Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0226 - Jagd auf Staatsfeind Nr. 1

0226 - Jagd auf Staatsfeind Nr. 1

Titel: 0226 - Jagd auf Staatsfeind Nr. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jagd auf Staatsfeind Nr. 1 (3 of 3)
Vom Netzwerk:
einer Schlägerei oder durch einen Schuss.«
    »Und wie kam Wocester ihm auf die Spur? Denn die Clifford verrät ja die Herkunft ihrer Informationen bestimmt nicht, sodass ich gar nicht danach zu fragen brauche.«
    »Sie schweigt wie ein Grab«, nickte Phil. Er fuhr sich übers Gesicht. Draußen graute bereits der Morgen. Er hatte noch nicht eine Minute geschlafen. »Wocester fragte auf gut Glück herum. Schon seit Tagen, seit man ihm den Fall aus den Händen genommen hat. Gestern Abend hatte er schließlich Glück. Der Besitzer der Kneipe scheint Wocester aus früheren Tagen zu kennen. Wocester brachte seine Frage an, und da platzte die Sache. Der Kneipenbesitzer hat den Burschen zufällig beobachtet, wie er in seinem Zimmer den Gipskorb abnahm, den er zur Tarnung vor dem Hals trug, als ob er eine Kieferoperation hinter sich hätte. Vermutlich hat der Gastwirt durch Schlüsselloch geblickt. Jedenfalls sah er, dass der Bursche keine Verletzung, sondern nur ein stark fliehendes Kinn hatte. Es fiel ihm sofort ein, als Wocester sich nah einem Mann mit fehlendem Kinn erkundigte.«
    »Immerhin«, murmelte der Chef. »Ein Teilerfolg ist es, und kein kleiner. Hoffentlich redet er.«
    »Bis jetzt sieht es nicht so aus. Nachdem ihn unser Doc zum Verhör freigegeben hat, wird er pausenlos bearbeitet.« Phil sah auf seine Uhr. »Das ist jetzt seit über vier Stunden. Bisher hat er noch keinen Ton gesagt. Nicht einmal seinen Namen gab er an. Aber damit kann ich ihn jetzt überraschen. Vielleicht lockert das seine Zunge ein bisschen. Wir haben die schwersten Geschütze auch noch nicht aufgefahren. Wenn wir ihn dem Buchvertreter gegenüberstellen und der ihn wiedererkennt, weiß er, dass ihm der elektrische Stuhl blüht. Dann müsste er eigentlich anfangen zu singen.«
    »Ließ er sich die Fingerabdrücke ohne Widerstand abnehmen?«
    »Nein. Wir mussten ihn mit drei Mann halten, damit sie ihm abgenommen werden konnten. Er dachte sich wohl, dass es mit seiner Anonymität vorbei wäre, wenn wir erst einmal seine Prints haben.«
    »Wie lange wollen Sie ihn vernehmen lassen?«, fragte der Chef.
    Phil war ans Fenster gegangen und blickte hinaus. Die Spitzen der Wolkenkratzer ragten in den Dunst des Morgens. Tief unten in den Straßen lagen noch die Schatten der Nacht, aber im Osten wurde es bereits hell. In einer knappen Stunde wäre die Sonne sicher schon auf gegangen.
    »Wir werden ihn verhören, bis er zusammenbricht - oder bis der Arzt uns die Fortsetzung verbietet«, sagte Phil hart. »Wenn es sein muss, sechsunddreißig Stunden ohne Pause. Er kann Kaffee, Essen und Zigaretten haben, so viel er will. Aber wir wollen wissen, wo die beiden Kinder sind…«
    Ein paar Herzschläge lang lag Schweigen im Zimmer, dick und beinahe greifbar. Das furchtbare Schweigen der bohrenden Ungewissheit. Zwei Kinder, um nichts als um das Leben zweier Kinder ging es.
    Der Chef stand auf.
    »Ja«, sagte er. »Natürlich. Tun Sie das. Sie haben von mir jede Rückendeckung gegenüber der Presse. Aber ich bin ausnahmsweise sogar sicher, dass uns die Presse diesmal nicht angreifen wird.«
    Mister High lächelte schwach.
    »Wenn dies alles hinter uns liegt«, meinte er mit einer resignierenden Geste, »dann werden wir Urlaub nehmen, Phil. Wir werden uns ausschlafen.«
    »Und wenn ich Sie mit Gewalt hier rausschleppen müsste«, nickte Phil grimmig. »Das werden wir. Darauf können sie sich verlassen. Bis nachher, Chef. Wenn was Dringendes eingeht, ich bin im Vernehmungsraum.«
    ***
    Phil ging mit der Karteikarte den Flur entlang. Vor der Tür zum Vernehmungszimmer blieb er stehen und lehnte den heißen Kopf gegen die kühle Türfüllung.
    Wenn er doch reden wollte, dachte er. Wenn er doch endlich reden wollte. Ich bin bald am Ende. Und sie anderen sind es auch. Aber wir müssen doch die beiden Kinder finden. Wir müssen. Müssen. Müssen…
    Er spürte, wie der Schlaf in ihm emporkroch wie eine zähe, breiige Flüssigkeit, die ihn einzuhüllen drohte wie in einem Meer von Watte. Bleib ein paar Minuten so stehen, sagte die Müdigkeit in ihm. Nur ein paar Minuten…
    Als er mit dem Knie einknickte und hart gegen die Kante des Türrahmens stieß, wurde er wach. Einen Augenblick wusste er nicht, wo er war. Dann rieb er sich die Augen. Er hatte ein oder zwei Minuten richtig geschlafen. Im Stehen. Mit dem Kopf gegen den Türrahmen gelehnt. Er zündete sich eine Zigarette an und ließ sie im Mundwinkel hängen. Solange mir der Rauch in die Nase und ins Auge

Weitere Kostenlose Bücher