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0228 - Der Leichenpfad

0228 - Der Leichenpfad

Titel: 0228 - Der Leichenpfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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fand ihn auf einem flachen Hügel, wo kein Gestrüpp wuchs, nur hohes Gras.
    Wir legten unsere Last ab.
    Keuchend holte ich ein paarmal Luft. Die paar Meter hatten mich angestrengt, und ich ruhte mich für einen Moment aus.
    »Wie eine andere Welt!« bemerkte Will Mallmann sehr treffend.
    »Was meinst du?«
    Will deutete in die Runde. »Spürst du denn nicht diese unheimliche Atmosphäre, die den Friedhof belagert?«
    Vielleicht war ich bisher zu sehr mit mir selbst beschäftigt gewesen, auf jeden Fall mußte ich mich erst einmal umschauen, um das festzustellen, was Will gelungen war.
    Er hatte recht. Dieser Friedhof war anders. Wilder, unheimlicher?
    Das spürte ich nicht. Auf jeden Fall kühler, denn dafür sorgten die Zweige der Bäume, die wie lange Arme schützend über den alten Gräbern standen. Das Gewirr von Zweigen und Ästen deckte nicht nur die verwitterten Grabsteine ab, sondern auch das Unkraut, das hier wahre Urstände getrieben hatte. Es wuchs zumeist höher als die Grabsteine, so daß diese leicht zu Stolperfallen werden konnten.
    Dieser Friedhof war kein Vergleich zum Brompton Cemetery in London, wo sich das Finale unseres letzten Falls abgespielt hatte.
    Und Ratten hatte ich hier auch noch nicht gesehen.
    Will Mallmann hieb den Spaten in die Erde. »Hier fangen wir an«, sagte er bestimmend.
    Ich hatte nichts dagegen. Gemeinsam machten wir uns an die Arbeit. Während der Kommissar den Spaten in die Erde stach und die Brocken wegschleuderte, half ich ihm mit der Schaufel.
    Zwei Geisterjäger standen auf einem alten Friedhofshügel und spielten Totengräber. Das hatten wir auch noch nicht gemeinsam geschafft, aber zu zweit ging es schneller, während uns auch der Schweiß in Strömen über das Gesicht rann.
    Bald hatten wir keinen trockenen Faden mehr am Leib. Doch wir bissen die Zähne zusammen und machten weiter. Ich wunderte mich über Wills Kondition, sprach ihn darauf an und bekam grinsend die Antwort.
    »Das ist so, John. Wenn ich abnehme, bin ich immer in Hochform. Ich mache das ja nicht umsonst. Und jünger wird man auch nicht.«
    »Wem sagst du das«, stöhnte ich.
    Die Sonne wanderte weiter. Sie senkte sich auch, ihre Strahlen verloren an Kraft, sie fielen fast waagerecht über die Erde, wobei es den Anschein hatte, als würden sie den Boden küssen.
    Manchmal kam ein kühler Wind auf, der unsere Gesichter streichelte und guttat.
    Selbstverständlich mußten wir zwischendurch Pausen einlegen. In den kurzen Intervallen glitten unsere Blicke hinüber zum Dorf, das von dieser Stelle aus gut zu sehen war.
    Idyllisch lag es eingebettet in den sanften Bögen der Hügel. An einigen Stellen blitzte es auf. Immer dann, wenn die Strahlen der Sonne auf eine Fensterscheibe trafen.
    »Wenn ich nur wüßte, wo sich der Torso befindet«, meinte Will Mallmann und griff wieder zum Spaten.
    Ich hob die Schultern. »Da steht uns vielleicht noch eine grausige Entdeckung bevor.«
    »Möglich.«
    Wir hatten abgesprochen, das Grab nicht zu tief auszuheben.
    »Ich glaube, das reicht«, meinte auch Will und stützte sich auf seinen Spaten.
    Ich nickte, wischte den Schweiß von der Stirn und deutete mit einer Kopfbewegung zum Teppich.
    Will verstand. Gemeinsam hoben wir ihn mitsamt seinem schaurigen Inhalt in die Höhe und legten ihn in das Grab. Am Fußende mußten wir ihn ein wenig umbiegen, dann paßte er. Der Kopf folgte. Wir ließen ihn im Karton.
    Will Mallmann rieb sich die Hände.
    »Das wäre geschafft«, sagte er und atmete tief ein.
    Der Rest war ein Kinderspiel. So schnell es ging, schaufelten wir die Erde in das Grab und füllten es wieder auf.
    »Das müßte reichen«, sagte ich und ließ die Schaufel fallen.
    Auch Will warf seinen Spaten zur Seite, ging einige Schritte zur Seite und nahm auf einem Grabstein Platz, der nicht weit entfernt aus dem Boden schaute.
    Wir hatten Abend. Die Sonne war jetzt gesunken. Restlicht lag noch über dem Land, aber keine Strahlen mehr. Die Mücken tanzten ihre abendlichen Reigen und weit hinten auf der Straße fuhren lautlos die Fahrzeuge vorbei.
    »Sollen wir warten?« fragte der Kommissar.
    Ich hob die Schultern. »Das ist eigentlich egal. Wir können auch über den Totenpfad gehen.«
    »Dann muß ich den Wagen hierlassen.«
    »Du kannst ins Dorf vorfahren.«
    »Hör auf!«
    Danach schwiegen wir. Jeder von uns saugte die Atmosphäre dieses Friedhofs in sich ein. Er war nicht groß, ein winziger Totenacker, aber er hatte zu einem Dorf gehört, das auch nur wenige

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