Als Marshall nickte, traten wir langsam auf die Straße. Wir blieben stehen, ohne uns nach dem blauen Ford umzusehen. Ich weiß nicht mehr, worüber wir .sprachen, jedenfalls spielten wir ihnen vor, daß wir in ein emsiges Gespräch vertieft wären.
Und dann hörte ich plötzlich den heransummenden Motor. Ich blickte über Phils Schulter hinweg die Straße hinab. Der blaue Ford war höchstens noch zwanzig Meter von uns entfernt. Aber jetzt sah ich die Mündung einer Maschinenpistole aus dem offenen Seitenfenster ragen.
»Los, rein, Phil!« rief ich und sprang zurück in den Hausflur.
Phil kam mir nach. Wir warfen uns hinter den Schrank, der eigens für diesen Zweck in den Flur geschoben und mit alten, wertlosen Akten vollgestopft war. Kaum hatten wir uns halbwegs in Deckung gebracht, da ratterte auch schon ein langer Feuerstoß in den offenen Hausflur hinein.
Aber zugleich brach draußen die Hölle los. Aus allen möglichen Ecken und Winkeln, Hauseingängen und Fenstern heraus knallte es. Der ganze Feuerzauber dauerte sicher nicht länger als höchstens eine Viertelminute, aber in dieser Zeit fielen mindestens dreißig bis fünfzig Schüsse.
Als der Lärm der Schüsse verstummte, hörten wir draußen das Quietschen von Reifen, gleich darauf einen kreischenden Krach und danach ein starkes Zischen. Wir sprangen hinter unserer Deckung hervor und liefen nach vorn. Vorsichtig reckten wir die Köpfe zum Hauseingang hinaus.
Der blaue Ford war gegen einen stählernen Laternenmast geprallt, auf die Seite gekippt und in Brand geraten. Von den Insassen war nichts zu erkennen, denn die Flammen umzüngelten bereits den ganzen Wagen.
Die Kollegen kamen aus ihren Winkeln und Ecken hervor. Sie liefen zurück ins Gebäude und kamen mit Feuerlöschern wieder heraus. In kurzer Zeit war der Brand unter Schaumbergen erstickt.
Aber die beiden Insassen konnte niemand mehr retten. Wir standen schweigend um den Wagen herum. In der ganzen Straße reckten die Leute ihre Köpfe zum Fenster heraus. Eine alte Frau unterhielt sich von einem Fenster zum anderen mit ihrer Nachbarin. Ihre Stimme war kreischend und schrill.
»Ich hab‘s genau gesehen!« rief sie. »Die verrückten Kerle wollten zwei von den G-men umlegen! Na, das hätte ich ihnen vorher sagen können, daß so etwas schief gehen muß! Als ich mal jung war, da ging das ja vielleicht noch, aber heutzutage ist kein Kraut gegen die G-men gewachsen!…«
Ich wandte den Kopf und schob mir den Hut ins Genick. Zwei Killer weniger, dachte ich. Aber was hilft das schon? An den Auftraggeber dieser Leute müßte pan herankommen können. An den Mann, der sich von anderen, die dumm genug waren, die Kastanien aus dem Feuer holen ließ. Aber gerade von diesem Mann, auf dessen Konto alle diese Morde gingen, gerade von dem hatten wir noch nicht einmal die Idee einer Spur…
»Komm, Phil«, sagte ich müde. »Ich möchte mit dem Chef telefonieren. Meiner Meinung nach sollten wir zurück nach New York fliegen. Der Boss sitzt in New York, das ist für mich so sicher wie zweimal zwei gleich vier.«
»Vielleicht hast du recht«, murmelte Phil, indem er mit dem Fuß eine halb offenstehende Tür des blauen Ford noch ein Stück weiter aufschob. »Die beiden da kommen nämlich auch aus New York. Kennst du sie nicht?«
Ich trat näher heran und warf einen Blick auf die Gesichter der beiden Toten. Doch. Ich kannte sie ziemlich gut. Jeder Polizist in New York kannte sie. Es waren die Trucson-Brüder, zwei notorische Gangster, die seit ihrem zwanzigsten Lebensjahr mehr Zeit im Zuchthaus als anderswo zugebracht hatten.
Und da stand es für mich fest, daß wir zurück nach New
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