0227 - Der Duplo und sein Schatten
betrügen konnte. Die größte Furcht aber flößte ihm das Wissen um seine Sicherheitsprogrammierung ein, die ihn automatisch töten würde, wenn er einen Fehler beging oder entlarvt wurde.
Die größte Sorge des Duplo war seine lückenhafte Erinnerung.
Grek-1 wußte nicht, wie mangelhaft das Erinnerungsvermögen der Woolver-Synthese tatsächlich war. Immer wieder durchforschte Tronar sein Gehirn nach allen Einzelheiten. Irgendwelche Geschehnisse in der Vergangenheit des echten Tronar Woolver blieben ihm unzugänglich. Der Duplo fühlte, daß es sich um entscheidende Geschehnisse handelte. Sein mangelndes Wissen machte ihn unsicher. Er begann zu befürchten, daß ihm, wenn er erst einmal unter den Terranern weilte, entscheidende Fehler unterlaufen würden.
Tronar Woolvers Duplikat wanderte ruhelos durch die kleine Kabine. Er wußte nicht, daß Lichtjahre von ihm entfernt der Bruder des echten Tronar Woolver ebenfalls unruhig in einem Raum auf und abging. Der Duplo wußte überhaupt nichts von Rakal.
Grek 1 hatte die Position des von ihm befehligten Raumschiffes nach dem Tod Tronar Woolvers abermals geändert. Der Riesenraumer der Maahks umlief eine planetenlose Sonne im Zentrum der Galaxis. Hier, in den Sternenballungen des Zentrums, war das gewaltige Schiff vor einer Ortung sicher. Die Ausstrahlungen der gedrängt stehenden Sonnen mußten jeden Ortungsversuch zum Scheitern verurteilen. Nur ein unwahrscheinlicher Zufall hätte zur Entdeckung des Maahk- Schiffes führen können.
Die Gedankengänge des Duplos wurden unterbrochen, als ein Maahk in den Raum trat. Woolver nahm an, daß es der Wissenschaftler war, der zu der fälligen Kontrolle kam. Bereitwillig legte sich der Duplo auf das für ihn angefertigte Spezialbett.
„Dies ist wahrscheinlich die letzte Untersuchung vor deinem Einsatz, Woolver", sagte der Maahk.
„Werden die vier Kampfschiffe so schnell zurückkommen?" fragte Tronar.
Der Wissenschaftler bejahte. „Der Kommandant legt Wert darauf, daß dein Gesundheitszustand angegriffen ist, wenn du bei den Terranern ankommst", erklärte er. „Ab sofort wirst du wie ein Gegner behandelt. Die Terraner sollen dir anmerken, daß du durch eine Hölle gegangen bist."
Bewegungslos ließ der Duplo die Untersuchung über sich ergehen. Der Maahk fand offenbar nichts, was ihn beunruhigte.
Schließlich beugte er sich über Woolvers Kopf. Durch die Sichtscheibe des Druckanzuges konnte Woolver ihn deutlich erkennen.
„Du mußt Grek-1 melden, wenn es dir gelingen sollte, dich noch an irgend etwas zu erinnern. Auch dann, wenn es dir unwichtig erscheint. Jeder Hinweis kann uns dabei helfen, herauszufinden, wie dein Original an Bord kommen konnte."
„Ja", erwiderte der Duplo mürrisch. „Der Kommandant hat mich bereits darauf hingewiesen."
Der Wissenschaftler schaute ihn längere Zeit schweigend an.
„Du machst einen unzufriedenen Eindruck", stellte er schließlich fest.
Woolvers Kopie erschrak. Er versuchte, seinem Gesicht einen zuversichtlichen Ausdruck zu verleihen. Er durfte nicht riskieren, daß Grek 1 seinen Plan änderte und auf seine Mitwirkung verzichtete. Bei der stark ausgeprägten Vorsicht des Kommandanten konnte ein Hinweis des Wissenschaftlers genügen, um den Einsatz des falschen Woolver zu verhindern.
„Ich denke an meine Aufgabe", sagte Tronar.
„Tatsächlich?" Der Maahk, der Grek 237 hieß, nahm wieder eine aufrechte Körperhaltung an. „Du darfst nicht unausgeglichen sein, wenn du bei den Terranern ankommst. Das könnte leicht dazu führen, daß die Sicherheitsschaltung in Funktion tritt und dich vernichtet."
„War das eine Drohung?" erkundigte sich der Duplo erregt. „Nein", sagte Grek 237. „Hat sich jemals einer der Maahk- Wissenschaftler Gedanken darüber gemacht, was ein von ihnen produzierter Duplo empfindet?" fragte Woolver.
„Wozu?" meinte der Maahk gelassen. „Wir stellen Duplos nur dann her, wenn wir sie benötigen. Sobald sie ihren Auftrag erfüllt haben, sind sie für uns unwichtig geworden."
„Und müssen sterben", vollendete der duplizierte USO-Mann.
„Natürlich", stimmte Grek 237 zu. „Da die Originalkörper in den meisten Fällen sowieso nicht mehr am Leben sind, ist dies nur ein logischer Vollzug."
„Ich möchte allein sein", bat der Duplo.
„Gib es auf, dir Gedanken zu machen", empfahl ihm der Maahk.
„Das ist bisher noch keinem Duplikat gut bekommen. Der Kommandant mag es nicht, wenn ein Duplo zu selbständig wird."
Mehr hatte der Wissenschaftler
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