0227 - Der Duplo und sein Schatten
fühlen."
„Haben Sie einen Bruder, Doc?"
„Mein Vater war Prospektor", Nardinis Stimme klang nachdenklich. „Er war ein Mann, der sein ganzes Leben dem Reichtum nachjagte. Auf der Suche nach wertvollen Erzen wagte er sich mit seinem verhältnismäßig langsamen Schiff bis in die Eastside der Galaxis vor. Er geriet in eine Raumschlacht zwischen zwei Blues-Flotten. Mein Bruder war damals mit an Bord. Es gelang ihm, das zu einem Wrack zerschossene Schiff aus der Gefahrenzone zu steuern. Dann funkte er um Hilfe. Als ein terranischer Wachkreuzer eintraf, war mein Bruder noch am Leben. Er starb erst während des Transportes zur Erde."
Nardini legte seine schlanken Hände auf den Tisch und spreizte die Finger, „Ich kann die Blues deshalb nicht hassen. Mr. Woolver."
„Obwohl Sie behaupten, daß Sie an meiner Stelle die gleichen Gefühle gegenüber den Maahks hegen würden?" fragte Rakal.
„Mein Vater und mein Bruder starben durch ein tragisches Schicksal, während Ihr Bruder Tronar von den Maahks mit voller Absicht getötet wurde."
Rakal Woolver schloß die Augen. Das war der Unterschied zwischen Dr. Nardini und den anderen medizinischen Betreuern: Nardini sprach mit Rakal offen über alle Dinge, während die anderen Männer versuchten, ihn abzulenken.
„Ich bin wie der abgestorbene Ast eines Baumes", sagte Rakal Woolver.
„Es gibt ein abgedroschenes Sprichwort, das noch immer Gültigkeit besitzt", sagte Dr. Nardini.
„Die Zeit heilt jeden Schmerz", erriet Rakal Woolver, „Ja. Sie werden feststellen, daß es auch für Sie zutrifft."
„Wie kann ich Tronar vergessen, wenn ich hier auf Kahalo bin, um auf die Ankunft seines Doppelgängers zu warten?"
„Rhodan wird versuchen, Sie anstelle des Duplos zu den Maahks zurückzuschicken. Sie sollen die Rolle des falschen Tronar Woolver übernehmen." Nardini strich über seinen tadellosen Anzug. „Es ist ein gefährliches Doppelspiel, das Ihnen bevorsteht.
Dabei werden Sie keine Zelt zum Nachdenken haben. Sie werden ununterbrochen wachsam sein müssen, wenn Sie überleben wollen."
Rakal lächelte grimmig. „Will ich es denn?"
„Die Antwort auf diese Frage werden Sie selbst herausfinden müssen", meinte der Mediziner. Seine Hände glitten über den Tisch, als wollten sie irgend etwas wegwischen. „Wie wäre es jetzt mit einer Partie Schach, Mr. Woolver?"
„Sie sind mir eine Revanche schuldig", entgegnete der Mutant.
Während die beiden Männer die Figuren aufstellten, geschahen in der Galaxis zwei Dinge von kosmopolitischer Bedeutung: Der akonische Kreuzer ASTAGUN näherte sich den Randbezirken des Kugelsternhaufens M-13, während gleichzeitig vier kleinere Einheiten das Riesenraumschiff des Grek-1 verließen.
Der Befehl, den Grek 1 den Kommandanten der vier kleineren Schiffe gegeben hatte, lautete: Ein Schiff der Akonen ist aufzubringen und anschließend unbeobachtet ins Zentrum der Milchstraße zu bringen.
Grek-1 bezweifelte nicht, daß dieser Befehl erfolgreich ausgeführt werden konnte. Die Waffen der Maahks mußten denen der Akonen grenzenlos überlegen sein. Außerdem rechneten die Akonen mit keinem Überraschungsangriff.
Der Duplo des Tronar Woolver wußte inzwischen von den Plänen des Kommandanten. Er hatte das Ausschleusen der vier Kampfschiffe verfolgt. Bald würden sie zurückkehren.
Tronar Woolvers Duplikat verbrachte den größten Teil der Zeit innerhalb seiner kleinen Kabine. In regelmäßigen Abständen erschien einer der maahkschen Wissenschaftler bei ihm, um ihn zu untersuchen. Ab und zu mußte der Inhalt seines Sauerstoffaggregates erneuert werden.
Der Duplo war erleichtert, daß Grek-1 ihn nicht länger mit Verhören quälte. Das bedeutete, daß der Plan des Kommandanten perfekt war. Tronar nahm diesen Umstand gleichgültig hin, weil er davor bewahrt blieb, sich in der gefährlichen Nähe von Grek-1 aufzuhalten.
Der Duplo wußte nicht, ob die Aufgabe. die Grek-1 ihm gestellt hatte, überhaupt lösbar war. Er sollte zu den Terranern gehen und ihnen die Rolle des echten Tronar Woolver vorspielen. Daß ihm dies gelingen würde, bezweifelte das in einem Multi-Duplikator entstandene Wesen.
Tronar Woolver war während seiner Herstellung konditioniert worden, deshalb würde er jeden ihrer Befehle gewissenhaft ausführen, Natürlich ahnte er, daß man ihn nach Erfüllung seines Auftrags eliminieren würde, und aus diesem Grund dachte er angestrengt darüber nach, wie er einerseits die Terraner täuschen und andererseits Grek 1
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