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0227 - Gefangen in der Totenstadt

0227 - Gefangen in der Totenstadt

Titel: 0227 - Gefangen in der Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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von einer hellen Gestalt zerrissen. Gegenüber dem Wesen, das die Hölle ausgespien hatte, erschien die Gestalt des Kämpfers für die Welt des Lichts.
    Denn der Mönch hatte unter der braunen Kutte ein Gewand in blendendstem Weiß verborgen. Es leuchtete wie Phospor in der Dunkelheit.
    Keinerlei Verzierungen waren an dem weitwallenden Kleidungsstück angebracht. Und wahrlich, jeglicher Zierat, so herrlich und künstlerisch er auch sein mochte, er hätte beim Glanz des lichthellen Stoffes wie eine Entweihung gewirkt.
    Jungfräulich schimmerte das Tuch, in dem der Sturm hin- und herriß und das der Gestalt des Mönches etwas Erhabenes gab.
    Um die Hüften war eine das Gewand zusammenhaltende Schnur gewunden, die aus Bergkristall zu bestehen schien. Aber es war, als hätten die Kristalle ohne Schnur und Kette in sich einen inneren Halt. Aus gleichem Material war auch die Schnur, an der ein spitz zulaufender Schild von der Größe einer Handfläche um den Hals des Mönches ging.
    Seine Oberfläche war wie das Wasser eines kristallklaren Bergsees bei totaler Windstille. Weder Verzierungen noch Zeichen oder Runen, aus denen Macht sprach oder die Stärke verliehen, waren angebracht.
    Und doch war der Schild in seiner Schlichtheit, in seiner Einfachheit schön. Aber jeder von denen, die das Höhere Wissen besaßen, kannten die Macht, die in diesem Schild wohnte.
    Denn der Stern von Myrryan-ey-Llyrana war das Vorbild, nach dem er einst geschaffen wurde.
    Auch der Dämon kannte den Schild. Und er bebte zurück, als er erkannte, über welche Waffe sein Gegner verfügte. Die beiden Duellanten waren zweifellos einander ebenbürtig. Einen Kampf wie diesen hatte Nguruthos, der Dämon, noch nie gekämpft.
    Er gab sich keinen Illusionen hin, daß der Ausgang dieses Fights ziemlich offen war.
    Dann begann der Kämpfer in Weiß mit wohlklingender Stimme zu reden.
    »Nun, da du dich mir in deiner ganzen Gestalt und Größe gezeigt hast, Dämon der Hölle, vernimm nun auch, wessen Weg du kreuztest! Du kennst das Gewand, vor dessen Farbe selbst die strahlend blinkenden Gletscher des Himalaya verblassen, als Zeichen meines Ordens. Denn überall auf der Welt sind wir es, die Väter der Reinen Gewalt, die euch Höllenbrut entgegentreten. Ich aber bin geschützt und gewappnet durch den Spiegel von Saro-esh-dyn! Und ich bin würdig, diesen Schild zu tragen. Denn ich bin aus dem Geschlecht derer, die einst das heilige Latium beherrschten. Ich war einer der Könige, die den Kronreif der Etrusker trugen. Ja, Dämon der Hölle! Ich war - ich bin einer jener Unsterblichen. Ich war - ich bin ein Lukumo! Und ich bin der Lukumo, der über Italias Fluren wacht. Lange war mein Schlaf, nachdem ich die Götter zum Mahle geladen hatte und man mich in dem Felsengrab beisetzte. Aber nun bin ich wieder erwacht. Und ich habe mich als den erkannt, der ich einst war. Denn in den Tagen der Alten trug ich die Königskrone von Rom, nachdem Romulus aus dieser Welt verschwunden war. Noch heute nennt die Menschheit meinen damaligen Namen, den sie nur aus Sagen und Legenden kennt, in Liebe und Ehrfurcht. Die Menschen der heutigen Zeit nennen mich Pater Aurelian! Ich bin Numa Pompilius! Erzittere, Dämon der Hölle!«
    Ein Wutschrei brandete aus der Kehle des Dämons. Denn der Name Numa Pompilius war ihm sehr geläufig. Zu Lebzeiten hatte er viele Dämonen aus Latium vertrieben. Er war es auch, der die Menschenopfer zu Ehren der Götter abgeschafft hatte.
    Erneut hörte Nguruthos die machtvolle Stimme Pater Aurelians.
    »Im Namen dessen, der über die Erde gebietet, das Weltall beherrscht und den Kosmos in seinen Händen hält, befehle ich dir, Dämon der unteren Welt, zu weichen. Ich befehle dir, hier und auf der Stelle zu verschwinden und den Boden des heiligen Latium nicht fürderhin mit deiner Anwesenheit zu besudeln. Ich erkläre dir kraft der Gewalt, die mir Macht gibt und die meine Stärke ist, daß du weder auf den Leib noch die unschuldige Seele dieses Mädchens ein Anrecht hast. Ihr Hilfeschrei ist durch die Himmel gedrungen, und rein ist sie im Angesicht der Hohen Throne. Hinweg mit dir, Teufel! Hinweg, ehe ich dich mit der Stärke, die mir gegeben ist, in das wesenlose Nichts schleudere, vor dem selbst ihr Dämonen zurückbebt. Apage, Satanas! - Weiche, Satan!«
    Die Antwort war ein Knurren, wie es ein Wolfsrudel ausstößt, wenn es sich um die geschlagene Beute balgt.
    »Genug der Höflichkeiten!« fauchte der Dämon. »Kämpfen wir! Du kennst den Einsatz

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