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0226 - Jagd auf Staatsfeind Nr. 1

0226 - Jagd auf Staatsfeind Nr. 1

Titel: 0226 - Jagd auf Staatsfeind Nr. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jagd auf Staatsfeind Nr. 1 (3 of 3)
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steigt, werde ich jedenfalls nicht wieder einschlafen, dachte er.
    Und dann öffnete er die Tür zum Vernehmungszimmer und ging hinein. Der Gangster saß auf dem Stuhl ohne Armlehme und blickte starr geradeaus. An seinem nicht vorhandenen Kinn konnte man eine schwache, rosa schimmernde, sternförmige Narbe erkennen. Das Licht der Bürolampe, die vor ihm auf den Schreibtisch stand, erleuchtete sein Gesicht vom Mund abwärts. Nicht einmal die Scheinwerfertour wenden wir an, dachte Phil bitter. Wir behandeln ihn wie einen Menschen. Wie einen richtigen, sauberen, ehrlichen Menschen. Wir treten ihm nicht zu nahe. Um Gottes willen. Er hat seine von der Verfassung garantierten Rechte.
    Er trat an den Schreibtisch heran, hinter dem die drei Kollegen vom Vernehmungsteam saßen. Ein kurzer Blick in ihre Gesichter belehrte ihn darüber, das der Mann den Mund noch nicht aufgemacht hatte.
    »Daye Reynold Weene«, sagte Phil, »geboren am 16. Juni 1927 in Halcottville, Bundessstaat New York. Sechs Mal vorbestraft.«
    Phil warf die Karteikarte auf den Schreibtisch. Es gab ein klatschendes Geräusch. Weene fuhr erschrocken zurück. Phil beugte sich vor und knipste die Bürolampe aus. Dämmriges Dunkel erfüllte das Zimmer. Phils Stimme klang sanft und wie von weit her.
    »Gegen uns kommen Sie nicht an, Weene. Wir haben Sie gefunden. Wir haben Ihre Personalien gefunden. Wir werden Sie zum Sprechen bringen. Vielleicht in einer halben Stunde. Vielleicht in zehn Stunden. Vielleicht in vierzig Stunden. Sie werden diesen Raum nicht eher verlassen, bis Sie alles gesagt haben, was es zu sagen gibt. Sie sind sechs Mal vorbestraft. Dieses Mal wird das letzte Mal sein. Denn wir werden Sie auf den elektrischen Stuhl bringen. Sie haben mehrere Morde auf dem Gewissen. Erinnern Sie sich an Miami. Die beiden ahnungslosen Trottel, denen ihr die leicht zu erkennenden Blüten angedreht hattet, damit man die Spur von euch ablenken sollte. Der Mordanschlag mit dem Sprengstoffpäckchen auf meinen Freund und mich. Der Mordanschlag auf Jerry mit dem Sprengstoff am Telefon. Die Ermordung des Polizisten McNeily. Die Ermordung der beiden Wächter vor Dowlings Haus. Mehr als genug, um Sie auf den elektrischen Stuhl zu bringen…«
    Phils Stimme hatte einen einschmeichelnden Klang. Sie kam sanft, warm und in einschläfernder Monotonie.
    »Wir werden dafür sorgen, dass Sie auf dem elektrischen Stuhl landen. Ja, ich werde etwas tun, was Ihnen an den Nerven fressen wird, wie nichts sonst. Ich werde Ihnen Ihre letzten Wochen vergiften. Ich werde Ihnen erzählen, wie es sein wird, wenn Sie hingerichtet werden. Tausend Mal werden Sie es erleben, bevor es wirklich geschieht. Sie sind eine Bestie, Weene. Sie haben kaltblütig gemordet. Sie haben zwei Kinder entführt und vielleicht sogar ermordet…«
    Phil wartete auf eine Reaktion des Gangsters. Auf irgendein Anzeichen, das ihnen wenigstens verraten hätte, ob die Kinder noch lebten. Aber Weene blieb still und regungslos.
    Phil sprach weiter. Er schilderte dem Gangster den Verlauf der letzten vierundzwanzig Stunden vor einer Hinrichtung. Er schilderte es mit all den furchtbaren Einzelheiten, die noch aus der humansten Hinrichtung eine grauenhafte Angelegenheit machen. Er ließ keine winzige Kleinigkeit aus. Er sprach weiter, als er schon hörte, wie Weene anfing, schneller zu atmen. Seine Stimme wurde schärfer, schneidender, je näher er der eigentlichen Hinrichtung kam. Die Worte peitschten einander vorwärts, als er davon sprach, wie sie ihn mit hallenden Schritten durch den Gang schleppen würden…
    »Halt!«, kreischte Weene mit einer Stimme, die sich überschlug und heiser von den Wänden brach. »Halt! Ich sage alles! Ich sage alles! Hör auf! Ich sage ja alles!«
    Phil drehte sich um. Er ging zur Tür. Wie ein Nachtwandler durchquerte er den Flur. Er betrat die Toilette und spuckte aus. In seinem Mund war der bittere, ekelhafte Geschmack von Galle.
    ***
    »Um Gottes willen, Phil«, sagte ich. »Wie siehst du denn aus?«
    Mein Freund sah aus wie der wandelnde Tod. Als er am Freitagabend für ein paar Minuten in mein Zimmer kam, zweifelte ich, wer von uns beiden das Krankenbett nötiger hätte. Seine Augen blinzelten ständig. Die Lider waren gerötet und angeschwollen. Seine Wangen hatten dunkle Schatten, so eingefallen waren sie. Die Hände befanden sich unaufhörlich in Bewegung. Seine Lippen waren rissig und spröde. Aber in seinen Augen loderte ein leidenschaftliches Feuer.
    »Hallo Jerry«, sagte er mit

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