0225 - Rendezvous im Weltall
einen langen, ovalen Raum voller Instrumente, gelblichem Dunst und eifriger Betriebsamkeit. Die unförmigen Gestalten vieler Maahks bewegten sich hier und dort. Niemand schien auf die fünf Hominiden zu achten. Halgor trat über die Schwelle. Cole hielt sich dicht hinter ihm. Was auch immer er für Halgor empfand, er war ihm zehnmal lieber und vertrauter als einer der massigen Körper, von grauweißen Schuppen bedeckt, mit tentakelähnlichen Armen und einem Schulterwulst anstelle eines Kopfes.
Halgor gelang es schließlich, die Aufmerksamkeit eines der Maahks auf sich zu ziehen. Der Maahk wandte sich dem Hintergrund des Raumes zu und rief ein paar unverständliche Worte über den allgemeinen Lärm hinweg. Ein besonders hochgewachsener Maahk löste sich aus dem Dunst und kam auf Halgor zu. In Coles Erinnerung formte sich zögernd ein Bild. Er kannte den Maahk. Er war Grek-1, Geheimdienstchef und Befehlshaber der über Horror stationierten Wachflotte. Auf der Brust trug er den kleinen, grauen Kasten eines Simultanübersetzers, das einzige Anzeichen dafür, daß er die Hominiden erwartet hatte. Vor Halgor blieb er stehen und überragte den blonden Terraner der unter seiner Rasse fast schon zu den Riesen zählte, noch um einen Kopf. Unter dem Schulterwulst öffneten sich die Falten des breiten Mundes. Aus dem Übersetzer drang eine mechanische Stimme und sagte auf Interkosmo: „Ich erwarte deinen Bericht, Terraner!"
Halgor berichtete. Cole bewunderte die Ruhe, mit der er es tat.
Die fremdartige Umwelt schien auf ihn keinen Eindruck zu machen.
Halgor berichtete alles - von dem Augenblick an, in dem die Robotschiffe über Kahalo auftauchten und die KITARA sich davonmachte, über die Ankunft der Energieblase mit den Einzelteilen der Impulsweiche, bis zu dem Imperiumsschiff, das vor mehr als einer halben Stunde in zehn Millionen Kilometern Entfernung an der KITARA vorbeigeflogen war, ohne sie zu bemerken. Er verschwieg auch nicht die Begegnung mit dem Springer-Schiff und die Vorbereitungen, die er und seine Männer an Bord der KITARA getroffen hatten, um eine Ausrede zu haben, falls sie von einem Suchschiff aufgebracht werden sollten. Der Maahk hörte sich alles an, ohne Halgor auch nur ein einziges Mal zu unterbrechen. Erst als Halgor geendet hatte, sagte er: „Ihr habt euren Auftrag ausgeführt. Von jetzt an leite ich die Aktion. Ihr werdet nicht mehr gebraucht. Man wird euch desintegrieren!"
In Cole Harpers Gehirn explodierte etwas. Mit einem kräftigen Ruck stieß er Halgor Sörlund beiseite. Grek-1 hatte ihm bisher keine Beachtung geschenkt. Als er es jetzt tat, blickte er in die trichterförmige Mündung eines kleinen, tödlichen Blasters.
„O nein, man wird nicht", keuchte Cole, und über den Außenlautsprecher seines Helms drang seine Stimme klar und deutlich ins Mikrophon des Übersetzers. „Du hast da nämlich etwas übersehen, Grek-1!"
Pol Kennan hatte jeden Sinn für Raum und Zeit verloren. Die einzigen Anhaltspunkte, die er besaß, waren das Chronometer und der kleine Orter, auf dem der Reflex der KITARA inzwischen heller geworden und bis auf ein oder zwei Millimeter an das Zentrum herangerückt war.
Er hatte mehr als die Hälfte seiner Reise hinter sich. Das Schlimme war, daß er nicht das Gefühl hatte, sich zu bewegen. Er schien stillzustehen. Sein Ausblick war immer derselbe. Und auf die Dauer erwies es sich als schwierig, das subjektiv arbeitende Bewußtsein davon zu überzeugen, daß trotzdem etwas geschah, daß er dem entscheidenden Zeitpunkt immer näher kam und keineswegs in einem Loch aus Finsternis und fernem Licht für immer gefangen war.
Etwa drei Flugstunden vor dem Ziel ereignete sich etwas, was die entnervende Eintönigkeit abrupt unterbrach. Pol hatte die Gewohnheit, jede Minute einmal auf den Orter zu sehen. Er hatte sich ausgerechnet, daß er auf diese Weise noch rund einhundertsiebzigmal den Arm heben und den kleinen Fluoreszenzschirm ansehen müsse. Die Zahl war niedrig genug, um ihm Trost zu spenden. Jetzt erwies sich die Gewohnheit noch in anderer Hinsicht als nützlich. Er betrachtete gerade das kleine Gerät, als der Reflexpunkt der KITARA plötzlich aufblitzte und danach mit verstärkter Helligkeit weiter leuchtete.
Zunächst hielt Pol das für eine Fehlfunktion des kleinen Energieelements, das den Orter speiste. Die Signale der in seinen Transportanzug eingebauten Antenne wurden höher verstärkt als normal. Er drückte ein paar der Kontrollknöpfe, die auf einer
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