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0227 - Vier Killer kennen keine Gnade

0227 - Vier Killer kennen keine Gnade

Titel: 0227 - Vier Killer kennen keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vier Killer kennen keine Gnade
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ausschalten. Wenn wir von allen Leuten die Fingerabdrücke gefunden hatten, gab es jetzt nur noch zwei Männer, die wir zu suchen hatten. Den Indianer Chu-Ga’hta und den Boss Chock Mortens.
    Und hinter diesem Chock Mortens hatten wir siebzig Kollegen hergejagt. Sie stöberten ein halbes Dutzend gesuchte Gangster auf, als sie in den Slums von Bronx, in den Kneipen der Bowery, in den Docks am East River und den Werften des Hudson herumkrochen. Zweiundzwanzigtausend Polizisten von der Stadtpolizei trugen Mortens Bild mit sich herum. Überall, wo Straßenoder Brückenzoll erhoben wurde, waren die Beamten mit Mortens Bild versehen worden. Die Besatzung eines jeden Streifenwagens hielt Ausschau nach ihm.
    Vierunddreißigmal wurde blinder Alarm gegeben, weil jemand eine mehr oder minder große Ähnlichkeit mit Chock Mortens hatte. Vierunddreißigmal entschuldigten wir uns.
    Und dann kam der fünfte Tag…
    Morgens um neun tauchte Herbert Newman im Distriktsgebäude auf. Er war blass, ging an einem Stock und hatte sicherlich das Krankenhaus gegen den Protest der Ärzte verlassen.
    »Setz dich, Herbert«, sagte ich und schob ihm die Zigarettenschachtel hin. »Wie geht’s?«
    Er schien nichts von dem Misstrauen zu spüren, das in der Luft hing, seit er den Raum betreten hatte.
    »Danke«, lächelte er. »Wie soll’s gehen? Ich bin noch ein bisschen wacklig auf den Beinen. Aber ich hab’s nicht mehr im Bett ausgehalten. Ich muss euch doch die Geschichte erzählen. Ich bin doch der einzige, der sie euch erzählen kann.«
    »Okay«, sagte ich mit unbewegtem Gesicht. »Schieß los.«
    »Eigentlich fängt die Geschichte in den vierziger Jahren an«, sagte Herbert Newman. »Im zweiten Weltkrieg drüben, im alten Europa. Die Russen fingen an, sich zur Winterschlacht mit den Deutschen zu rüsten. Und da kam irgendein schlauer Kopf auf einen raffinierten Dreh. Sie dressierten Hunde. Die Tiere waren darauf abgerichtet, unter Panzerwagen Schütz zu suchen, sobald sie auf ihrem Rücken eine Last spürten. Na, der Rest war einfach. Man band den armen Viechern Minen auf den Rücken mit ’ner kleinen Antenne. Dann rückte die russische Infanterie auf ein paar hundert Meter an die deutschen Stellungen heran. Die Hunde wurden losgelassen. Well, sie taten, was sie gelernt hatten. Sie suchten Panzer und krochen darunter. In dem Augenblick, wo die Antenne den Panzer berührte, flogen Mine, Panzer und Hund in die Luft. Wartet mal ’nen Augenblick, ich bin gleich wieder da…«
    Er stand auf und humpelte an seinem Stock hinaus. Wir steckten uns Zigaretten an und rauchten schweigend. Keiner von uns wusste, ob diese Geschichte stimmte. Wir waren nie in Russland, und den zweiten Weltkrieg haben wir schon gar nicht an der deutsch-russischen Front miterlebt. Herbert Newman aber auch nicht. Also woher wusste er die Sache mit den Hunden?
    Des Rätsels Lösung hatte die ganze Zeit über im Distriktsgebäude gelegen. In Newmans Schreibtisch. Von dorther holte er nämlich ein kleines Taschenbuch. Es war ein Buch, wie es in einem Dutzend ähnlicher Versionen zu haben ist. »Geschichte des zweiten Weltkrieges.«
    Newman blätterte und hielt uns schließlich das aufgeschlagene Buch hin.
    »Da« sagte er. »Da steht’s mit den Hunden. Ich hatte es ein paar Tage vorher gelesen. Und da saß ich nun in unserem Wagen und dachte an alles mögliche, Vorwiegend natürlich an die Hitze, die gerade herrschte, da sehe ich auf einmal zwei Hunde aus den Felsen herauskommen und auf uns zu. Zwei Hunde. Und jeder von ihnen hat einen Kasten auf den Rücken geschnallt, und von den Kästen ragt eine Art Antenne in die Luft. Na, in der ersten Sekunde habe ich mir über die Augen gewischt und gedacht, ich träumte. Aber dann bellten die Tiere freudig und kamen näher. Und da sah ich, dass es kein Traum war. Ich riss die Tür auf und brüllte so laut ich konnte: ›’raus‹ Oder etwas Ähnliches. Jedenfalls stürzte ich mich hinaus und flog den Geröllhang hinab. Und da krachte es auch schon. Mir flogen Steine und sonst was um die Ohren, irgendetwas traf mich am Schädel und die Vorstellung war aus.«
    Ich überflog die paar Zeilen, wo in knappen Worten die Geschichte der Minenhunde berichtet wurde. Es stimmte. Es stimmte alles so, wie Newman es erzählt hatte. Ich schob ihm das Buch wieder über den Schreibtisch hinüber.
    »Okay«, sagte ich. Weiter nichts. Nur »okay«. Aber ich hatte es noch nie so frohen Herzens gesagt.
    »Ich denke, wir sollten einen Whisky auf deine

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