0226 - Jagd auf Staatsfeind Nr. 1
Kollegen einen Wink, Weene hinauszuführen. Er wurde zurück in den Vernehmungsraum gebracht.
»Ich bin an die Grenze des Erlaubten gegangen«, sagte der Arzt ernst. »Weene hält das nicht mehr lange aus, und ich kann es nicht mehr länger verantworten.«
»Er muss noch zwei Stunden aushalten«, sagte der Kollege hart. »Doc, begreifen Sie denn nicht? Wir alle stehen vor dem Zusammenbruch! Wir haben von Weene nicht mehr verlangt, als was neunzig G-men seit Tagen leisten müssen. Im ganzen Distriktgebäude läuft doch kein Mensch mehr herum, der nicht jeden Augenblick aus den Schuhen zu kippen droht. Aber dies müssen wir noch hinter uns bringen. Ich glaube langsam selber, dass er nichts vom Versteck der Kinder weiß. Okay, wir werden ihn in Ruhe lassen sobald er über Neville ausgepackt hat. Nevilles Hinrichtung ist bald fällig, sollen wir aus Rücksicht auf einen mehrfachen Mörder Neville unschuldig hinrichten lassen?«
»Nein, natürlich sollen Sie das nicht!«, erwiderte der Arzt gequält. »Aber ich kann es eigentlich nicht verantworten. Weene kann in jedem Augenblick einen schweren physischen Zusammenbruch erleiden.«
Der Kollege sah seine Gefährten an. Plötzlich hatte er einen Einfall. Er klopfte dem Doc auf die Schultern.
»Okay, Doc, wir sehen es ein. Das Verhör wird gestoppt. Schlafen sie ruhig weiter! Wir machen das schon. Ist doch klar, dass wir Ihnen keine Schwierigkeiten machen wollen! Gute Nacht, Doc!«
Der Arzt zögerte einen Augenblick. Dann nickte er: »Gute Nacht!«
Er legte sich zurück auf die Pritsche, wo er die Nächte zu verbringen pflegte, in denen er Bereitschaftsdienst hatte, zog die graue Wolldecke über sich und drehte sich zur Wand. Die Kollegen verließen sein Zimmer. Im Hinausgehen schalteten sie das Licht aus. Leise drückten die die Tür hinter sich ins Schloss.
»Willst du wirklich…?«, fragte einer.
Er erste schüttelte den Kopf.
»Natürlich nicht«, sagte er. »Das habe ich nur gesagt, damit der Doc gedeckt ist. Das Verhör geht weiter. Auf meine Verantwortung. Und wenn ich deswegen beim FBI rausfliege. Wir lassen Neville nicht im Stich. Kommt!«
Eine knappe halbe Stunde später erschien Mister High mit Richter Douglas und Staatsanwalt Kreiskow. Sie setzten sich schweigend im-Vernehmungszimmer auf ein paar Stühle, die man in die hinterste Ecke gestellt hatte. Die Vorhänge vor den Fenstern waren zugezogen. New York lag im tiefen Schlaf.
»Los«, sagte der Sprecher des Vernehmungsteams. »Weene! Sie wollten über die Geschichte mit Neville auspacken. Ich muss Sie wieder einmal der Form halber fragen, ob Sie einverstanden sind, dass wir es auf Band aufnehmen. Sie können es ablehnen, aber dann würden wir einen Stenografen bitten, was Sie nicht ablehnen dürfen. Das Tonband bedeutet nur eine Arbeitserleichterung für uns. Sind Sie einverstanden?«
Weene nickte schwach. Das Tonbandgerät wurde eingeschaltet. Mister High dachte. Das war nicht ganz korrekt. Bei einem Stenografen kann Weene verlangen, dass der letzte Satz oder Absatz gestrichen wird, und dann darf das nicht ins Protokoll. Was von einem Tonband festgehalten wird, kommt ins Protokoll, ob er will oder nicht. Aber er sagte nichts dazu. Auch der Richter schwieg. Selbst der sonst so empfindliche Staatsanwalt Kreiskow, dem dieser kleine Fehler sicher nicht entgangen war, äußerte sich nicht dazu.
»Sie wollten über Neville sprechen, Weene. Schießen Sie los. Hatten Sie selbst mit Neville zu tun?«
»Ja. Ich habe ihn reingelegt mit dem alten Kerl…«
»Mit was für einem alten Kerl?«
»Na, mit dem Burschen, den Neville erschossen haben soll.«
»Er hat ihn also nicht erschossen?«
»Natürlich nicht! Das war doch alles nur so aufgezogen, dass die Indizien gegen Neville sprechen mussten!«
»Erzählen Sie das genauer!«
»Also, da war eines Tages wieder der Boss bei mir…«
»Welcher Boss?«
»Der schwarz Maskierte! Ich weiß doch nicht, wer er ist.«
»Okay, reden Sie weiter. Also, der Maskierte kam zu Ihnen, was sagte er?«
»Da wäre ein Bursche, mit dem er noch eine alte Rechnung zu begleichen hätte. Ich sollte mitmachen. Er würde gut zahlen. Na, ich weiß, dass er sich nie lumpen ließ, und da sagte ich ja. Die Sache war ganz einfach. Neville würde um halb elf in die Fletcher Street in eine bestimmte Toreinfahrt kommen. Ich sah mir die Einfahrt an. Sie war ganz günstig für unsere Zwecke, aber oben an der Hauswand hing eine Laterne. Ich bin raufgeklettert und habe das Kabel mit
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